Nach ARISTOTELES heißt etwas bezogen (pros ti), wenn es als das, was es ist, als an einem andern seiend ausgesagt wird (Cat. 7). Die Beziehung ist eine der logisch-ontologischen Kategorien (s. d.), so auch nach den Stoikern. Nach PLOTIN sind die Relationen erst durch unser Urteil, wir erzeugen z.B. das Früher und Später im Urteil (Enn. VI, 1, 6). BOËTHIUS betont: »Relatio nihil addit ad esse relativi.«
Die Subjektivität der Relation lehren die Motakallimûn (vgl. Stöckl II, 146. E. V. Hartmann, Gesch. d. Met. I, 213). Nach AVICENNA sind die Relationen Produkte des Denkens, die aber teilweise in den Objekten begründet sind (Met. II, 3. III, 10). Nach THOMAS ist die Relation »respectus unius ad alterum, secundum quem aliquid alteri opponitur relative« (Sum. th. I, 28, 3c), »ordo unius creaturae ad alium« (Pot. 7, 9 ad 7). Die Relation hat ein Fundament in den Objekten, »relatio fundatur in aliquo sicut in causa« (4 sent. 27, 1, 1, 1 ad 3). »fundamentum relationis« (2 sent. 1, 1, 5 ad 8). HEINRICH VON GOETHALS unterscheidet »relationes reales« und »relationes secundum dici« (»relationes rationis«). So auch FRANCISCUS MAYRONIS (In lib. sent. 1, d. 29, qu. 1). Nach SUAREZ hat die Relation eine Wirklichkeit in den Dingen (Met. Disp. 47, sct. 1 squ.). Es gibt »relationes reales« (»secundum esse«) und »rationis« (»secundum dici«) (l. c. 47, sct. 3, 6). Die »prädikamentalen« sind eins mit den realen, die »transzendentalen« eins mit den rationalen Relationen, die durch alle Prädikamente (R. d.) hindurchgehen (l. c. 10). - MICRAELIUS bemerkt: »Relatio est vel substantialis et subsistens..., vel transcendentalis, qualis est inter ens et eius affectiones seu modos et inter ipsos modos secum collatos, qualis est inter causam et causatum, totum et partes, vel praedicamentalis« (Lex. philos. p. 962). »Relationes non incurrunt in sensus« (l. c. p. 963).
Nach GASSENDI ist die Relation »opus mentis sive opinionis unum referentis comparantisque ad aliud« (Philos. Epic. synt. II, sct. I, 15). Nach LEIBNIZ sind die Relationen durch den göttlichen Geist gesetzt und insofern vom menschlichen Denken unabhängig. »Les relations ont une réalité dépendante de l'esprit,... mais non pas de l'esprit de l'homme puisqu'il y a une suprême intelligence, qui les détermine toutes en tout temps« (Nouv. Ess. II, ch. 30, § 4). LOCKE rechnet die Relationen zu den »mixed modi« (s. Modus). Sie bestehen in der vergleichenden Betrachtung einer Vorstellung mit einer andern (Ess. II, ch. 12, § 7). Sie münden alle in einfache Vorstellungen (l. c. ch. 28, § 18). Die Relationen als solche sind nur im Bewußtsein, aber es gibt eine »foundation of relation« (l. c. ch. 30, § 4). HUME erklärt: »Das Wort ›Relation‹ pflegt in zwei Bedeutungen gebraucht zu werden, die sich wesentlich voneinander unterscheiden. einmal als Name für den Faktor, vermöge dessen Vorstellungen in der Einbildungskraft miteinander verknüpft erscheinen, so daß... die eine die andere ohne weiteres mit sich zieht. oder aber zur Bezeichnung des Momentes, hinsichtlich dessen wir, auch bei willkürlicher Vereinigung zweier Vorstellungen in der Einbildungskraft, sie zufällig miteinander vergleichen. In der gewöhnlichen Sprache brauchen wir das Wort immer in ersterem Sinne, und nur im philosophischen Sprachgebrauch dient es zugleich zur Bezeichnung des Ergebnisses irgend eines Vergleichs ohne Rücksicht auf das Dasein eines verknüpfenden Prinzips« (Treat. 1, sct. o, S. 24 f.). Die Quellen der Relationen sind: Ähnlichkeit (s. d.), Identität, Raum, Zeit, Qualität oder Zahl, Qualitätsgrade, Widerstreit (contrariety), Ursache und Wirkung (l. c. S. 25 ff.). Diese Relationen zerfallen in zwei Klassen, »in solche, welche durchaus durch die Natur der Vorstellungen bedingt sind, die wir miteinander vergleichen (compare), und solche, welche sich verändern können, ohne irgend welche gleichzeitige Veränderung in den betreffenden Vorstellungen« (l. c. III, sct. 1, S. 93). Der ersten Klasse gehören nur an: Ähnlichkeit, Widerstreit, Quantitätsgrade, Quantität und Zahl. sie haben unbedingte Gewißheit (certainty) (l. c. S. 94). - Nach CHR. WOLF beziehen wir Dinge aufeinander, »wenn in zweien Dingen etwas anzutreffen, davon eines den Grund in dem andern hat« (Vern. Ged. I, § 188). »Quod rei absolute non convenit, sed tum demum intelligitur, quando ad alterum refertur, id dicitur relatio« (Ontolog. § 856). »Relatio nullam enti realitatem superaddit« (l. c. 857). Nach CRUSIUS ist die Relation »eine solche Art zu existieren, zwischen zweien oder mehreren Dingen, wodurch es möglich wird, daß man von ihnen zugleich etwas abstrahieren kann, was sich von einem alleine nicht hätte abstrahieren lassen« (Vernunftwahrh. § 28).