Gut

Auf das Gefühl bezieht das Gute FECHNER. Gut ist die Lust schlechthin (Üb. d. höchste Gut S. 6 ff.). Gut ist, was geeignet ist, den Glückseligkeitszustand der Welt zu fördern (Tagesans. 131; vgl. Zend-Avesta I, 232, 243). Nach SCHUPPE bedeutet »gut«: »es gewährt mir Lust«, »ich will« (Grdz. d. Eth. S. 19). An sich gut ist »die Lust an der bewußten Existenz oder am Bewußtsein« (l.c. S. 108). Nach GIZYCKI ist alles gut, was unmittelbar oder mittelbar Ursache angenehmer Bewußtseinszustände ist oder was unangenehme Bewußtseinszustände hintanhält (Moralphilos. S. 10). Gut ist der Name für »Freude erzeugen oder Leid verhindern« (l.c. S. 12). Individuell und sozial Gutes sind zu unterscheiden (l.c. S. 18) Sittlich gut ist, was die allgemeine Wohlfahrt oder Glückseligkeit befördert (l.c. S. 4). KREIBIG; definiert »gut« als Lust erregend (Wertth. S. 18). »Autopathisch« gut heißt »dem Wertenden eigene Lust bringend«, »heteropathisch« so viel wie »fremden Subjekten Lust bringend«, »ergopathisch« so viel wie »lustauslösend bei objektivem Genießen« (l.c. S. 21). Höchstes Gut ist »die möglichst reiche Entfaltung und Betätigung der geistigen und leiblichen Kräfte des Menschen« (l.c. S. 18). Auf das Wollen, Begehren bezieht das Gute VOLKMANN: »Nicht weil etwas ›sub specie boni vel mali‹ erscheint, wird es begehrt oder verabscheut, sondern was wir begehren oder verabscheuen, erscheint als ›bonum‹ oder ›malum‹, weil und solange wir es begehren oder verabscheuen« (Lehrb. d. Psychol. II4, 423). HARMS erklärt ähnlich: »Nicht weil wir etwas als gut erkannt haben, wollen wir es, sondern wir erkennen es als gut, weil wir es wollen. Erst durch den Akt des Wollens ist das Gedachte ein Gut« (Abhandl. zur system. Philos. S. 71 f.). Ähnlich WITTE (Wes. d. Seele S. 168). J. H. FICHTE: »Jeder dauernd befriedigte Trieb erzeugt einen Zustand im Subjekte, der als ein eigentümlich Begehrenswertes, als ein ›Gut‹ empfunden wird« (Psychol. II, 152). Gut ist nach ULRICI, was einen Wert (s. d.) für uns hat (Gott u. d. Natur S. 604). Nach AHRENS ist gut alles), »was der vernünftigen Natur des Menschen und den darin begründeten wahren Bedürfnissen angemessen, also überhaupt erstrebenswert ist« (Naturrecht I, 226, 251). Das höchste Gut liegt »in der Erstrebung und der praktischen Darbildung der Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott« (l.c. I, 251). E. LAAS bestimmt: »Ein Gut ist jedem in jedem Momente dasjenige, d.h. es erscheint ihm momentan als ein solches, was ihm Lust bereitet, ein Bedürfnis befriedigt und von Schmerzen befreit« (Ideal. u. Positiv. II, 219). Höchstes Gut ist »die möglichste Schmerzlosigkeit und der höchste Überschuß von Lust und Unlust für alle fühlenden Wesen« (l.c. II, 293). Nach W. JAMES besteht das Wesen des Guten darin, daß es eine Forderung befriedigt (Wille z. Glaub. S. 182). Nach SIDGWICK ist gut, was ein Mensch vernünftigerweise wünschen müßte (»what a man may reasonably desire«, Meth. of Eth.3, p. 401). F. BRENTANO erklärt: »Das mit richtiger Liebe zu Liebende, das Liebwerte ist das Gute im weitesten Sinne des Wortes« (Vom Urspr. sittl. Erk. S. 17). Das Liebens- und Hassenswerte bemerken wir mit ursprünglicher Evidenz (l.c. S. 21). Nach NIETZSCHE bedeutet »gut« vom Standpunkte der »Herrenmoral«, was die Macht, den Willen zur Macht erhöht, befriedigt, zugleich das Vornehme, Edle; vom Standpunkt der »Sklavenmoral« ist »gut« das Nützliche, Friedliche, Duldsame, Gehorsame etc. (Jens. von Gut u. Böse2, S. 228 ff.; vgl. Sittlichkeit). Die Begriffe »gut« und »schlecht« will Nietzsche im Sinne der Herrenmoral, der Übermenschen-Idee (s. d.) umwerten.

Als das Zweckvolle, den einzelnen wie die Gesamtheit Fördernde gilt das Gute bei vielen Ethikern und Soziologen. Nach LIPPS ist gut, »was unserer seelischen Natur gemäß ist und sie befriedigt« (Grundt. d. Seelenl. S. 61,). Nach PAULSEN ist »gut«, worauf der Wille »mit seiner ganzen Natur gerichtet ist, nämlich auf Erhaltung und Entfaltung des Eigenlebens und der Gattung« (Syst. d. Eth. I5, 320). »Gewisse Verhaltungsweisen sind gut, sofern sie die Tendenz haben, menschliche Lebensgüter zu erhalten und zu mehren« (Einl. in d. Philos.2, S. 437). Höchstes Gut ist für den einzelnen ein »vollkommenes Menschenleben, d.h. ein Leben, in dem es zu voller Entfaltung und Betätigung aller leiblich-geistigen Kräfte des Menschen kommt« (l.c. I, 17). Nach WUNDT ist das Gute »kein Glücksgut, sondern ein objektives geistiges Erzeugnis« (Eth.2, S. 503). Nach H. SPENCER ist gut, was einem Zwecke angemessen ist (Prinzip. d. Eth. I, § 8). »Stets und überall... werden Handlungen gut oder böse genannt, je nachdem sie ihren Zwecken gut oder schlecht angepaßt sind« (l.c. S. 26). Das beste Handeln ist das am meisten Leben und Glück fördernde (l.c. S. 27, § 16, S. 49). HÖFFDING nennt eine Handlung gut, »wenn sie die Wohlfahrt bewußter Wesen bewahrt und entwickelt« (Eth. S. 43). »Gut« und »böse« enthalten ein Zweckurteil nach IHERING (Zweck im Recht II, 214). Alles Gute ist relativ (l.c. S. 215). Nach RATZENHOFER ist gut die artgemäße Entwicklung (Posit. Eth. S. 39 ff.). Nach P. RÉE ist »gut«, social geurteilt, das Löbliche, Belohnenswerte, schlecht das Verwerfliche. Sonst sind gut und allgemein-nützlich identisch (Philos. S. 25, 51) - Nach SIMMEL ist das Gute so viel wie »dasjenige, was eben verwirklicht werden soll« (Einl, in d. Moralwiss. I, 47).

Als Wertprädikate bestimmt gut und böse A. DÖRING, und zwar als Wertprädikate für Handlungen und Gesinnungen, d.h. Willensrichtungen (Philos. Güterlehre S. 224). »Ein Gut ist etwas, das Wert hat« (l.c. S. 2), »ein Objekt oder Verhältnis, das dadurch für uns Wert hat, daß es Lust erregt, indem es ein Bedürfnis befriedigt« (l.c. S. 76). Höchstes Gut ist »das Bewußtsein objektiven Wertes« oder »die begründete Selbstschätzung« (l.c. S. 323). Nach EHRENFELS ist ein Gut »das Objekt einer positiven Wertrelation« (Werttheor. I, 71). C. STANGE: »Das in sittlicher Beziehung Wertvolle bezeichnen wir als gut; das in sittlicher Beziehung Unwerte bezeichnen wir als böse« (Einl. in d. Eth. II, 11). Es sind elementare ethische Wertprädikate (ib.). »Im ethischen Sinne gut ist das, was der Pflicht gemäß ist, böse, was der Pflicht zuwider ist« (l.c. S. 19). Sittliche Güter sind »solche Produkte, resp. Mittel des menschlichen Handelns, bei denen das menschliche Handeln, durch welches jene Güter produziert werden oder dem jene Güter als Förderungsmittel dienen, als sittliches Handeln in Betracht kommt« (l.c. II, 16 f.). Vgl. Sittlichkeit, Tugend, Übel, Optimismus.


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