»Die Vorzüge des alten Adels«
Eine Erzählung aus dem Französischen.
Lemgo 1772. 8°. 80 S.
Eine Karikatur von einem alten Baron, der außer dem alten Adel kein Heil kennet, versagt seine Tochter einem neuen Edelmann. Die junge Baronessin ist nicht so bekümmert um die Ahnen und flieht mit ihrem Geliebten davon, und das mit so wenig adeliger Delikatesse, daß sie drei der ältesten Ahne[n]gemälde braucht, ein Regenloch zu verstopfen, das ihre Flucht hinderte. Eine standsmäßige Heurat des Sohnes mit einem scheelen buckligen Zweig eines der ältesten Häuser tröstet den Alten, und die Begeisterung des Weins weckt seine Zärtlichkeit gegen seine Tochter so sehr wieder auf, daß er ihr den Schandflecken vergibt, den sie seiner Familie angehängt hat. – Man kann einen alltäglichen Gegenstand der Satire nicht alltäglicher bearbeiten. Wird denn das Dichter- und Philosophenvolk nie begreifen, daß der Adel noch ganz allein dem Despotismus die Waage hält? Wir wünschten, daß der wahre Adel nur eine bessere, erleuchtetere Erziehung haben möchte, und dann wollten wir gerne den nach unserer Verfassung so nötigen Unterschied der Stände dulten. Ahnenstolz ist nicht ein Haar mehr lächerlich als Gelehrtenstolz, Kaufmannstolz, Burgerstolz und alle übertriebene Parteilichkeit für Vorzüge des Glücks. Wer gelernt hat, Zufriedenheit auf der Stufe zu finden, wo er steht, der wird alle Stufen über und unter sich mit Gleichgültigkeit ansehn. Aber erst muß man aufhören, selbst Scapin zu sein, ehe man über den Arlequin spotten darf.