Psychologistisch ist die Logik der englischen Assoziationspsychologen (BAIN, Log.), von LIPPS: Die Logik ist eine »psychologische Disziplin« (Gr. d. Log. S. 1), von F. BRENTANOS Schule, von G. HEYMANS (Philos. Monatsh. XXV). Die formale (analytische) Logik gehört teils zur Erkenntnistheorie, teils zur Methodologie (Ges. u. El. d. wiss. Denk. S. 38). Sie fragt, »wie es zugehe, daß im Bewußtsein aus gegebenen einfacheren neue zusammengesetzte Urteile entstehen; sie versucht diesen Prozess auf allgemeine und allgemeinste Gesetze zurückzuführen und unsere Überzeugung, daß die Ergebnisse derselben auch für die Wirklichkeit gelten müssen, zu erklären«. Sie untersucht ferner die verschiedenen Formen, in welchen die Denkgesetze zur Anwendung gelangen (l.c. S. 38). Aufgabe der Erkenntnistheorie ist »die exacte, durch empirische Untersuchung des gegebenen Denkens zu ermittelnde Feststellung und Erklärung der kausalen Beziehungen, welche das Auftreten von Überzeugungen im Bewußtsein bedingen« (l.c. S. 3). Sie ist »Psychologie des Denkens« (l.c. S. 10). Die Entscheidung über den Erkenntniswert des Wissens kann nur auf psychologischem Wege gesucht werden (l.c. S. 17). »Die Erkenntnistheorie hat zuerst zu fragen: Was wissen wir? - Sodann: Über welche Daten müssen wir demnach verfügen?« Hier gilt die »regressiv- analytische Methode« (l.c. S. 478). Nach UPHUES ist die Logik »die Wissenschaft von der Art und Weise, wie wir zu richtigen Urteilen gelangen, oder von der Methode des Erkennens« (Psychol. d. Erk. I, 9). Nach H. SCHWARZ ist die Logik »die Lehre von den Bedingungen, unter denen wir unsere Denkinhalte für wahr oder falsch halten, sowie von den Mitteln, zu wahren Denkinhalten zu gelangen« (Psychol. d. Will. S. 11).
Zwischen antipsychologistischer und psychologistischer Logik vermittelt jene Logik, welche bei aller Selbständigkeit des logischen Gebietes und der logischen Methode doch die Psychologie als eine Basis bezw. als ein Hülfsmittel der logischen Untersuchung berücksichtigt. So WUNDT. Ihm ist die Psychologie ein Hülfsmittel der logischen Forschung, welche den Tatbestand der Logik aufzeigt. Aber die Fragen nach den Gründen des Erkenntniswertes und nach der Entwicklung des logischen Denkens führen weit über das Gebiet der Psychologie hinaus. Alles, was Ergebnis planmäßiger Reflexion ist, gehört schon der logischen, d.h. zum Behufe zusammenhängender Erkenntniszwecke geschehenden Denkbetätigung an (Philos. Stud. IV, 9; X, 82 f.; XIII, 321; V, 51). Die Logik, eine normative Wissenschaft, »hat Rechenschaft zu geben von denjenigen Gesetzen des Denkens, welche bei der Erforschung der Wahrheit wirksam sind... Während die Psychologie uns lehrt, wie sich der Verlauf der Gedanken wirklich vollzieht, will die Logik feststellen, wie sich derselbe voll ziehen soll, damit er zu richtigen Erkenntnissen führe. Während die einzelnen Wissenschaften die tatsächliche Wahrheit, jede auf dem ihr zugewiesenen Gebiete, zu ermitteln bestrebt sind, sucht die Logik für die Methoden des Denkens, die bei diesen Forschungen zur Anwendung kommen, die allgemeingültigen Regeln festzustellen. Hiernach ist sie eine normative Wissenschaft, ähnlich der Ethik Wie diese die Gefühle und Willensbestimmungen, deren Verhalten die Psychologie schildert, nach ihrem sittlichen Werte prüft, um Normen zu gewinnen für das praktische Handeln, so scheidet die Logik aus den mannigfachen Vorstellungsverbindungen unseres Bewußtseins diejenigen aus, die für die Entwicklung unseres Wissens einen gesetzgebenden Charakter besitzen« (Log. I2, 1). Die Logik hat auch zu liefern »eine psychologische Entwicklungsgeschichte des Denkens, eine Untersuchung der Grundlagen und Bedingungen der Erkenntnis und eine Berücksichtigung der logischen Methoden der wissenschaftlichen Forschung«. »Die Logik bedarf der Erkenntnistheorie zu ihrer Begründung und der Methodenlehre zu ihrer Vollendung« (l.c. S. 2). Sie hat »das werdende Wissen darzustellen, die Wege, die zu ihm fahren, und die Hülfsmittel, über die das menschliche Denken verfügt«. »Aus den tatsächlich geübten Verfahrungsweisen des Denkens und der Forschung abstrahiert sie ihre allgemeinen Resultate; diese aber überliefert sie den Einzelwissenschaften als bindende Normen, denen sie zugleich feste Bestimmungen über die Sicherheit und die Grenzen des Erkennens hinzufügt.« Die »Erkenntnislehre« gliedert sich in: 1) formale Logik, 2) reale Erkenntnislehre (Erkenntnistheorie, Erkenntnisgeschichte) (l.c. S. 1 ff.; Syst. d. Philos.2, S. 31; Philos. Stud. V, 48 ff.). - W. JERUSALEM erblickt die Aufgabe der Logik in der »Erforschung der allgemeinen Bedingungen objektiver Gewißheit und Wahrscheinlichkeit« (Urteilsfunkt. S. 22). Nach HÖFFDING ist die Psychologie die Grundlage der Logik, aber diese ist nicht selbst Psychologie (Psychol.2, S. 36). »Die Psychologie ist eine spezielle Disziplin, die die allgemeinen Prinzipien unserer Erkenntnis voraussetzt, deren Gültigkeit aber nicht zu erklären vermag« (1. G. S. 487). »Es ist Sache der Logik, nicht der Psychologie, einen Maßstab für die Vorstellungsverbindungen aufzustellen und die Regeln nachzuweisen, die sich aus einem solchen Maßstabe für die mit der Erfahrung stimmende Vorstellungsassoziation ergeben. Die: Logik ist eine Kunstlehre, die Psychologie eine Naturlehre. Die Kunst wächst aber aus der Natur hervor und ist eine Fortsetzung der Natur« (1. G. S. 239). »Die Logik mißt... jede Vorstellungsassoziation nach dem Grade, in welchem diese das Identitätsprinzip befriedigt, d.h. die Forderung erfüllt, daß jede Vorstellung, wo und wann ich sie anwende, denselben Inhalt habe« (ib.). G. VILLA erklärt: »Es ist wissenschaftlich unmöglich, eine richtige Definition der logischen Prozesse im allgemeinen, der Begriffe, der Urteile und des Schlusses zu geben außer durch Aufzeigung eines Zusammenhanges zwischen ihnen und andern psychischen Prozessen, deren entwickelte und bewußte Form sie darstellen. Eine Logik, welche nicht die directe Fortsetzung der wissenschaftlichen Psychologie wäre, hätte heute keinen Wert.« »Jene Gedankenassoziationen, welche der Ausgangspunkt der Logik sind, bilden auch einen Teil des psychologischen Stoffes, sind auch psychische Prozesse und lassen sich mithin in ihrem innersten Wesen nicht ohne eine tiefe Kenntnis der psychologischen Gesetze erklären« (Einl. in d. Psychol. S. 103). - Nach M. PALÁGYI hat die Logik die Aufgabe, »durch die Untersuchung der Erkenntnistätigkeit selbst unser Wissen von der Wahrheit zu befördern« (Streit S. 65). Die Logik stellt sich in den »Dienst des allgemeinen Erkenntnisideals« (l.c. S. 69). Sie sucht die eine Wahrheit (ib., wie UPHUES, Grdz, d. Erk. S. 24). Sie untersucht »die allgemeine oder abstrakte psychische Funktion des Wissens resp. Erkennens« (l.c. S. 73). Logik und Psychologie bedingen sich wechselseitig (ib.). Palágyi bekämpft jede »dualistische« (Form und Inhalt des Erkennens sondernde) Erkenntnislehre, lehrt eine »monistische« Logik, die »dynamtsche Urteilslogik« ist (Die Log. auf d. Scheidewege S. 12). Die spezielle Logik zerfällt in »Metageometrie«, »Metadynamik«, »Metabiologie« (ib.). Zwischen »impressionistischer« (s. d.) und einseitig »symbolischer« (s. d.) Logik ist zu vermitteln (l.c. S. 72 ff.). »Unsere Erkenntnis hat es immer mit dem Unvergänglichen in dem Wechsel aller Erscheinungen«, der Impressionen, zu tun, sie ist »Erfassen des Ewigen im Vergänglichen« (l.c. S. 87). Hauptproblem der Logik ist die Frage nach dem Wesen des Urteils (s. d.; vgl. »Kant u. Bolzano«). - Vgl. BOSSUET, Logique 1828; OPZOOMER, Logik; CHR. PLANCK, Grundr. d. Log. 1873; HOPPE, Die gesamte Logik; MASCI, Logica; BOSQUET, Logic 1888; G. RATZENHOFER, Die Krit. d. Intell. 1903; A. BASTIAN, Die Lehre vom Denken 1903; FOWLER, Log. 1869; VENN, Log. 1889; SHUTE, Disc. on Truth 1877. Über Geschichte der Logik vgl. PRANTL, Gesch. d. Logik im Abendlande 1855 - 1870; HARMS, Gesch. d. Log. 1881. - Vgl. Erkenntnistheorie, Wissenschaftslehre, Methode, Denken, Begriff, Urteil, Schluß, Definition, Beweis, Abstraktion, Denkgesetze, Psychologismus, Vernunftlehre u.s.w.