Nach DESCARTES erfaßt das Ich sein eigenes Sein unmittelbar als denkendes (S. Cogito). CLAUBERG erklärt: »Existentia dicitur, per quam ens actu est, seu per quam habet essentiam actu in rerum natura constitutam« (Opp. P. 296). Nach GEULINCX kommt nur Gott und dem Ewigen ein wahres Sein zu (Met. P. 96 f.). Ähnlich lehrt SPINOZA, nur Gott, die Substanz (s. d.) habe absolutes Sein. Die Existenz ist in jedem Dingbegriff enthalten: »In omnis rei idea sire conceptu continetur existentia, vel possibilis vel necessaria« (Ren. Cart. pr. ph. I, ax. VI) Scholastisch wird von ihm Existenz als Vollkommenheit, als Macht (potentia) aufgefaßt (Eth. I, prop. XI, dem. II). Ontologisch (6. d.) wird behauptet, zum Begriffe der Substanz gehöre das Sein: »Ad naturam substantiae pertinet existere - ipsius essantia involvit necessario existantiam« (Eth. I, prop. VII). Gottes Essenz und Existenz sind eins (l. c. I, prop. -XX). »Esse essentiale« ist »modus ille, quo ras creatae in attributis Dei comprehenduntur«. »Esse ideae« - »prout omnia obiectiva in idea Dei continentur.« »Esse existentiae« - »ipsa rerum essentia extra Deum et in se considerata, tribuiturque rebus postquam a Deo creatae sunt« (Cog. met. I, 2). BAYLE erklärt scholastisch, Existenz sei »ce par quoi la chose est formellement et intrinsèquement hors de l'état de possibilité et dans l'état d'actualité« (Syst. de philos. p. 158).
Aus dem Wesen unseres Geistes selbst, aus innerer Erfahrung stammt der Seinsbegriff nach LEIBNIZ: »Les idées intellectuelles et do réflexion sont tirées de notre esprit. Et je voudrais bien savoir, comment nous pourrions avoir l'idée de l'être, si nous n'étions des êtres nous-mêmes et ne trouvions ainsi l'être en nous« (NOUV. Ess. I, ch. 1, § 23). Aus dem Selbstbewußtsein leitet den Seinsbegriff D'ALEMBERT ab (Mélang. philos.), später auch ROYER - COLLARD u.a. - BONNET erklärt: »Toutes les choses qui sont, soit les idées, soit les corps, ont une qualité commune, celle d'être« (Ess. anal. XV, 251). Nach HOLBACH ist Existieren »éprouver les mourements propres à une essence déterminée« (Syst. de la nat. I, ch. 4, p. 48). DESTUTT DE TRACY erklärt: »Etre voulant et être résistant, c'est être réellement, c'est être« (Elem. d'idéol. I, ch. 8, p. 137). Vgl. TURGOT, Encycl., Art. »Existence«. LOCKE erklärt: »When ideas are in our mind, we consider things to be actually there, as well we consider things to be actually without us. which is, that they exist, or have existence« (Ess. II, ch. 7, § 7). »Of real existence we have an intuitive knowledge of our own, demonstrative of God's, sensitive of some for other things« (l c. ch. 3, § 21). Nach DIGBY ist Existenz »propria hominis affectio«. »Res enim quaelibet particularis in homine existit per quandam (ut ita dicam) sui insitionem in ipso existentiae sive entis trunco iuxtaque experimur nihil a nobis loquendo exprimi, cui entis appellationem non tribuamus, nihil mente concipi quod sub entis notione non apprehendamus« (Treat. of the nat. Of bodies, 1644. Demonstr. immortal. an. II, 1, § 8). Nach COLLIER ist alle objektive Existenz nur Existenz im Bewußtsein. »lt is with me a first principle, that whatsoever is seen, is« (Clav. univ. p. 5). »bodies, which are supposed to exist, do not exist externally« (l. c. p. 6). es gibt nur für sie »inexistence in mind.« Nach BERKELEY ist alles objektive Sein nur Sein im Bewußtsein, »percipi«, Vorgestellt-sein oder Vorgestellt-werden-können (Princ. II). »Sage ich: Der Tisch, an dein ich schreibe, existiert, so heißt das: ich sehe und fühle ihn. wäre ich außerhalb meiner Studierstube, so könnte ich die Existenz desselben in dem Sinne aussagen, daß ich, wenn ich in meiner Studierstube wäre, denselben percipieren konnte, oder daß irgend ein anderer Geist denselben gegenwärtig percipiere« (l. c. III). Absolute Existenz ist für ein Objekt (s. d.) ein Widerspruch (l. c. XXIV). - Nach HUME ist etwas vorstellen und etwas als existierend vorstellen dasselbe. Die »idea of existence« ist »nothing different from the idea of any objekt« (Treat. III, sct. 7). »There is no impression nor idea of ansy kind, of which we have any consciousness or memory, that is not conceiv'd as existent. - The idea of existence is the very same with the idea of thot we conceive to be existent. - To reflect in any thing simply and to reflect in it as existent, are nothing different from each other. Whatever we conceive, we conceive to be exustent.« Die Vorstellung der Existenz fügt zur Vorstellung eines Gegenstandes nichts hinzu (»makes no addition to it«, Treat II, sct. 6). Wir kennen nur die Existenz von Perzeptionen. Nach REID schließt die Wahrnehmung die gegenwärtige Existenz ihres Objektes ein, während die Imagination sich neutral verhält (Inqu. ch 2, sct. 3). Die Existenz eines Wahrgenommenen muß der Geist notwendig annehmen (l. c. sct. 5). Scholastisch erklärt CHR. WOLF Existenz als »complementum possibilitatis«, »actualitas« (Ontolog. § 174). Nach BAUMGARTEN ist sie »complexus affectionum in aliquo compossibilium« (Met. § 55). - Nach CRUSIUS besteht Existenz darin, »daß ein gedachtes Ding irgendwo und zu irgend einer Zeit sei« (Vernunftwahrh. § 46). Nach LAMBERT ist der Existenzbegriff mit dem Denken notwendig verbunden (Neues Organ. Aleth. § 71, S. 499). Nach FEDER ist »Sein« das »beständige Scheinen bei dem ordentlichen Zustande der menschlichen Natur, bei der richtigen Empfindung« (Log. u. Met. S. 136). - MENDELSSOHN erklärt: »Wenn wir von uns selbst ausgehen..., so ist Dasein bloß ein gemeinschaftliches Wort für Wirken und Leiden« (Morgenst. I, 5). »A sein und als A gedacht werden, ist der Sprache sowie dem Begriffe nach eben dasselbe« (l. c. 1. 6). Ein »Vorhandensein« läßt sich nur durch die Sinne beweisen, nicht aus der bloßen Möglichkeit (Üb. d. Evid. S. 38). Nach PLATNER ist Existenz »nichts anderes als wirken« (Philos. Aphor. I, § 848). »Existenz ist ein einfacher Begriff, keine Eigenschaft eines wirklichen Dinges, sondern dessen Wirklichkeit selbst, welche vorausgesetzt wird vor der Gedanklichkeit irgend einer Eigenschaft« (l. c. § 849). Der Begriff »Existenz« entsteht empirisch »aus dem Gefühl meines eigenen Wirkens und dann aus der wahrgenommenen Einwirkung äußerer Dinge auf mein Vorstellungsvermögen« (Log. u. Met. S. 113). »Existenz ist ein einfacher Begriff« (l. c. S. 115). BOUTERWEK betont: »Ohne das unmittelbare Bewußtsein des Daseins hätten wir gar keinen Begriff vom Dasein« (Lehrb. d. philos.. Wiss. I, 99). Nach HERDER ist Sein »kräftiges Dasein zur Fortdauer« (Verst. u. Erfahr. I, 134). LICHTENBERG bemerkt: »Mir kommt es immer vor, als wenn der Begriff ›sein‹ etwas von unserem Denken Erborgtes wäre, und wenn es keine empfindenden und denkenden Geschöpfe mehr gibt, so ist auch nichts mehr« (Verm. Schr. 1801, II, 12 f.).