Erfahrung - Fichte, Hegel
Einen »rationellen Empirismus« fordert GOETHE, die Verknüpfung der Tatsachen nach innerer Notwendigkeit (vgl. SIEBECK, Goethe als Denk. S. 23). G. E. SCHULZE betont: »Die Erfahrung liefert, für sich genommen, immer nur die Erkenntnis gegenwärtiger Gegenstände, und zwar lediglich in Ansehung dessen, was in ihnen vorhanden ist (nicht aber sein muß)« (Gr. d. allg. Log.3, S. 175). Nach HOFFBAUER heißt »erfahren« im weiteren Sinne »etwas sich durch den Sinn mit Bewußtsein vorstellen«, in der engeren Bedeutung »Gegenstände in dem Verhältnisse denken, in welchem sie in Rücksicht ihrer Einwirkung auf unsere Seele stehen« (Log. S. 4). Nach MAINE DE BIRAN ist die innere Erfahrung die Quelle der apriorischen (s. d.) Begriffe. Nach FRIES wird uns das Apriorische der Erkenntnis durch innere Erfahrung bewußt. Erfahrung ist »Erkenntnis, wiefern wir uns auch ihres notwendigen Zusammenhanges mit anderen durch ihre Unterordnung unter die apodiktischen Gesetze bewußt werden« (Syst. d. Log. S. 321), »apodiktische Erkenntnis, die aus der Einheit und Verbindung der Anordnung und Zusammensetzung der einzelnen Wahrnehmungen resultiert« (N. Krit. I, 308). Nach J. G. FICHTE ist Erfahrung »das System unserer Vorstellungen«. »Die Erfahrung kann höchstens lehren, daß Wirkungen gegeben sind, die den Wirkungen vernünftiger Ursachen ähnlich sind; aber nimmermehr kann sie lehren, daß die Ursachen derselben als vernünftige Wesen an sich wirklich vorhanden seien; denn ein Wesen an sich selbst ist kein Gegenstand der Erfahrung.« »Wir selbst tragen dergleichen Wesen erst in die Erfahrung hinein« (Üb. d. Best. d. Gelehrt. S. 17). Nach SCHELLING versteht man gewöhnlich unter Erfahrung »die Gewißheit, die wir durch die Sinne von äußeren Dingen und deren Beschaffenheit erhalten« (WW. I 10, 196). Schelling lehrt in späterer Zeit einen »höheren« »Empirismus«, der sich auch aufs Übersinnliche, Göttliche (durch Offenbarung) erstreckt (l.c. S. 198 f.). HEGEL macht die Erfahrung von den Bestimmungen des reinen Denkens abhängig. HERBART findet in den Erfahrungsbegriffen »Widersprüche« (s. d.), die seitens der Philosophie zu bearbeiten sind. Auch die innere Erfahrung enthält Widersprüche (Lehrb. zur Psychol.3, S. 11). BENEKE schätzt die innere Erfahrung als Quelle der Erkenntnis des Innenseins der Dinge. So auch SCHOPENHAUER (s. Wille). Nach ihm ist Erfahrung »alles, was in meinem empirischen Bewußtsein vorkommen kann« (Anmerk. S. 107). Nach ULRICI ist Erfahrung »das Ganze der unmittelbar notwendigen (objektiven) Gedanken und damit dasjenige Erkennen und Wissen, welches unmittelbar aus dem Zusammenwirken unseres Denkens mit dem reellen Sein entspringt« (Log. S. 58). Alle Erkenntnis, die auf der »Mitwirkung eines andern, von unserer Denkfähigkeit verschiedenen Faktors beruht«, ist eine »empirische oder Erfahrungserkenntnis« (Leib u. Seele S. 16).