1. Objekt und Vorstellung (Bewußtsein)

 

FECHNER erklärt: »Was wir... Objektives an einem materiellen Dinge finden können beruht immer nicht in einem unabhängig von den Wahrnehmungen, Erscheinungen rückliegenden dunklen Dinge dahinter, sondern in einem über die Einzelwahrnehmungen, Einzelerscheinungen, welche das Ding gewährt, hinausreichenden solidarisch gesetzlichen Zusammenhange derselben, von dem jede Erscheinung einen Teil verwirklicht..., diese ganze gesetzlich in sich verknüpfte, doch begrenzte, auf eine zusammenhängende Raumerscheinung bezogene Möglichkeit unzähliger Erscheinungen repräsentiert uns das objektive materielle Ding, das sonach freilich aus mehr als der momentanen sinnlichen Einzelerscheinung oder aus irgend einer endlichen Summe von solchen besteht. Vielmehr bleibt hinter allen Einzelerscheinungen des Dinges immer noch ein Etwas, was unzählige weitere Erscheinungen geben kann, und dies hypostasiert man nun leicht als ein unerkennbares Ding dahinter. Doch ist dies dunkle Etwas eben nichts anderes als die ungeklärte, in sich zusammenhängende Möglichkeit dieser Erscheinungen selbst.« »Hinter meiner Seele ist so wenig als hinter den Körpern ein dunkles Ding an sich zu suchen... Sondern was ihre Erscheinungen zusammenhält, ist etwas diesen Erscheinungen selbst Immanentes und zugleich das Klarste, was es gibt, ist das Bewußtsein der Erscheinungen, dessen Einheit in und mit ihnen erscheint« (Physikal. u. philos. Atom.2, S. 113 f.). Nach J. ST. MILL sind die Objekte nur »permanent possibilities«, konstante Möglichkeiten von Wahrnehmungen, die allen Subjekten gemeinsam sind. »The world of Possible Sensations succeeding one another acoording to laws, is as much in other beings, as it is in me. it has therefore an existence outside me. it is an External world« (Examin. ch. 11, p. 190 ff., 247. s. unten). H. TAINE erklärt: »Lorsque nous percevons un objet par les sens..., notre perception consiste dans la naissance d'un fantôme interne..., qui nous paraît une chose extérieure, indépendante, durable« (De l'intell. II, p. 11). »Concevoir et affirmer une substance, c'est concevoir et affirmer un groupe de propriétés comme permanentes et stabiles« (l. c. p. 13 ff.). A. BAIN betont: »An objekt has no meaning without a Subjekt, a Subjekt none without an objekt. One is the completement or correlate of the other« (Emot. and Will.3, p. 574. s. unten). So auch E. LAAS, der in der Außenwelt »nichts weiter als einen Inbegriff von Empfindungs- oder Wahrnehmungs- Wirklichkeiten und -Möglichkeiten« erblickt (Ideal. u. Positiv. III, 45). Die Außenwelt ist Gegenstand des Bewußtseins überhaupt. Nicht »in uns«, aber »in Beziehung zu uns, die wir in Beziehung zu ihnen sind«, bestehen die Objekte (»Korrelativismus«, s. d.) (l. c. S. 52). LEWES erklärt: »The unfelt Objekt is an abstraction from which the necessary cooperation of the Subjekt is eliminated« (Probl. II, 438). »Things are what they are in the given relations« (ib.). Das »Etwas« (»somewhat«) ist »the abstract possibility of one factor of a produkt entering into relation with some different factors, when it will exist under another form« (ib.). Das Ding an sich ist eine Fiction (ib), »a metaphysical fetich« (l. c. p. 442). - Nach HODGSON gibt es »no existence beyond consciousness«, kein Ding an sich (Philos. of Reflect. I, 219). Das Objekt wird im »primary consciousness« erst gebildet (l. c. I, 295 f.). »Objekt« bedeutet, daß die Vorstellung, die es enthält, ein Rückwärtsgehen auf ein schon Vorgestelltes ist. BRADLEY bemerkt: »To think of anything which can exist quite outside of thought I agree is impossible. But I dissent wholly from the corollary that nothing more than thoughts exists« (Mind XIII, 370. vgl. Realität). COLLYNS-SIMON erklärt: »All the objekts, which we perceive by the senses, are merely masses of sensations« (Univ. Immater. p. 174). CLIFFORD bemerkt: »Meine Empfindungen (feelings) zeigen eine doppelte Ordnung: eine innere oder Subjektive... und eins äußere oder objektive... Die objektive Ordnung, das Wie derselben, bildet den Gegenstand der Naturwissenschaft, welche die Regelmäßigkeiten in den Beziehungen der Objekte in Raum und Zeit untersucht. Das Wort ›Objekt‹ (oder ›Erscheinung‹) dient dabei lediglich als ein Mittel, um eine Gruppe meiner Empfindungen auszudrücken, die als solche in einer gewissen Hinsicht beständig bleibt... Das Objekt besteht daher nur in einer Reihe von Veränderungen meines Bewußtseins und ist nichts außerhalb desselben.« »Die Schlüsse der Physik sind sämtlich Schlüsse, die sich auf meine wirklichen oder möglichen Empfindungen beziehen. Schlüsse auf etwas in meinem Bewußtsein wirklich oder potentiell Vorhandenes, nicht auf etwas außerhalb desselben Gelegenes« (Von d. Nat. d. Dinge an sich S. 26 f.). Von den Objekten sind die »Ejecte« (s. d.) zu unterscheiden, die an sich bestehen. Mit jedem Objekte verbinden wir den Gedanken an ähnliche Objekte, die im Geiste anderer existieren. so bildet sich der Begriff des »Objekts des allgemeinen Bewußtseins«. »Dieser Begriff bildet das Symbol für eine unendliche Zahl von Ejecten verbunden mit einem Objekt, dem der Begriff eines jeden Ejectes mehr oder weniger ähnlich ist. Sein Charakter ist demnach vornehmlich ejectiv in bezug darauf, was er symbolisch darstellt, objektiv aber in bezug seiner Natur. Diesen komplexen Begriff werde ich das soziale Objekt (›social objekt‹) nennen« im Unterschiede von »individual objekt« (l. c. S. 30 f.). Die Wörter sind Zeichen für ein soziales Objekt (l. c. S. 31). Die Objekte unseres Bewußtseins enthalten gewohnheitsmäßig eine (»subconscious«) Beziehung auf fremdes Bewußtsein, welche den Eindruck der Äußerlichkeit im Objekte hervorruft (l. c. S. 32). Das Eject steht zum Objekt nicht in kausaler Beziehung (l. c. S. 35). Nach E. MACH sind die Objekte »abkürzende Gedankensymbole für Gruppen von Empfindungen..., Symbole, die außerhalb unseres Denkens nicht existieren«. Sie sind nur Empfindungsgruppen von größerer Beständigkeit (Populärwiss. Vorles. S. 217). Das Ding ist nichts außer dem Zusammenhange der »Elemente« (s. d.). Das »Ding« als solches ist nur ein Notbehelf »zur vorläufigen Orientierung und für praktische Zwecke« (Anal. d. Empfind.4, S. 5 ff.). Es gibt keinen Gegensatz zwischen Vorstellung und Objekt. Die Beziehung auf Dinge an sich ist eine Fiction (ib.). Das ist die natürliche Auffassung, der naive Standpunkt, der »Anspruch auf die höchste Wertschätzung« hat (l. c. S. 26 f.). Die Objekte sind Empfindungskomplexe und nichts anderes. So auch nach ZIEHEN (Psychophysiol. Erk. §1 ff.). - Den Dualismus von Vorstellung und Objekt bekämpft R. AVENARIUS. Das »Innen« und »Außen« sind nur »Verfälschungen« der »Introjektion« (s. d.).

Wahrnehmungsinhalte und Gegenstände sind nicht zweierlei, sondern es gibt nur »Umgebungsbestandteile«, die in Beziehung zum »Zentralglied« der »Principialkoordination« (s. d.) als »wahrgenommen« charakterisiert werden. Die »Sachen« sind nur konstante, bestimmte Aussageinhalte (Weltbegr. S. 77 ff., 84, 130. Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18. Bd., S. 144 ff., 147, 150 ff.. Krit. d. rein. Erfahr. II, 64 f.). Ich und Umgebung sind beide ein »Vorgefundenes«, immer ein »Zusammen-Vorgefundenes«. Die »Sachhaftigkeit« ist eine spezifische Form der »E-Werte« (s. d.) (vgl. KODIS, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd., S. 443 ff.).

 


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