Ding
Ding (chrêma, pragma,: 1) Allgemein jede Sache, jedes Etwas, das sich denken, von dem sich sprechen läßt. Gegensatz: das Nichts, das »Unding«. 2) Das Einzelding als Ganzes von Eigenschaften, das »Außending«, das reale Objekt, das wirkliche Wesen als Träger von Merkmalen. Der Ding-Begriff ist eine logische Kategorie (s. d.), er entsteht dadurch, daß das Ich einen konstanten Komplex von Qualitäten, der mit Widerstandsempfindungen verbunden auftritt, als ein einheitliches, identisches, dauerndes, wirkungsfähiges Wesen auffaßt, es nach Analogie seiner (des Ich) selber deutet. Das »Ding« ist ursprünglich eine Art Gegen-Ich, ein Ich-Analogon, d.h. ein ebenso Selbständiges, Kraftvolles, Permanierendes wie das Ich. Es ist von Anfang ein Vorstellungszusammenhang, der mehr als die unmittelbare Sinneswahrnehmung enthält, und der noch um einen »transzendenten Faktor« (s. d.), um eine durch »Introjektion« (s. d.) hineingelegte Art Ichheit bereichert wird. Die »Dinge« des naiven Menschen sind also mehr als bloße objektive Bewußtseinsinhalte, sie setzen sich aus etwas (vom philosophischen Standpunkte) Bewußtseinsimmanentem und etwas als transzendent, an sich seiend Gemeintem zusammen. Der Ding-Begriff entsteht formal aus der synthetischen Tätigkeit des Denkens, welche den Erfahrungsinhalt formt, material durch die Ergänzung der äußeren durch die innere Erfahrung. Einzeldinge erstehen dem erkennenden Bewußtsein erst durch die (apperzeptive) Zerlegung des Vorstellungsganzen.
Dem Realismus (s. d.) gelten die Dinge als Wesenheiten außer und unabhängig von dem Bewußtsein des Subjekts, dem Idealismus (s. d.) hingegen als Vorstellungen oder als Komplexe, Zusammenhänge von Vorstellungen und Vorstellungsmöglichkeiten.