Erfahrung (Empirie) bedeutet im allgemeinsten Sinne des Wortes jedes Vorfinden, Erleben von Inhalten irgend welcher Art, jedes Aufnehmen eines Inhalts, jedes Perzipieren einer Bestimmtheit von Objekten oder des Subjektes. Im engeren Sinne ist Erfahrung die Erwerbung eines Wissensinhaltes durch die äußere oder die innere Wahrnehmung (s. d.), durch Beobachtung, Experiment, Induktion. So genommen, enthält die Erfahrung schon ein Denken. Erfahrungsinhalt ist das »Physische« (s. d.) und »Psychische« (s. d.), Form (s. d.) der Erfahrung die bestimmte, gesetzmäßige Tätigkeit des Intellekts, durch welche »Erfahrungen« gemacht werden. Die Form der Erfahrung stammt natürlich nicht selbst aus der Erfahrung, wenn sie auch erst und nur mit dem Erfahrungsinhalt (in einer konkreten Einheit, die erst die Reflexion zerlegt) besteht. »Äußere« und »innere« Erfahrung sind zwei verschiedene Aufmerksamkeitsrichtungen auf einen ursprünglich einheitlich gegebenen Inhalt: die äußere Erfahrung abstrahiert vom erlebenden Subjekt und geht dem objektiv-gesetzmäßigen Zusammenhange der Erfahrungsinhalte nach, die innere Erfahrung nimmt die Erlebnisse in ihrer unmittelbaren Beziehung aufs Subjekt, also als Erlebnisse oder Bewußtseinsvorgänge. - Das Wort »erfahren« weist auf die Annahme einer Wirklichkeit hin, von der wir Einwirkungen erhalten, die wir durch »varn« erreichen, erkunden (so schon bei NOTKER). Der Empirismus (s. d.) wertet die Erfahrung als einzige Quelle der Erkenntnis, der Rationalismus (s. d.) schreibt dem Denken überempirische Erkenntniskraft zu, der Kritizismus (s. d.) betont in verschiedener Weise die Notwendigkeit des Zusammenwirkens von Erfahrung und Denken.
Inhalt:
|
|