Gedanke: einzelner Denkakt, Denkinhalt, Denkprodukt, Begriff (s. d.). - Nach den Stoikern wird das phantasma zum ennoêma, epeidan logikê prospiptê psychê (Galen., Hist. phil. 92, 305; Dox. 636). DESCARTES versteht unter »cogitationes« alle Vorstellungsarten (s. Denken). CHR. WOLF nennt »Gedanken« die »Veränderungen der Seele, deren sie sich bewußt ist« (Vern. Ged. I, § 194), PLATNER »die bewußten Ideen der Phantasie - inwiefern sie verbunden sind mit dem Anerkenntnis der Merkmale der Sache« (Phil. Aphor. II, § 33). FRIES unterscheidet den »gedächtnismäßigen Gedankenlauf, der nach unwillkürlichen innern Gesetzen erfolgt«, und den »logischen Gedankenlauf, den wir willkürlich lenken« (Gr. d. Log. S. 13; Syst. d. Log. S. 53; N. Krit. I, 51). Nach HEGEL ist die Intelligenz »für sich an ihr selbst erkennend; - an ihr selbst das Allgemeine, ihr Produkt, der Gedanke ist die Sache; einfache Identität des subjektiven und Objektiven. Sie weiß, daß, was gedacht ist, ist; und daß, was ist, nur ist, insofern es Gedanke ist«. »Das Denken der Intelligenz ist Gedanken haben; sie sind als ihr Inhalt und Gegenstand« (Encykl. § 466). »Objektiver Gedanke« ist das Vernünftige in der Welt (l.c. § 24). Nach WUNDT entsteht durch die Zerlegung von Gesamtvorstellungen (s. d.) ein »Gedankenverlauf« von diskursivem Charakter (Log. I2, S. 33 ff.; Vorles. üb. d. Mensch.2, S. 340 ff.). »Gedanke« ist die Gesamtvorstellung, die einer beziehenden Analyse unterworfen wird (Gr. d. Psychol.5, S. 321). Nach SERGI ist der Gedanke die »sensibilité transformée« (Psychol. S. 155). AVENARIUS sieht im Gedanken ein »Nach-Nachbild« der Wahrnehmung (Kr. d. r. Erf. II, 77). »Nachgedanke« ist der »unanschauliche Rest des verflüchtigten Gedankens« (ib.). Nach NIETZSCHE sind Gedanken nichts als die »Schatten unserer Empfindungen - immer dunkler, leerer, einfacher als diese«, sie sind nur Zeichen, Symbole, Wirkungen von Triebbewegungen (WW. XI, 6, 250, 264 ff., 258; X, S. 194 f.). Vgl. Denken.