Funktion bedeutet: 1) physiologisch eine Betätigungsweise, Ausübung von Organen (z.B. Nerven-, Gehirnfunktionen), 2) das Abhängigkeitsverhältnis mathematischer Art, wonach zwei »Variable« sich in Korrelation miteinander verändern, ohne daß ein Kausalverhältnis zwischen ihnen vorliegt: y = f (x).
Von »sfunktiones animae« ist bei CAMPANELLA (Univ. phil. I, 6, 3), L. VIVES u. a. die Rede. Von »corporis functiones« sprechen u. a. DESCARTES (Pass. an. I, 17), SPINOZA (Eth. III, prop. II, schol.). Den mathematischen Funktionenbegriff bilden NEWTON und LEIBNIZ aus. KANT schreibt dem Begriffe (s. d.) eine »Funktion« zu, d.h. eine vereinheitlichende, ordnende Wirkung (Kritik d. r. Vern. S. 88). Der Materialismus (s. d.) betrachtet das Psychische als (physiologische) Funktion des Gehirns. Verschiedene Psychologen setzen das Psychische in ein dem mathematischen analoges Funktionsverhältnis zum Physischen, an Stelle der Annahme einer Wechselwirkung (s. d.). So nennt FECHNER »Funktionsprinzip« die Darlegung der den psychischen Vorgängen parallel gehenden physischen Phänomene (Elem. d. Psychophys. II, 380). WUNDT anerkennt ein »Funktionsverhältnis« nur zwischen Empfindung und Reiz (Phil. Stud. XII, 33). Die Funktion gehört zu den Formbegriffen (s. Form). Einige Forscher (MACH, AVENARIUS u. a.) wollen den Kausalitätsbegriff (s. d.) durch den Begriff der (logischen) Funktion (wenn a sich verändert, so auch b; die Veränderung von b ist eine Funktion der Veränderung von a) ersetzen. R. AVENARIUS nimmt zwischen dem Psychischen (s. d.), den Aussagen eines Individuums und dessen Gehirnveränderungen ein Funktionsverhältnis an in dem Sinne: »Wenn sich das erste Glied ändert, so ändert sich auch das zweite« (Bemerk. üb. d. Gegenst. d. Psychol. III; dagegen WUNDT, Phil. Stud. XIII, 359: XV, 404). Vgl. Parallelismus (psychophysischer), Seelenvermögen.