Sprache ist allgemein jeder Ausdruck von Erlebnissen (Gefühlen, Empfindungen, Vorstellungen, Urteilen, Begriffen) eines beseelten Wesens. Die Sprache ist ein System von Ausdrucksbewegungen (s. d.). Bestehen diese in mimisch-pantomimischen Bewegungen, so ist das eine Gebärdensprache. Bestehen sie in »Lautgebärden«, in (artikulierten) Lauten (Wörtern, Sätzen), so ist das eine (artikulierte) Lautsprache. Die Anfänge der Sprache bestehen schon im Tierreich (Lock-, Wach- u. a. Rufe). Den »Ursprung« und die Entwicklung der Sprache als psychisches Gebilde betreffend, herrscht noch keine Einstimmigkeit der Ansichten. Jedenfalls ist die Sprache zunächst ein in der Natur des lebenden Wesens, insbesondere des Menschen begründetes Gebilde (sie ist physei), das aber zugleich conventionell (thesei), in der sozialen Gemeinschaft, bedingt ist. Zunächst ist die Lautsprache etwas spontan, triebhaft-reflektorisch Auftretendes, ein Reagieren des fühlenden, vorstellenden Individuums auf es stärker berührende, interessierende Reize und Wahrnehmungen. Dazu kommt nun das Mitteilungsbedürfnis als wichtiger sozialer Faktor. Ferner ist die ziemliche Gleichartigkeit der Mitglieder einer primitiven Gemeinschaft zu betonen. Endlich ist von Bedeutung der Einfluß, das Vorbild, das »Tonangebende« einzelner angesehener Persönlichkeiten (Häuptling, Eltern, Dichter u.s.w.). Die im sozialen Zusammenleben und Zusammenarbeiten ziemlich gleichartig auftretenden Laute verbinden sich durch natürliche Assoziation und soziale Konvention immer fester mit bestimmten typischen Erlebnissen, Objekten, werden so »signifikativ«, zu Zeichen, Bezeichnungen. Apperzeptive (s. d.) Tätigkeit greift dann wählend, differenzierend, verknüpfend in den Sprachprozess ein. Der Fortschritt, die Verfeinerung des Denkens (und der Phantasie) prägt sich in der Differenzierung der Sprache aus. Ein primitives, konkretes, anschauliches Denken geht schon ursprünglich mit der Sprache einher, wird mit der Sprache und durch sie (als wichtiges Hülfsmittel zur Entstehung abstrakter Begriffe) weiter ausgebildet und wirkt wieder auf die Sprache ein, die überhaupt, als Produkt des Gesamtgeistes (s. d.), von sozialen, historischen und kulturellen Veränderungen beeinflußt wird (Vermischung von Sprachen, Entlehnungen, Sprachmoden, Standes- und Berufssprachen, Geheim- und Kultussprachen u.s.w.). Die »Wurzelwörter« haben ursprünglich Satzbedeutung. Der äußeren entspricht eine »innere Sprache« (Parole intérieure, EGGER). diese besteht »in den akustischen und motorischen Bildern von der Sprache in uns... in den Erinnerungsbildern an die gehörten und selbstgesprochenen Wörter und Sätze« (MERINGER, Indogerm. Sprachwiss. S. 19). Ein »Sprachzentrum« hat BROCA im linken Schläfelappen des Großhirns gefunden.
Die Theorien über den Sprachursprung. zerfallen in: 1) religiöse (Sprache = eine unmittelbare Schöpfung Gottes), 2) Erfindungstheorien (Sprache = Erfindung eines oder mehrerer hervorragender Individuen, der Konvention), 3) psychologisch-genetische Theorien, welche als Sprachfaktor betonen: Reflexschreie, Interjectionslaute, Ausdrucksbewegungen, Onomatopöie, Nachahmung, Mitteilungsbedürfnis, Arbeit in der Gemeinschaft, Assoziation, Apperzeption u. a.
Begriff und Definition des Sprache:
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