Kopula

Kopula (Band): das Wortzeichen (»ist«, »sind« u.s.w.), welches im Satze die Beziehung von Subjekt und Prädikat ausdrücken kann. Das »Sein« im Sinne der Kopula bedeutet nicht die Existenz, sondern die als gültig gemeinte Zuordnung, Zugehörigkeit des Prädikats zum Subjektsbegriffe. Nach BOËTHIUS ist das »est« (»non est«) eine bloße »significatio qualitatis« (vgl. PRANTL, G. d. Log. I, 96). »Kopula« kommt zuerst bei ABAELARD vor: »Membra, ex quibus coniunctae sunt, praedicatum ac subiectum atque ipsorum copula.« »Verbum vero interpositum praedicatum subiecto copulat« (vgl. PRANTL, G. d. Log. II, 196). Nach CHR. WOLF ist die Copula »vocula ista, quae nexum praedicati et subiecti significat« (Log. § 201). KANT bestimmt die Kopula als »die Form, durch welche das Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt ausgedruckt wird« (WW. III, 287). Nach J. ST. MILL ist sie nur ein Zeichen der Prädikation (Log. I, 93). SCHELLING: »A ist B heißt: A ist nicht selbst, es ist nur Träger, d.h. Subjekt von B« (Darstell. d. philos. Empir. WW. I 10, 264). Die »Kopula« ist das absolute Band, die Identität im Absoluten. HEGEL erklärt: »Die Kopula: 'ist' kommt von der Natur des Begriffs, in seiner Entäußerung identisch mit sich zu sein; das Einzelne und das Allgemeine sind als seine Momente solche Bestimmtheiten, die nicht isoliert werden können« (Encykl. § 166). Nach CHR. WEISSE ist die Kopula nichts anderes als »die reine Denknotwendigkeit, nur noch nicht in ihre Momente auseinander gebreitet, sondern in eine unterschiedlose Allgemeinheit wie in einen Keim verschlossen« (Met. S. 113). Nach WAITZ bezeichnet die Kopula »die besondere Art der Beziehung und Verbindung, in welche Subjekt und Prädikat zueinander treten« (Lehrb. d. Psychol. S. 534). LOTZE definiert ähnlich wie Kant (Log. S. 59). Nach B. ERDMANN ist die Kopula »die Beziehung, welche im Urteile als zwischen Subjekt und Prädikat stattfindend ausgesagt wird« (Log. I, § 42). Nach WUNDT ist sie »diejenige Beziehungsform, welche das Verhältnis zweier Begriffe zu einem prädikativen erhebt« (Log. I, 147). Sie gehört dem Prädikate an (l.c. S. 143). SCHUPPE meint, das »ist« bedeute nicht eigentlich Identität. »Das Ding ist rot - deute ich... auf die Aussage des Seins, das Ding ist, - lasse aber dieses Sein zugleich durch das zugesetzte, ein rotes, determiniert sein« (Log. S. 138). Vgl. HODGSON, Phil. of Reflect. I, 353 ff.


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