Einen strengen, logisch bestimmten Pantheismus lehrt SPINOZA. Gott ist ihm das All, die ewige, unendliche Einheit, das absolute Sein, die Substanz (s. d.), die schaffende Natur (»natura naturans«, s. d.); die Einzeldinge, deren Summe die Welt (die »natura naturata«) bildet, sind nur »modi« (s. d.) der göttlichen Substanz, die sowohl Geist (Denken) als Materie (Ausdehnung) ist. Gott ist das Absolute, »causa sui« (s. d.), alles Geschehen folgt mit logischer Notwendigkeit aus Gottes Wesen. Gott ist »ens absolute infinitum, hoc est substantiam konstantem infinitis attributis, quorum unumquodque aeternam et infinitam essentium exprimit« (Eth. I, def. VI). Er hat ein notwendiges Sein (»necessario existit«, l.c. I, prop. XI), ist einzige Wesenheit (1. e. I, prop. XIV), enthält alles: »Quicquid est in Deo est, et nihil sine Deo esse neque concipi potest« (1. e. I, prop. XV). Er ist der Welt immanent: »Deus est omnium rerum causa immanens, non vero transiens« (l.c. I, prop. XVIII). »Res particulares nihil sunt nisi Dei attributorum affectiones, sive modi, quibus Dei attributa certo et determinato modo exprimuntur« (l.c. I, prop. XXV, coroll.). Gott ist die wirkende Ursache alles Geschehens (l.c. I, prop. XVI, cor.). In Gott sind Wesen und Dasein eins (»Dei existentia unum et idem sunt«, l.c. I, prop. XX). Gott handelt frei und zugleich notwendig, d.h. seiner Natur gemäß (»Deus ex solis suae naturae legibus et a nemine coactus agit«, l.c. I, prop. XVIII). »His Dei naturam eiusque proprietates explicui, ut quod necessario existat; quod sit unicus; quod ex sola suae naturae necessitate sit et agat; quod sit omnium rerum causa libera et quo modo; quod omnia in Deo sint et ab ipso pendeant, ut sine ipso nec esse nec concipi possint; et denique quod omnia a Deo fuerint praedeterminata« (l.c. I, append.; vgl. De Deo I, 1 ff.). Panentheistisch ist der Gottesbegriff bei MALEBRANCHE. Gott ist »l'être universel«, das All-Umfassende, der »Ort der Geister« und der Ideen (s. d.). Das Universum ist in Gott. »Dieu voit... au dedans de lui-même tous les êtres, en considérant ses propres perfections qui les lui représentent« (Rech. II, 5). »Dieu est tout être, parcequ'il est infini et qu'il comprend tout, mais il n'est aucun être en particulier, celui qui renferme toutes les choses dans la simplicité de son être« (l.c. II, 6). »Dieu est très-étroitement uni à nos âmes par sa présence, de sorte qu'on peut dire qu'il est le lieu des esprits, de même que les espaces sont en un sens le lieu des corps« (l.c. II, 6). FÉNÉ- LON erklärt: »Dieu... est en luimême tout ce qu'il y a de réel et de positif dans les esprits... Il n'est pas plus esprit que corps« (De l'exist. de Dieu p. 155). GEULINCX betont: »Sumus... modi mentis, si auferas modum, remanet Deus« (Met. p. 56). - Nach J. BÖHME ist Gott »Herz oder Quellbruun der Natur«; aus ihm rührt alles her (Aurora C. 1, S. 22). Die Natur ist Gottes Leib; Gott hat sich in ihr creatürlich gemacht (l.c. C. 2, S. 31). Gott ist »ein Geist, in dem alle Kräfte sind«. In Gott ist auch das Böse (s. d.), als »bittere Qual«, die aber »ewig währende Kraft, Freudenquell« ist (l.c. S. 31). Gott ist alles in Ewigkeit, »außer ihm ist nichts« (l.c. S. 34 f.). Das »Zornfeuer« in Gott, der Wille, ist der Grund alles Geschehens. Der Sohn ist »das Herz in dem Vater«, von Ewigkeit immer geboren (l.c. S. 37). Voll ihm und vom Vater geht der heilige Geist aus (l.c. S. 39). Ein Gleichnis der Dreifaltigkeit ist der Mensch (l.c. S. 40). R. FLUDD unterscheidet in Gott die Macht (»Finsternis«) und die Weisheit (»Licht«). Gott ist der Seinsgrund (Philos. mos. I, 3, 6). ANGELUS SILESIUS sagt: »Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nun kann leben; Werd' ich zu nicht, er muß vor Not den Geist aufgeben« (Cherub. Wandersm. I, 8). Gott kommt im Menschen zum Wissen seiner selbst (l.c. I, 105). Zum Emanatismus neigen die englischen Platoniker (H. MORE, R. CUDWORTH).
Theistisch faßt Gott DESCARTES auf. Gott ist nur durch die Vernunft erfaßbar (Epist. I, 67), er ist eine geistige, allgegenwärtige Substanz (l.c. I, 69, 72). Der Gottesbegriff ist uns angeboren (s. d.), er enthält als göttliche Eigenschaften: Ewigkeit, Allwissenheit, Allmacht, Vollkommenheit, Güte und Wahrheit (Princ. philos. I, 22). Gott ist der Schöpfer aller Dinge, der Erhalter des Seins. LUTHER: »Ein Gott heißet das, wozu man sich versehen soll alles Guten und Zuflucht haben in allen Nöten, also daß einen Gott haben nichts anderes ist, als ihm vom Herzen trauen und glauben, wie ich oft gesagt habe, daß allein daß Trauen und Glauben des Herzens machet beide, Gott und Abgott« (Catech. maior, Erklär. d. erst. Gebot.). HOBBES sieht in Gott die letzte Ursache aller Dinge (Leviath. XXI). Nach LOCKE ist Gott unendlicher Geist (Ess. II, ch. 23, § 21). LEIBNIZ nennt Gott das Absolute (Opp. Erdm. p. 138 ff.). Gott ist der Seinsgrund, unendlich, allmächtig, allweise, allgütig, leidloses Wirken (»actus purus«), der »Ort der Ideen« (»regio idearum«) (l.c. p. 506, 678, 725), »la dernière raison des choses« (Princ. de la nat. et de la grâce § 7 f.). Er ist die höchste Monade (s. d.), die mit klarstem Bewußtsein das All erkennt, das sie in sich einschließt: »Dieu contient l'univers éminement« (Gerh. III, 72). Gott ist eine »substance nécessaire« (Monadol. 38, Gerh. VI, 613). Er ist »principe, cause des substances«, Schöpfer und Herrscher, »chef de toutes les personnes ou substances intellectuelles, comme le monarque absolu de la plus parfaite cité ou république« (Gerh. IV, 460). Gott ist »le plus juste, débonnaire des monarques« (l.c. p. 461 f.). Er ist die Ursubstanz, aus der die Monaden, die Einzelwesen, emanieren: »Ainsi Dieu seul est l'unité primitive ou la substance simple originaire, dont toutes les monades créées ou dérivatives sont des productions et naissent... par des fulgurations continuelles de la divinité« (Monadol. 47, Gerh. VI, 614). Nach BERKELEY ist Gott der ewige, unendliche, vollkommene Geist, der alles in allem wirkt, durch den alles besteht (Princ. CXLVI), er ist der Träger und das Band aller Dinge und Geister (l.c. CXLVII). Er offenbart sich uns in seinen Werken, indem er in uns die Natur als gesetzmäßigen Zusammenhang von Vorstellungen produziert; in Gott leben, weben und sind wir (l.c. CXLIX). Nach G. VICO ist Gott das unendliche »posse, nosse, velle«. Nach CHR. WOLF ist Gott »ein selbständiges Wesen, darinnen der Grund von der Wirklichkeit der Welt und der Seelen zu finden: und ist Gott sowohl von den Seelen der Menschen, als von der Welt unterschieden« (Vern. Ged. I, § 945). Gott ist das Absolute (l.c. I, § 929, § 938; vgl. Theolog. natural.). Nach CRUSIUS ist Gott »eine verständige und notwendige d. i. ewige Substanz, welche von der Welt unterschieden wird und die wirkliche Ursache der Welt ist« (Vernunftwahrh. § 205). Nach FEDER ist Gott »dasjenige Wesen, welches den Grund von dem Dasein in dieser Welt in sich enthält« (Log. u. Met. S. 393 ff.), er ist der vollkommenste Geist (l.c. S. 404 ff.). - HOLBACH erklärt, Gott sei nur »la nature agissante, ou la somme des forces inconnues qui animent l' univers« (Syst. de la nat. II, 6). Eine pantheistische Gottesauffassung hat GOETHE. Ihm ist Gott das Ewige im Wechsel der Dinge (WW. XXXIV, 207), die der Natur immanente schöpferische Kraft; die Natur ist »der Gottheit lebendiges Kleid«. Gott ist unpersönliche Weltseele (l.c. II, 224; III, 268). - Vgl. H. S. REIMARUS, Abhandl. von d. vern. Wahrh. d. natürl. Relig.5, 1781. MENDELSSOHN, Morgenst.2, 1786. HUME, Dial. concern. natural religion.
KANT versteht unter Gott ein Wesen, das durch Verstand und Wille die Ursache der Natur ist (Kr. d. pr. Vern. I. T1., II. B., 2. Hptst. V). Der Gottesbegriff ist kein theoretischer, sondern gehört zur Moral, d.h. er wird durch die Moral gefordert (s. Gottesbeweis). Gott wird als vollkommenstes Wesen gedacht, indem wir den Gottesbegriff »aus der Idee« haben, »die die Vernunft a priori von sittlicher Vollkommenheit entwirft und mit dem Begriffe eines freien Willens unzertrennlich verknüpft« (WW. IV, 257). Zwar ist Gottes Wesen an sich unbekannt, aber wir müssen ihn uns als unendlichen Geist und Willen denken (WW. VI, 476). Dem »moralischen Theismus« zufolge, welcher »kritisch« ist, steht Gottes Existenz zweifellos fest; Gott muß allwissend, allmächtig, heilig und gerecht sein (Vorles. üb. d. philos. Religionslehre, hrsg. von Pölitz, 2. A. 1830, S. 31 ff.). Rein theoretisch genommen ist das »Ideal des höchsten Wesens« »nichts anderes als ein regulatives Prinzip der Vernunft, alle Verbindungen in der Welt so anzusehen, als ob sie aus einer allgenugsamen notwendigen Ursache entspränge« (Kr. d. r. Vern. S. 486). JACOBI glaubt an einen persönlichen, von der Welt verschiedenen Gott (Von den göttl. Dingen 1811). KRUG meint: »Das höchste Wesen heißt die Gottheit oder Gott, weil es das Gute in höchster Potenz und gleichsam personificiert ist« (Handb. d. Philos. I, 74). Gott ist das »allervollkommenste Urwesen«, der Schöpfer der Welt (l.c. II, 362 ff.).