Bei PLATO hat syllogizesthai die Bedeutung des Folgerns aus Gegebenem (Phileb. 41 C. Theaet. 186 D). Nach ARISTOTELES ist der Schluß (syllogismos) logos, en hô tethentôn tinôn heteron ti tôn keimenôn ex anankês symbainei dia tôn keimenôn (Anal. pr. I 1, 24b 18). Die Prämissen (protaseis) enthalten die akra (extrema) und den horos mesos (terminus medius). Zu unterscheiden sind: Induktionsschluß (ho dia tês epagôgês syllogismos, l. c. II 23, 68b 13 squ.) und Syllogismus (ho dia tou mesou syllogismos, ib.). Ferner syllogismos apodeiktikos und dialektikos (Anal. post. I 2, 72 a 5), eristischer, rhetorischer Schluß (s. Enthymem, Epicheirem). Die Stoiker definieren den Schluß (logos) als systêma ek lêmmatôn kai epiphoras (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. II, 135 squ.. Adv. Math. VIII, 302). Die Schlüsse zerfallen in synaktikoi (gültige) und asynaktoi (Pyrrh. hyp. II, 137). der Schluß ist atelês (unvollständig) oder teleios (vollständig). Die hypothetischen (s. d.) Schlüsse werden schon erörtert. - Die Skeptiker behaupten, jeder Syllogismus sei ein Zirkelschluß, indem der Obersatz, auf den die Conclusion sich stützt, zu seiner Gültigkeit schon die der Konklusion voraussetze (Pyrrh. hyp. Tl, 193 squ., 20,4 squ.).
Nach DUNS SCOTUS ist der Syllogismus »oratio, in qua quibusdam positis ab his quae posita sunt, aliquid accidit de necessitate, eo quod haec sunt« (Analyt. prior. I, qu. 5). - Nach PETRUS RAMUS ist der Syllogismus »argumenti cum quaestione firma necessariaque collocatio, unde quaestio ipsa concluditur atque aestimatur« (Dial. inst. p. 29). Die Unnützlichkeit des Syllogismus behauptet J. B. VAN HELMONT. Die Erkenntnis der Übereinstimmung der Dinge ist schon vor dem Schlusse notwendig (Logica inutil. p. 41 ff). Auch F. BACON bekämpft die Wertschätzung des Syllogismus, der keine Erkenntnisse der Dinge verschaffe. »Syllogismus ad principia scientiarum non adhibetur, ad media axiomata frustra adhibetur, cum sit subtilitati naturae longe impar. Assensum itaque oonstringit, non res« (NoV. Organ. I, 13). »Syllogismus ex propositionibus constat, propositiones ex verbis, verba notionum tesserae sunt. Itaque si notiones ipsae (id quod basis rei est) confusae sint et temere a rebus abstractae, nihil in iis, quae superstruuntur, est firmitudinis. Itaque spes est in inductione vera« (l. c. 1, 14. De dign. V, 2). Von der formalen Syllogistik bemerkt DESCARTES: »Animadverti quantum ad Logicam, syllogismorum formas aliaque fere omnia eius praecepta non tam prodesse ad ea quae ignoramus investiganda, quam ad ea quae iam scimus aliis exponenda« (De meth. p. 11). Nach HOBBES ist das Schließen ein Rechnen (Leviath. I, 5. so auch später LEIDENFROST, De mente humana, 1793, C. 8, § 4). Der Schluß ist »oratio, quae constat tribus proportionibus, ex quibus duabus sequitur tertia« »additio trium nominum« (De corp. C. 4, 1). Nach LOCKE besteht das Schließen »nur in der Einführung eines zuvor als wahr angenommenen Satzes« (Ess. IV, ch. 17, § 4). Der Syllogismus zeigt »die Verbindung der Gründe in jedem einzelnen Falle, aber nichts mehr« (ib.). Er hat daher geringen Wert. »Die Wahrheit und Vernünftigkeit wird besser erkannt, wenn die Vorstellungen einfach hintereinander geordnet werden, und daher bedarf man auch bei seinen eigenen Untersuchungen des Syllogismus zur eigenen Überzeugung nicht.... denn ehe man die Verbindung zwischen der Mittelvorstellung und den beiden andern Vorstellungen, zwischen die sie zu stehen kommt, erkannt hat, und wenn dies der Fall ist, so sieht man auch schon, ob die Folgerung richtig oder falsch ist. deshalb kommt der Syllogismus zur Feststellung dessen zu spät« (ib.). D'ARGENS bemerkt: »Si le syllogisme était nécessaire a la recherche de la vérité, la raison que Dieu nous a donnée, seroit si faible et si imparfaite, qu'elle auroit besoin de lunettes pour appercevoir« (Philos. du Bons-Sens I, 261).
CHR. WOLF erklärt den Schluß (ratiocinatio) als »iudiciorum ex aliis praeviis formatio« (Psychol. empir. § 366). »Est ratiocinatio operatio mentis, qua ex duabus propositionibus terminum communem habentibus formatur tertia, combinando terminos in utraque diversos« (Log. § 50, 332). »Wenn wir einen Satz aus zwei andern herausbringen, nennen wir es schließen, und die Art zu schließen einen Schluß« (Vern. Ged. 1, § 340). Über das Prinzip des Schließens handeln REUSCH (Syst. logic. 1734), CRUSIUS (Weg zur Gewißheit, 1717), BAUMGARTEN (Acroasis logica, 1765, § 297, 324), BUFFIER (Première Logique, 1725, § 109) u. a. Nach H. S. REIMARUS bestehen die mittelbaren Schlüsse (Vernunftschlüsse) »in der deutlichen Einsicht des Zusammenhangs zweier Urteile mit einem dritten« (Vernunftlehre, S. 201). Sie entstehen durch »Vergleichung zweier Begriffe mit einem dritten« (l. c. S. 202). »Ein Vernunftschluß ist... eine deutliche Einsicht der Einstimmung oder des Widerspruchs zweier Begriffe vermittelst eines dritten oder Mittelbegriffs« (l. c. S. 203). Ähnlich FEDER (Log. u. Met. S. 93 ff.). Nach PLATNER ist der Schluß (sprachlich) »ein Urteil mit beigefügtem Grunde«, psychologisch »ein Urteil mit eingesehener Abhängigkeit von einem andern Urteile« (Philos. Aphor. I, § 625).