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Natürliches System
Die Naturforscher bemühen sich, wie wir gesehen haben, die Arten, Gattungen und Familien jeder Klasse in ein sogenanntes natürliches System zu ordnen. Aber was versteht man nun unter einem solchen System? Einige Schriftsteller betrachten es nur als ein Fachwerk, worin die einander ähnlichsten Lebewesen zusammengeordnet und die unähnlichsten auseinander gehalten werden, — oder als ein künstliches Mittel, um allgemeine Sätze so kurz wie möglich auszudrücken, so dass, wenn man z.B. in einem Satz (Diagnose) die allen Säugetieren, in einem andern die allen Raubsäugetieren und in einem dritten die allen hundeartigen Raubsäugetieren gemeinsamen Merkmale zusammengefasst hat, man endlich im Stande ist, nur durch Beifügung eines einzigen ferneren Satzes eine vollständige Beschreibung jeder beliebigen Hundeart zu liefern. Das Sinnreiche und Nützliche dieses Systems ist unbestreitbar; doch glauben viele Naturforscher, dass das natürliche System noch eine weitere Bedeutung habe, nämlich die, den Plan des Schöpfers zu enthüllen; solange aber nicht näher bezeichnet wird, ob Anordnung im Raume oder in der Zeit, oder in beiden, oder, was sonst mit dem »Plane des Schöpfers« gemeint ist, scheint mir damit für unsere Kenntnis nichts gewonnen zu sein. Solche Ausdrücke, wie die berühmten LINNÉschen, die wir oft in mancherlei Einkleidungen versteckt wieder finden, dass nämlich die Charaktere nicht die Gattung machen, sondern die Gattung die Charaktere gebe, scheinen mir zugleich andeuten zu sollen, dass unsere Klassifikation noch etwas mehr als bloße Ähnlichkeit zu berücksichtigen habe. Und ich glaube in der Tat, dass dies der Fall ist, und dass die Gemeinsamkeit der Abstammung (die einzige bekannte Ursache der Ähnlichkeit organischer Wesen) das, obschon unter mancherlei Modifikationsstufen beobachtete Band ist, welches durch unsere natürliche Klassifikation teilweise enthüllt werden kann.