Koinzidenz der Gegensätze (»coincidentia oppositorum«), Zusammenfallen, Aufgehobensein der Gegensätze und Widersprüche des Seins im Einen, Unendlichen, Absoluten, Aufhebung der Vielheit (s. d.) in Gott. Der Begriff der »coincidentia« tritt (in gewissem Sinne schon bei ANAXIMANDER, s. Apeiron) zuerst bei NICOLAUS CUSANUS auf. Nach ihm sind in Gott, dem Unendlichen, das Größte und Kleinste eins (»coincidentia maximi cum minimo«, De doct. ignor. I, 4), in ihm verschwindet alle Vielheit, die nur der Welt (s. d.) als Explication des Göttlichen zukommt. »In divina complicatione omnia absque differentia coincidunt« (De coniect. II, 1). REUCHLIN erklärt: »In mente datur coincidere contraria et contradictoria, quae in ratione longissime separantur« (De arte cabbal. 1517). Nach G. BRUNO ist alles Widersprechende und Entgegengesetzte im Einen, im göttlichen Prinzipe eins und dasselbe (De la causa, Dial. V). Ähnlich SCHELLING. Vgl. Komplikation.