Ethik - Leibniz, Kant


Ethische Intellektualisten und Aprioristen (Intuitionisten) sind R. CUDWORTH, der angeborene sittliche Ideen annimmt (The true int. syst. I, ch. 4), H. MORE (Enchir. III), BUTLER, REID, DUGALD STEWART u. a. Eine empiristische Ethik lehrt LOCKE, der die Ethik für eine demonstrative Wissenschaft hält (Ess. IV, ch. 3, § 18), nämlich für diejenige Wissenschaft, welche »die Regeln und den Anhalt für die menschlichen Handlungen, die zur Glückseligkeit führen, sowie die Mittel, sie zu erlangen, aufsucht« (l.c. ch. 21, § 3). Eine Gefühlsmoral, welche die sozialen Neigungen als Quelle des Sittlichen (s. d.) betrachtet, begründen SHAFTESBURY, CUMBERLAND, HUTCHESON. Auf Sympathiegefühle (s. d.) gründen die Ethik HUME und A. SMITH. Den empirischen Charakter der Ethik betonen besonders auch HOLBACH und HELVETIUS, welcher sagt: »J'ai cru qu'on devoit traiter la Morale comme toutes les autres sciences, et faire une Morale comme une Physique expèrimentale« (De l'espr. I, p. 4). Den Perfektionismus, die Auffassung des Sittlichen als des der Vervollkommnung des Ich gemäßen Handelns, lehrt LEIBNIZ. So auch CHR. WOLF. Die Ethik ist »scientia dirigendi actiones liberas in statu naturali, seu quatenus sui iuris est homo nulli alterius potestati subiectus« (Phil. rat. § 64). »Philosophia moralis sive Ethica est scientia practica, docens modum, quo homo libere actiones suas ad legem naturae componere potest« (Eth. I, § 4; vgl. § 2; »Ethik oder Sittenlehre«: Vern. Ged. von d. Kr. d. m. V. 9, S. 8). J. EBERT erklärt: »Die Ethik, welche auch die Moral im engeren Verstande genannt wird, lehrt die Pflichten., welche der Mensch gegen sich selbst zu beobachten hat, und die Mittel zur Tugend« (Vernunftl. S. 12).

KANT begründet eine aprioristische, formalistische Ethik, einen »Rigorismus« (s. d.), für den das Sittliche Selbtszweck ist; Quelle des Sittlichen ist nicht die Erfahrung, sondern die praktisch gesetzgebende (autonome) Vernunft. Die Ethik ist »die formale Philosophie, welche sich mit den Gesetzen der Freiheit beschäftigt« (Prolegom.). Ihr Endziel ist »die Aufsuchung und Festsetzung des obersten Prinzips der Moralität« (Grdl. zur Met. d. Sitt. 8). Formalistisch, später universalistisch ist die Ethik J. G. FICHTES. »So wie die theoretische Philosophie das System des notwendigen Denkens, daß unsere Vorstellungen mit einem Sein übereinstimmen, darzustellen hat; so hat die praktische das System des notwendigen Denkens, daß mit unseren Vorstellungen ein Sein übereinstimme und daraus folge, zu erschöpfen« (Syst. d. Sitt. Einl. S. III). SCHELLING betrachtet das Sittliche als ein Entwicklungsprodukt des Absoluten, so auch HEGEL, der eine universalistische Ethik, die zwischen subjektiver Moral und objektiver Sittlichkeit unterscheidet, lehrt. Nach SCHLEIERMACHER ist die Ethik ein »Erkennen des Wesens der Vernunft«, nicht normativ, sondern »beschauliche Wissenschaft« (Phil. Sitt. § 60 ff.). Sie ist ein »Ausdruck des Handelns der Vernunft« (l.c. § 75). Sie stellt dar »ein potentiiertes Hineinbilden und ein extensives Verbreiten der Einigung der Vernunft mit der Natur« (l.c. § 81). Sie zerfällt in Güterlehre, Tugendlehre, Pflichtenlehre (l.c. § 110 ff.). Ähnlich in manchem ist die Ethik von A. DORNER (Das menschl. Handeln 1895). SCHOPENHAUER lehrt eine (metaphysisch begründete) Mitleidsmoral, A. COMTE den Altruismus (s. d.). HERBART bestimmt die Ethik (praktische Philosophie, s. d.) als einen Teil der Ästhetik, als Lehre von den Billigungen und Mißbilligungen von, »Willensverhältnissen« (WW. IV, 105, II, 350). Verwandt sind die Lehren von STEINTHAL (Allg. Eth.) und ALLIHN. Nach diesem hat die Ethik »unter den mannigfachen Urteilen des Lobes oder Tadels, des Vorziehens und Verwerfens, die charakteristische Eigentümlichkeit derer, welche auf absolute Geltung Anspruch machen, hervorzuheben und die einzelnen Arten derjenigen Verhältnisse, welche die objektiven Gründe des absoluten Beifalls oder Mißfallens bilden, aufzusuchen« (Gr. d. allg. Eth. S. 12 ff.). BENEKE gründet die Moral auf die gefühlsmäßig zum Ausdruck kommenden Wertverhältnisse des Psychischen. Nach CZOLBE lassen sich die moralischen Gesetze nur aus der Erfahrung entwickeln (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 14). FEUERBACH lehrt eine eudämonistische Gefühlsmoral. So auch FECHNER. Den Individualismus (s. d.) betonen in der Ethik M. STIRNER, NIETZSCHE, der »Herrenmoral« und »Sklavenmoral« unterscheidet und sich als »Antimoralisten« bezeichnet, auch R. STEINER (Philos. d. Freih. S. 154 ff.).


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