Als Zustand und Wirkung von Vorstellungsbeziehungen faßt des Gefühl HEBBART auf (Psych. a. Wiss. I, 68 f., 81 f.). »Die Gefühle und Begierden sind... veränderliche Zustände derjenigen Vorstellungen, in denen sie ihren Sitz haben« (Lehrb. z. E. in d. Ph. § 159). Nach NAHLOWSKY bezeichnen Gefühl und Streben »nur besondere Modifikationen, die sich mit den Vorstellungen, bei ihrem Zusammentreffen im Bewußtsein, ereignen«. Sie resultieren aus den Vorstellungen (Das Gefühlsleb. S. 42). Das Gefühl ist »unmittelbares Innewerden der Hemmung oder Förderung unter den eben im Bewußtsein vorhandenen Vorstellungen« (l.c. S. 48), oder »das unmittelbare Bewußtsein der momentanen Steigerung oder Herabstimmung der eigenen psychischen Lebenstätigkeit« (ib.). Vom Gefühl ist der »Ton« der Empfindung (s. d.) zu unterscheiden. Die »gemischten« Gefühle sind »Gefühlsoscillationen« (l.c. S. 58). Die Einteilung der Gefühle ergibt sich nach dem Tone und nach den Ursprungsbedingungen des Gefühls (l.c. S. 49 ff.): Lust - Unlust; formelle, qualitative Gefühle. Nach LAZARUS bezieht sich das Gefühl immer auf eine Reihe von Vorstellungen, es ist der Zustand der Seele während des Vorstellens (Leb. d. Seele I2, 285 ff.). So sagt auch VOLKMANN: »Das Bewußtwerden des Spannungsgrades des Vorstellens« ist das, was wir Gefühl nennen (Lehrb. d. Ps. II4, 302). Eine Begleiterscheinung des Erkennens (und Wollens) ist das Gefühl nach J. H. FICHTE (Psych. I, 227; II, 136). Nach LIPPS entstehen Gefühle in uns, »wenn Vorstellungen sich unterstützen, im Gleichgewicht halten, hemmen« (Grundt. d. Seel. S. 19 f.). Nach KROELL ist das Gefühl eine sekundäre Form der psychischen Erscheinungen, eine Folge der Vorstellungen (Die Seele i. Lichte d. Mon. S. 27, 29). Nach MEINONG ist die Vorstellung für das Gefühl eine psychologische, das Urteil nicht selten eine Mit-Voraussetzung (Wertth. S. 34 f.). Es gibt Vorstellungs- und Urteilsgefühle (»Gefühle, denen... auch ein Urteil wesentlich ist«, S. 35). Ferner gibt es Wissens-, Wert-, Gefühlsund Begehrungsgefühle (S. 35, 38, 63). Ähnlich lehrt über das Wesen des Gefühls HÖFLER (Psychol. S. 19, 389 f., 387, 401).
Andere führen die Gefühle auf (organische und Spannungs-) Empfindungen zurück, so E. MACH (Anal. d. Empfd.4, S. 17), MÜNSTERBERG (Beitr. z. exp. Psychol. H. 4), der Lust und Unlust mit Streck - und Beugungsbewegungen in Zusammenhang bringt. Nach R. WAHLE sind Gefühle »nur Körpererregungen mit dazu gehörigen Phantasien und Ideen« (D. Ganze d. Ph. S. 378). »Die durch gewisse Empfindungen und Vorstellungen angeregten Bewegungen, Bewegungstendenzen und Empfindungen, welche in ihrer completen Ausgestaltung die Affekte ergeben, bilden als Rudimente und in Verkürzungen die Gefühle« (S. 339). Lust ist Elevation, Unlust ist Depression oder Unruhe (S. 369 f.). Vgl. Affekt.