System (systêma, Zusammenstellung): einheitliche, nach einem Prinzip durchgeführte Anordnung einer Mannigfaltigkeit von Erkenntnissen zu einem Wissensganzen, zu einem in sich gegliederten, innerlich- logisch verbundenen Lehrgebäude, als möglichst getreues Korrelat zum realen System der Dinge, d. h zu dem Ganzen von Beziehungen der Dinge untereinander, das wir annähernd im wissenschaftlichen Fortgange zu reconstruieren suchen (»natürliches System« im Unterschiede vom »künstlichen«). Die auf ein System hin arbeitende Methode ist systematisch, Methodenlehre (s. d.): Systematik. Ein philosophisches System ist die Vereinigung allgemeiner Erkenntnisse zur Einheit einer Weltanschauung.
System (systêma) im objektiv-realen Sinne, als Weltordnung, findet sich bei den Stoikern u. a. So ist nach M. CARRIERE die Natur selbst »ein System, ein in sich zusammenhängendes Ganzes« (Sittl. Weltordn. S. 113). - Ein System ist nach KANT »ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis« (Met. Anf. d. Naturwiss., Vorr. IV). Systematisch = methodisch (Log. S. 229). Nach KIESEWETTER ist ein System »eine Sammlung von Erkenntnissen, die nach der Idee eines Ganzen geordnet sind, in denen also Einheit herrscht« (Gr. d. Log. S. 242). Ähnlich definieren FRIES (Syst. d. Log. S. 268) u. a. Logiker. HEGEL erklärt: »Der freie und wahrhafte Gedanke ist in sich concret, und so ist er Idee und in seiner ganzen Allgemeinheit die Idee oder das Absolute. Die Wissenschaft desselben ist wesentlich System, weil das Wahre als konkret nur als sich zu sich entfaltend und in Einheit zusammennehmend und handelnd, d. i. als Totalität ist, und nur durch Unterscheidung und Bestimmung seiner Unterschiede die Notwendigkeit derselben und die Freiheit des Ganzen sein kann.« Prinzipwahrhafter Philosophie ist es, »alle besonderen Prinzipien in sich zu enthalten« (Encykl. § 14). Das Absolute ist die allgemeine Idee (s. d.), »welche als urteilend sich zum System der bestimmten Ideen besondert« (l. c. § 213). K. ROSENKRANZ bestimmt: »Die Totalität der methodischen Ausführung des Prinzips als eines sich selbst erzeugenden, gliedernden und sich genügenden Ganzen ist der Begriff des Systems« (Syst. d. Wissensch. S. 138). »Die Idee ist selbst System. Dies ist der Grund, welcher die Wissenschaft zur Systematik verpflichtet« (l. c. S. 139 ff.). TRENDELENBURG erklärt: »Der Zusammenhang der Begriffe und Urteile bildet das System, wie der Zusammenhang der Substanzen und Tätigkeiten die Welt bildet« (Log. Unt. II2, 411. ähnlich schon SCHLEIERMACHER, H. RITTER). E. DÜHRING bemerkt: »Das System ist in subjektiver Beziehung die vollendetste Form des Wissens, in objektiver aber die einzig mögliche Universalgestalt des mannigfach verzweigten Seins« (Curs. S. 39). GUTBERLET definiert: »Unter System im allgemeinen versteht man die Zusammenstellung (systêma) mehrerer ineinander eingreifender Mittel zur Erreichung eines Zwecks.« Im engeren Sinne ist System eine Verbindung von Wahrheiten, »welche, in entsprechende gegenseitige Unterordnung und Beiordnung gebracht, die vollkommene Erkenntnis eines Gegenstandes enthalten« (Log. u. Erk.2, S. 90 f.). Nach DEUSSEN ist ein System ein »Zusammenhang von Gedanken, welche sämtlich auf einen Einheitspunkt bezogen und von diesem abhängig gemacht werden« (Allg. Gesch. d. Philos. I 2, 48). Nach SIGWART hat die Systematik die Aufgabe, »die Totalität der in irgend einem Zeitpunkt erreichten Erkenntnisse als ein Ganzes darzustellen, dessen Teile durchgängig in logischen Verhältnissen verknüpft sind« (Log. II2, 695). HUSSERL betont, daß nicht wir die Systematik erfinden, sondern daß sie in den Dingen liegt und hier entdeckt wird (Log. Unt. I, 15). Vgl. J. J. WAGNER, Organ. d. menschl. Erk. S. 130 ff. Vgl. Wissenschaft.