Natürlich (naturalis, physikos zur Natur (s. d.) gehörig, naturgemäß) (Gegensatz: unnatürlich), naturgesetzlich, im Wesen der Dinge begründet (Gegensatz: übernatürlich), ursprünglich, unverarbeitet (Gegensatz: künstlich, kultiviert).
Bei PLATO hat kata physin die Bedeutung des Normalen (Phileb. 31 D). ARISTOTELES stellt das physikôs teils dem logikôs (De gener. et corr. I 2, 316a 11), teils dem kata tên technên gegenüber (Phys. II 1, 193 a 33 squ.). Natürlich ist, was den Grund seiner Veränderung in sich hat (Met. XI 7, 1064a 15). Ähnlich die Scholastiker. Nach THOMAS ist »naturale«, »quod habet naturam« (De mal. 5, 5c), »quod habet ens fixum in natura« (gegenüber dem »ens in anima«) (2 sent. 2, 2 ad 4), auch »ad quod natura inclinat« (4 sent. 26, 1, 1c; Sum th. I, 82, 1 c). Das Übernatürliche, Supranaturale, auch das Geistige, Vernünftige wird vom Gebiet des Natürlichen geschieden. - LEIBNIZ versteht unter »natürlicherweie« ohne hinderndes Dazwischentreten eines Etwas (Theod. II B, § 383). Mach CHR. WOLF ist natürlich, was »in dem Wesen und der Kraft der Körper, das ist in ihrer Natur, gegründet ist oder auch seinen Grund in dem Wesen und der Kraft der Welt, das ist in der ganzen Natur, hat« (Vern. Ged. I, § 630). KANT steht dem Natürlichen das Sittliche (s. d.) gegenüber. SCHOPENHAUER erklärt: »Das Natürliche im Gegensatz des Übernatürlichen bedeutet das dem gesetzmäßigen Zusammenhange der Erfahrung überhaupt gemäß Eintretende.« Das Übernatürliche, d.h. das den Erfahrungsgesetzen zuwider Erfolgende, ist »Äußerung des Dinges an sich als solchen, welche in den Zusammenhang der Erfahrung gesetzwidrig einbricht« (Neue Paralipom. §155). HAGEMANN bestimmt, es sei »einem Dinge jede Zuständlichkeit (Tätigkeit und Leiden) natürlich, welche in seiner Wesenheit begründet ist oder ihr zusagt; widernatürlich dasjenige, was seiner Wesenheit nicht nur nicht zusagt, sondern geradezu widerstreitet; übernatürlich endlich, was mit seiner Wesenheit zwar vereinbar ist, aber nicht in dieser, sondern nur in einem mit ihr in Verbindung tretenden höheren Prinzip seinen Grund haben kann« (Met.2, S. 37). Vgl. Supranaturalismus.