2. Objekt und Außenwelt

 

In verschiedener Weise wird als Faktor des Gegenstandsbewußtseins die Hemmung, welche der Wille, der Widerstand, welchen das Ich erlebt, erfährt (bezw. die Widerstandsempfindung) betont (s. auch oben). DESTUTT DE TRACY erklärt: »Lorsque je me meus, que je perçois une sensation en me mouvant, et que j'éprouve en même temps le désir de percevoir encore cette sensation: si mon mouvement s'arrête, si ma sensation cesse, mon désir subsistant toujours, je ne puis méconnaître que ce n'est pas là un effet de ma seule vertu sentante. cela impliquerait contradiction, puisque ma vertu sentante veut de toute l'énergie de sa puissance la prolongation de la sensation qui cesse« (Elem. d'idéol. I, p. 133). »Quand un être organisé de manière à vouloir et à agir sent en lui une volonté et une action, et en même temps une résistance a cette action voulue et sentie, il est assuré de son existence et de l'existence de quelque chose qui n'est pas lui: action voulue et sentie d'une part, et résistance de l'autre: voilà le lien entre notre moi et les autres êtres« (l. c. p. 431). »C'est à 1a faculté de vouloir, jointe à celle de nous mouvoir et de le sentir, que nous devons la connaissance de ces corps et la certitude de la réalité de leur existence« (l. c. p. 147). »Lorsque ce mouvement, que nous sentons, que nous voudrions, est arrêté, nous découvrons certainement qu'il existe autre chose que notre vertu sentante« (l. c. p. 165 f.). MAINE DE BIRAN begründet das Außenweltsbewußtsein durch die Hemmung, die unser »effort«, unsere Muskel- und Willensanstrengung erlebt und unmittelbar objektiv deutet. »L'être actif juge, même sans sentir ou être affecté du dehors, que tel organe est le terme résistant de l'effort ou le siège d'un mouvement qui se rapporte de lui-même à la cause moi qui le produit et le veut. Nous jugeons également et nous ne sentons point l'existence d'une force extérieure qui réagit contre la nôtre et produit hors de nous ou sur nous certains effets, dont l'ensemble est appellé corps, et dont cette force est la substance« (Oeuvr. philos. publ. par Cousin III, p.117). »Ce que le moi perçoit ou conçoit comme passif, il le met hors de lui ou l'attribue à d'autres êtres que lui, et ces êtres il les reconnaît et les désigne sous le titre de choses ou d'objets extérieurs manifestés« (l. c. p. 5). »Lorsque le mouvement est... arrêté ou empêché, l'individu sent ou aperçoit bien immédiatement que ce n'est pas sa volonté, qui l'arrête ou le suspend, et c'est là ce qui le conduit a attribuer, par une première induction, cet empêchement à une cause non moi oppose a sa volonté« (Oeuvr. inéd. publ. par Naville II, p. 107). »La croyance d'une cause non moi diffère essentialement de la connaissance d'un objet étranger. La première peut se fonder uniquement sur une sorte de résistance au désir même le plus vague. la seconde s'appuie sur une résistance perceptible à l'effort ou au vouloir déterminé.« »Ni l'une ni l'autre ne sont le fait primitif de conscience, mais elles en sont peut-être également rapprochées. Quoique ayant sa source première dans l'activité du moi, la croyance se lie par une sorte d'affinité particulière avec ce qu'il y a de plus passif en nous, c'est-à-dire avec les affections générales de la sensibilité, qui suggèrent... l'idée d'une cause non moi capable de la produire« (l. c. p. 69). »Cette cause indéterminée comme non moi se détermine dans l'imagination, en se revêtant d'une forme sensible, en se mettant en quelque sorte sous l'étendue tactile qui lui sert de signe de manifestation et de reconnaissance« (l. c. p. 110 ff.). Die Außenwelt besteht in »rapports des êtres à nous«. Die Dinge sind Kräfte (Oeuvr. III, p. 125 ff., 299). - L. FEUERBACH erklärt: »Ein Objekt, ein wirkliches Objekt, wird mir... nur da gegeben, wo mir ein auf mich wirkendes Wesen gegeben wird, wo meine Selbständigkeit... an der Tätigkeit eines andern Wesens ihre Grenze - Widerstand findet. Der Begriff des Objekts ist ursprünglich gar nichts anderes als der Begriff eines andern Ich - so faßt der Mensch in der Kindheit alle Dinge als freitätige, willkürliche Wesen auf - daher ist der Begriff des Objekts vermittelt durch den Begriff des Du, des gegenständlichen Ich« (WW. II, 321 f.). »Ich setze nur ein Objekt, ein Du außer mir, weil an und für sich mein Ich, mein Denken ein Du, ein Objekt überhaupt voraussetzt. Ich bin und denke, ja empfinde nur als ›Subjekt-Objekt‹« (WW. X, 187). Ich bin »wesentlich ein mich auf ein anderes Wesen außer mir beziehendes Wesen, bin nichts ohne diese Beziehung« (l. c. S. 188). Ursprünglich ist die Welt Objekt des Verstandes nur, weil sie ein Objekt des Wollens, des Sein-und-haben-Wollens ist (l. c. S. 189). »Meine Empfindung ist Subjektiv, aber ihr Grund ist ein objektiver« (l. c. S. 195). Nach L. NOIRÉ ist es »nur die Gegenwirkung unseres Ich auf eine von außen kommende Bewegung oder Hemmung unserer eigenen Bewegung, welche in uns ein Bewußtwerden der Außenwelt erweckt« (Mon. Erk. S. 132. s. unten). J. H. FICHTE bemerkt: »In jeder... Affektion und Umstimmung kündigt sich... dem Geiste und seinem Bewußtsein etwas außer seiner eigenen Macht und Freiheit Liegendes, ihn absolut Bindendes an. Unwillkürlich ist er daher genötigt, dies Bindende als die Wirkung eines andern auf ihn sich zu bezeichnen« (Psychol. I, 216). Unmittelbares Objekt des Bewußtseins ist das reale Wesen des Geistes selbst, mittelbares ein anderes Reales (l. c. S. 279). Mit innerer Evidenz unterscheiden wir die auf uns selbst und die auf andere Objekte gerichteten Willensakte (l. c. S. 280). »Mit dem Bewußtsein des Willens (Freiheit) ist auch das Bewußtsein einer unmittelbaren Bindung desselben durch ein anderes unauflöslich verknüpft. Dies den Willen Bindende muß daher vom Bewußtsein als ein Objektives anerkannt werden, so gewiß unser Wille es wird« (l. c. S. 281). Das Ding selber wird nicht unmittelbar erfaßt, sondern wird »durch einen objektivierenden Denkakt einer Gruppe gewisser Empfindungen zugrunde gelegt« (l. c. S. 375). »Das Bewußtsein eines Realen infolge der... Empfindung« ist »Resultat eines (unwillkürlichen) Schlusses« nach der Kategorie von Grund und Folge (l. c. S. 377 ff.). Nach TH. ZIEGLER zeigt uns das Gefühl des Leidens, daß die Welt ist (Das Gef. S. 322). - Nach E. LAAS entsteht mit dem Bewußtsein des Ich »parallel und correlativ, in allen Fällen, wo die Willensregungen Widerstand erfahren«, »die Vorstellung von einer außer dem tätigen Subjekt existierenden, selbständigen, uns bindenden Gewalt, in welcher ebenso die Ursache der unliebsamen Hemmungen und Störungen zu suchen sei, wie in dem Ich die Ursache der freien Tat: Diese Vorstellung geht bei den aufgedrungenen Gefühlen und Phantasien auf ein x, ein ödes Etwas, das uns entgegenliegt. Aber wenn die Empfindungen und Wahrnehmungen zwangvoll entgegentreten, so wirkt ihre Objektivität und ihr Anderssein dahin, sie selbst nicht etwa als Repräsentanten des fremden Agens, sondern als das fremde Agens selbst zu fassen. Und diejenigen Empfindungen, welche am markantesten die Vorstellung widerstrebender Existenz nahe legen, die Resistenzempfindungen versuchten Bewegungen gegenüber, werden zur Unterlage und zum Ausgangspunkt für die dem Nicht-Ich weiter beizulegenden Eigenschaften« (Ideal. u. Posit. III, 67 f.). »Dem persistent werdenden Subjekt, Ich, Selbst, das sich als ein fühlendes, wollendes, könnendes findet und ergreift, legen sich Gruppen von - ungewollten und unbeherrschbaren - Empfindungen als ein anderes, Fremdes, Äußeres gegenüber, das außer seiner Macht steht und darum außer ihm ist« (l. c. S. 68). Aber die Existenz des Objektiven außer der Wahrnehmung kann nur bedeuten, »daß auch in der Zwischenzeit, unter denselben Bedingungen wie früher und jetzt dies und das hätte wahrgenommen, und, wenn wahrgenommen, aus den Wahrnehmungen in Objektive Vorstellungen hätte reduziert und aufgelöst werden können« (l. c. S. 69. ähnlich M. KEIBEL, Wert u. Urspr. d. philos. Transcend. S. 7 ff., 27 ff., 52). - FR. SCHULTZE erklärt: »Daß unseren Vorstellungen äußere Dinge zugrunde liegen und entsprechen, schließen wir aus der Tatsache, daß unsere Vorstellungen nicht völlig in der Gewalt unserer Willkür stehen« (Philos. d. Naturwiss. II, 58 f.). »Wir schließen also auf die Existenz an sich bestehender Dinge aus der Bewegung. unserer Vorstellungen im Verhältnis zu unserem Willen« (l. c. S. 59), durch einen »spontanen Kausaltrieb« (l. c. S. 241). Eine Reihe von Eindrücken wird dadurch zum Objekt, »daß sie als untrennbar zueinander gehörig, als eine Einheit, in welcher jene vielen stets zusammen sind, gefaßt werden« (l. c. S. 244). Sie werden auf einen Grund bezogen (ib.). Instinktiv schließend, setzen wir das Ding als einheitliche Ursache des Empfindungskomplexes (l. c. S. 245). Das Objekt selbst nehmen wir nicht wahr (l. c. S. 246). »Das neugeborene Kind hat von der Außenwelt und ihrem mannigfachen Vorstellungsinhalt noch keine Ahnung« (l. c. S. 275). Auf den Zustand des »träumerischen Vorstellens« folgt die Periode, wo das Kind durch den Kampf des Willens mit den Empfindungen das Nicht-Ich zum Bewußtsein bringt (l. c. S. 281 ff.). HEYMANS betont, das Ich, dem wir die Außenwelt gegenüberstellen, sei nur das wollende Subjekt als solches, das Schranken für sein Wollen findet (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 470). Das naive wie das wissenschaftliche Denken nimmt neben der Vorstellungswelt eine Welt als Ursache der Bewußtseinsvorgänge an (l. c. S. 457). Zur Ergänzung der Wahrnehmung und Herstellung des Zusammenhanges wird das Wirkliche postuliert (l. c. S. 464). Das Wirkliche sind »bleibende Empfindungsmöglichkeiten«, aber in dem Sinne, daß es »die relativ konstanten Bedingungen enthalte, welche... unsere jeweiligen Wahrnehmungen erzeugen« (l. c. S. 464 f.). »Alle Bewußtseinserscheinungen, welche wir objektivieren, weisen... auf gleichzeitig gegebene Ursachen der Bewegungshemmung hin, und überall, wo ein solcher Hinweis vorhanden ist, findet die Objektivierung statt« (l. c. S. 467). »Nur die Erfahrung der Bewegungshemmung veranlaßt uns ursprünglich zur Annahme einer › Wirklichkeit außerhalb des Ich‹. indem aber mit dieser Erfahrung regelmäßig bestimmte Sinneseindrücke zusammen gegeben sind, wird jene Wirklichkeit auch als die Ursache der letzteren, und werden diese als ein Zeichen für die Anwesenheit jener aufgefaßt. Das naive Denken gelangt dann leicht dazu, das Zeichen mit der bezeichneten Sache zu verwechseln« (l. c. S. 468 f.). - Nach E. v. HARTMANN hält der naive Realismus den Wahrnehmungsinhalt selbst für das Objekt (Grundprobl. d. Erk. S. 33). Die in den Raum hinaus projizierten Anschauungen werden als Objekte der Wahrnehmung aufgefaßt. das Wahrnehmungsobjekt ist ein »Assoziationsprodukt von Empfindungen und Anschauungen« (l. c. S. 36). »Das gemeine Bewußtsein glaubt wohl durch seine Sinne vermittelst ihrer Wahrnehmungen die Dinge selbst zu erfassen und zu erkennen, aber es würde niemals zugeben, daß die Dinge nichts weiter als seine Wahrnehmungsvorstellungen seien.« »Das gemeine Bewußtsein glaubt zwar an die unabhängige Fortexistenz der Dinge, aber keineswegs an die unabhängige Fortexistenz der Eindrücke... Das gemeine Bewußtsein hat deshalb gar nicht an eine unbewußte Fortdauer der Eindrücke zu glauben, weil ihm der Glaube an die unwahrgenommene Fortdauer der Dinge völlig genügt.« Es glaubt »die von ihm unabhängigen Dinge selbst wahrzunehmen, erkennt aber die Wahrnehmungstätigkeit als etwas zum Dinge selbst Hinzukommendes. Es unterscheidet nicht das Ding von dem Wahrnehmungsbilde, wohl aber das Ding als nicht wahrgenommenes von dem Dinge als wahrgenommenem oder das Ding allein von dem Dinge plus Wahrgenommenwerden« (Gesch. d. Met. I, 557 f.). Zum Ding an sich, zum Transzendente schlägt erst die Kategorie der Kausalität eine Brücke. »Die transzendente Kausalität zu meiner Empfindung hinzuzudenken, dazu fühle ich mich dadurch gezwungen, daß meine Empfindung etwas von mir nicht Gewolltes, mir Aufgezwungenes ist, daß ich sie als das Endglied einer Collision zwischen einem fremden Willen und meinem eigenen Willen fühle. Es ist das Unterliegen meines Willens in dieser Kollision zweier Willen, welches mich logisch nötigt, die transzendente Kausalität des fremden Willens anzuerkennen. es ist, also das Gefühl des nicht gewollten Zwanges, das zur Anwendung der logischen Kategorie der Kausalität nötigt. Ich fühle nicht unmittelbar den fremden Willen, sondern ich fühle unmittelbar nur den Zwang des Aufgedrungenen in meiner eigenen Subjektivität. ich schließe nur unbewußt auf einen fremden dynamischen Einfluß, wende also unbewußt die Kategorie der Kausalität im transzendenten Sinne an« (Grundprobl. d. Erk. S. 119). Vermöge unserer geistigen Organisation wird der gefühlte Zwang »unwillkürlich und a priori als dynamischer Zwang eines fremden Willens gedeutet«(l. c. S. 120). So erlangen wir die »praktische Gewißheit« einer Realität außer uns, einer Gewißheit, welche vollbewußt durch logische, teleologische, ethische, religiöse Postulate bekräftigt wird (l. c. S. 126. vgl. Philos. d. Unbew.3, S. 312 f., 411).

 


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