Auf das Streben als dessen Objekt bezieht das Gute HOBBES: »Quicquid... appetitus in homine quocunque obiectum est, eidem illud est, quod ab ipso appellatur bonum« (Leviath. I, 6). Gut ist das Lusterregende. Es gibt kein absolutes Gut (Hum. Nature ch. VII, 3). Das erste Gut ist für jeden die Selbsterhaltung: »Bonorum autem primum est sua cuique conservatio« (De hom. C. 11, 5 f.). Auch SPINOZA bestimmt das Gute Subjektivistisch als Strebensobjekt: »Constat..., nihil nos conari, velle, appetere neque cupere, quia id bonum esse iudicamus; sed contra nos propterea aliquid bonum esse iudicare, quia id conamur, volumus, appetimus atque cupimus« (Eth. III, prop. IX, schol.). Die Relativität und Subjektivität des Gut-Sein ist zu betonen: »Bonum et malum quod attinet, nihil etiam positivum in rebus, in se scilicet consideratis, iudicant, nec aliud sunt praeter cogitandi modos seu notiones, quas formamus ex eo, quod res ad invicem comparamus. Nam una eademque res potest eodem tempore bona et mala et etiam indifferens esse« (l.c. IV, praef.). Das Gute ist das wahrhaft Nützliche, das menschlich-vernünftige Sein Erhaltende und Fördernde. »Per bonum... intelligam id, quod certo scimus medium esse, ut ad exemplar humanae naturae, quod nobis proponimus, magis magisque accedamus« (Eth. IV, praef.). »Per bonum id intelligam, quod certo scimus nobis esse utile« (l.c. IV, def. I). »Id bonum aut malum vocamus, quod nostro esse conservando prodest vel obest, hoc est, quod nostram agendi potentium auget vel minuit, iuvat vel coërcet« (l.c. IV, prop. VIII). »Nihil certo scimus bonum aut malum, nisi id, quod ad intelligendum re vera conducit, vel quod impedire potest, quo minus intelligamus« (l.c. IV, prop. XXVII). »Summum mentis bonum est Dei cognitio« (l.c. IV, prop. XXVIII). »Quatenus res aliqua cum nostra natura convenit, actus necessario bona est« (l.c. IV, prop. XXXI). Das Gute wünscht der Tugendhafte auch seinen Nebenmenschen: »Bonum, quod unusquisque, qui sectatur virtutem, sibi appetit, reliquis hominibus etiam cupiet, et eo magis, quo maiorem Dei habuerit cognitionem« (l.c. IV, prop. XXXVII). GEULINCX bestimmt: »Bonum est, quod amamus; malum, quod aversamus; utile est medium boni« (Eth. III, § 5 f.). Nach LOCKE heißt ein Gut, was die Lust in uns zu wecken oder zu steigern oder die Unlust zu mindern vermag (Ess. II, ch. 20, § 2). CUMBERLAND erklärt: »Bonum est, quod rei cuiuslibet, vel plurium facultates conservat, vel insuper adauget et perficit« (De leg. nat. C. 3, p. 161). LEIBNIZ unterscheidet das Gute in das Angenehme und Nützliche (Nouv. Ess. II, ch. 20, § 2). Der freie Wille geht auf das Gute (Theod. I, § 147, so schon die Scholastiker). Das »metaphysische« Gut besteht in der Vollkommenheit der Dinge, das »physische« im Wohle der Geister, das »moralische« im Sittlichen (l.c. II, Anh. IV, § 29 ff.). »Physische« Güter sind alle Lustgefühle, alle Kraftbetätigungen, die uns nicht lästig werden (l.c. II B, § 261). Nach CHR. WOLF ist gut, »was uns und unseren Zustand vollkommener machet« (Vern. Ged. I, § 422). »Bonum est, quidquid nos stratumque nostrum perficit« (Psychol. empir. § 554). »Beatitudo philosophica seu summum bonum hominis est non impeditus progressus ad maiores continuo perfectiones« (Philos. pract. I, § 374). Wie Wolf definiert auch BILFINGER (Diluc. § 289). Nach FERGUSON ist ein Gut »alles, was die Wohlfahrt der Gesellschaft oder irgend eines geliebten Gegenstandes befördert« (Grunds. d. Moralphilos. S. 63). »Alles, wovon wir glauben, daß es in sich selbst eine Vollkommenheit ausmache oder uns einen Vorzug gewähre, halten wir für gut« (ib.; vgl. S. 122 ff.). Nach ROUSSEAU wird das »Gute« durch das Gefühl bestimmt (Emil IV, S. 156). VOLNEY nennt ein Gut alles, was zur Erhaltung und Vervollkommnung des Menschen geeignet ist (Ruinen, nat. Ges. a. 4, S. 232). Nach J. BENTHAM ist gut die Lust oder die Ursache von Lust.
Nach KANT ist praktisch (sittlich) gut das, »was aus Gründen, die für jedes vernünftige Wesen als ein solches gültig sind, den Willen bestimmt« (Grundleg. zur Met. d. Sitt. 2. Abschn.; WW. IV, 261), was dem Vernunftgesetze gemäß ist (Kr. d. prakt. Vern. 1. T1., 1..B., 2. Hptst.). Gut ist, »was vermittelst der Vernunft durch den bloßen Begriff gefällt«. Was zu etwas, als Mittel, gut ist, ist das Nützliche; an sich gut ist, was für sich gefällt (Krit. d. Urt. I, § 4). Das Gute führt ein reines (unsinnliches) Wohlgefallen mit sich (l.c. § 5). »Gut« heißt das, was geschätzt, gebilligt wird, was Achtung erweckt (ib.). Höchstes Gut heißt die unbedingte Totalität des Gegenstandes der reinen praktischen Vernunft (Kr. d. prakt. Vern. 1. T., 2. B., 1. Hptst.). Tugend (s. d.) ist das oberste Gut, das vollendete Gut aber schließt auch Glückseligkeit ein (l.c. 2. Hptst.). Glückseligkeit in genauer Proportion mit der Sittlichkeit macht das höchste Gut aus (WW. III, 537). Dieses ist ohne Freiheit, Unsterblichkeit, Gott nicht möglich (WW. V, 140; vgl. III, 535). Das einzige wahrhafte Gute ist der sittliche Wille: »Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung könnte für gut gehalten werden, als allein ein guter Wille« (WW. IV, 241). G. E. SCHULZE definiert: »Der Gegenstand des Begehrens heißt ein Gut« (Psych. Anthropol. S. 406). Nach J. G. FICHTE ist das höchste Gut »die vollkommene Übereinstimmung eines vernünftigen Wesens mit sich selbst« (Bestimm. d. Gelehrt. 1. Vorles.). Nach HEGEL ist das Gute »der Inhalt des allgemeinen, an und für sich seienden Willens« (Encykl. § 507), das »an ihm selbst bestimmte Allgemeine des Willens« (l.c. § 508), die »realisierte Freiheit, der absolute Endzweck der Welt« (Rechtsphilos. S. 171 f.; vgl. Log. III, 320). K. ROSENKRANZ bestimmt das Gute als den allgemeinen Begriff des freien Willens (Syst. d. Wiss. S. 437 ff.). Nach ESCHENMAYER hat das Gute »immer einen Zweck, der auf die Gemeinschaft vernünftiger Wesen hinausgeht« (Psychol. S. 380). »Wir halten etwas nur darum für gut, weil es dem Standpunkt des Ich übergeordnet ist.« Das Gute kann nicht durch Begriffe oder Gefühle gemessen, sondern nur durch den Willen erstrebt werden (l.c. S. 419). Nach CHR. KRAUSE ist das Gute »das Wesentliche des Lebens«, das, »was im Leben wirklich gemacht (dargelebt) werden soll« (Abr. d. Rechtsphilos. S. 5). Nach SCHOPENHAUER bezeichnet »gut« »die Angemessenheit eines Objekts zu irgend einer bestimmten Bestrebung des Wollens«. Alles Gute ist relativ, es gibt kein »höchstes Gut« (W. a. W. u. V. I. Bd., § 65). BENEKE nennt gut alles die eigene und fremde geistige Entwicklung Fördernde. Güter und Übel sind »die geistigen Förderungen und Herabstimmungen nicht weniger als die sinnlichen« (Sittenlehre II, 26). Nach SCHLEIERMACHER ist gut jedes Einssein bestimmter Seiten von Vernunft und Natur, Harmonie der Gegensätze (Philos. Sittenl. § 91 ff., § 135). »Gut ist jedes bestimmte Sein, insofern es Welt für sich, Abbild des Seins schlechthin ist« (l.c. § 91). Das höchste Gut ist der Inbegriff aller einzelnen Güter (l.c. § 141). Das Böse ist an sich nichts und kommt nur mit dem Guten zum Vorschein, es ist nur der negative Faktor im Prozess der werdenden Einigung, es ist »das ursprüngliche Nicht-vernunft-sein der Natur« (l.c. § 91). Sociale Güter sind Staat, bürgerliche Gemeinschaft, Schule, Kirche. LOTZE sieht im Guten Grund und Zweck des Seienden (Mikrok.). Gut sind die Formen des Wollens und der Gesinnung, die unser Gewissen billigt und gebietet (Mikrok. III2, 605). Güter sind förderliche Eindrücke, wenn sie einem beständigen Bedürfnisse unserer Natur entgegenkommen (l.c. S. 606). Das Dasein des Bösen ist nicht voll zu begreifen (l.c. S. 605).