Nach CHALYBAEUS ist Subjekt »die denkende Monas, sofern sie sich von der Obiectivität selbst unterscheidet« (Wissenschaftsl. S. 217). Nach HERBART ist das zu den Vorstellungen Vorausgesetzte, das Subjekt, ein Denkendes (Psychol. als Wissensch. II, § 131). Nach BENEKE enthält schon die sinnliche Empfindung das Bedingende oder die Grundlage für das »Bewußtsein vom Subjektiven«. Das subjektive (in den »Urvermögen« gegeben) ist »das eigentlich Bewußtsein-Erzeugende« (Lehrb. d. Psychol.3, § 130). GEORGE bestimmt das Subjekt als den bleibenden »Ort«, »von welchem neben- und nacheinander verschiedene Wirkungen ausgehen, die alle dem Subjekte in seiner Einheit beigelegt werden« (Lehrb. d. Psychol. S. 468). Nach J. H. FICHTE stellt der Geist sich als Subjektives einem »Ändern« als Objektivem gegenüber und gewinnt damit das Bewußtsein seiner Einheit (Psychol. I, 216). Nach W. ROSENKRANTZ sind Subjekt und Objekt »die notwendigen Voraussetzungen zum Wissen«, müssen zugleich im Wissen selbst noch fortbestehen (Wissensch. d. Wiss. I, S. 130 f.). Im Subjekt liegt »der erste und unveräußerliche Grund alles Wissens, welcher im menschlichen Bewußtsein niemals zum Objekt werden kann, weil damit das Wissende und sohin das Wissen selbst aufgehoben würde« (l. c. S. 132 f.). Auf der »freien Selbstbestimmung im Subjekte« beruht alles Wissen (l. c. S. 132). Nach K. FISCHER ist das Subjekt des Erkennens nicht in der Zeit, sondern sie in ihm (Krit. d. Kantschen Philos. S. 13). Nach H. SPENCER ist das Subjekt der unbekannte, permanente Nexus, welcher selbst niemals Bewußtseinszustand ist, aber alle Bewußtseinszustände zusammenhält (Psychol. § 469. vgl. First Princ.).
Nach GREEN u. a. Idealisten (s. d.) ist das unendliche Subjekt nicht in Raum und Zeit. Die Korrelation von Subjekt und Objekt betont S. LAURIE. vgl. A. BAIN, Objekt. auch E. LAAS (S. Korrelativismus, Objekt). Nach P. NATORP steht das Subjekt, die Bewußtheit, Ichheit selbst als Bewußtseinsform nicht in Raum und Zeit (Einl. in d. Psychol. S. 11 ff., 30, 68, 70, 112). R. HAMERLING bemerkt: »Das Ich als Subjekt ist das allgemeine, unendliche, absolute, das Ich als Objekt das endliche, individuelle Ich« (Atomist. d. Will. I, 233). Nach REHMKE ist das BewußtseinsSubjekt in allen identisch, es ist »das einheitstiftende Moment des Augenblicks-Bewußtseins«, ist absolut einfach (Allg. Psych. S. 50 ff.), ist ursprünglich (l. c. S. 155), Einheitsgrund (l. c. S. 452 ff.), kann nicht Objekt werden (l. c. S. 153), ist nur »Subjektsbewußtsein« (l. c. S. 152). Nach SCHUPPE ist Subjekt das Ich (s. d.), etwas, »was nur Eigenschaften haben, Tätigkeiten ausüben kann, niemals aber etwas anderes zu seinem Substrate haben, an etwas anderem haften kann, ihm als seine Eigenschaft oder Tätigkeit zukommen kann« (Log. S. 16). M. KAUFFMANN versteht unter dem Subjekt die »höchste Form, die anschauliche Einheit der räumlichen und der zeitlichen Welt« (Fundam. d. Erk. S. 14). Subjekt ist nicht ein den Objekten Entgegengesetztes, nicht eine Art von Objekten, sondern »bloß die oberste Einheitsform aller Objekte überhaupt«, des Bewußtseins (l. c. S. 45). - Nach MÜNSTERBERG ist das aktuelle Subjekt zeitlos. zeitsetzend, aber nicht zeitfüllend, wie das psychophysische Subjekt (Grdz. d. Psychol. I, 255). Letzteres ist schon das objektivierte Ich, rein subjektiv ist nur das lebendig-wertsetzende, stellungnehmende Subjekt (vgl. l. c. S. 202 ff.). - Nach P. CARUS ist unser An-sich »von uns aus betrachtet 'Subjekt an sich', aber andern Subjekten gegenüber 'Objekt an sich'« (Met. S. 20). Kein Subjekt ohne Objekt, ohne sein näheres Objekt: »Jedes Subjekt, um Subjekt sein zu können, muß sich selbst als Objekt betrachten können« (l. c. S. 18). Unser Subjekt ist empirisch der empfindende Leib (»objektiviertes Subjekt«). Unser Subjekt an sich ist unerkennbar. der Mittelpunkt unseres Denkens und Seins selbst ist »transzendent und unabhängig von den obersten Naturgesetzen« (l. c. S. 23). Jedes Objekt ist potentiell Subjekt. Subjekt und Objekt an sich sind »insofern dasselbe, als beide das letzte 'an sich', das Metaphysische der Dinge sind« (l. c. S. 24). Nach E. v. HARTMANN ist das Subjekt an sich das »Unbewußte« (s. d.). Nach DREWS sind Subjekt und Objekt des Bewußtseins nicht ursprünglich gegeben, sondern »nur die entgegengesetzten Pole des Bewußtseins, die eben in diesem correlativen Verhältnis zueinander diejenige Form konstituieren, die wir Bewußtsein nennen« (Das Ich, S. 144). Nach HODGSON werden die Inhalte des Bewußtseins unmittelbar erfahren, »but that the feelings the subjektive aspect, are a Subjekt, an I or a Self - this is not perceived in that indivisible moment. but is the produkt of direct separative perception combined with it« (Philos. of Reflect. I, 113 f.). Nach J. WARD ist das »pure Ego or Subjekt« »the simple fact that everything mental is referred to a Self« (Encycl. Brit. XX, 38). Schon die einfachste psychische Form schließt ein »a Subjekt feeling« (l. c. p. 41). FOUILLÉE betont: »Le sujet et l'objet ne sont pas primitivement dans la conscience à l'état de termes purement intellectuels, l'un représentatif et l'autre représenté: le sujet est un vouloir, qui ne se contente pas de représenter les objets, mais tend à les modifier en vue de lui-même« (Psychol. d. id.-forc. II, 148). Das wollende, denkende Subjekt kann nicht als Ding, Objekt, nur als Aktion begriffen werden (l. c. I, 133). alle Objekte als solche sind Phänomene (l. c. II, 184). Nach A. RIEHL entsteht das Ich als Subjekt durch die Apperzeption der Gefühle (Philos. Krit. II 1, 66). WUNDT betont, daß Subjekt und Objekt zwar begrifflich zusammengehören, aber späte Erzeugnisse der Reflexion sind (Philos. Stud. XIII, 322. X, 75). Ursprünglich denken wir nicht zu jedem Objekt das Subjekt mit. Das Subjekt ist um nichts früher als das Objekt. »Beide sondern sich gleichzeitig aus dem unteilbaren Vorstellungsobjekt, sobald das abstrahierende Denken über die verschiedenen Merkmale jenes Objektes zu reflectieren beginnt« (Syst. d. Philos.2, S. 97). Unmittelbar gibt es wohl einen objektiven Erfahrungsinhalt und ein erfahrendes Subjekt, aber beide noch ohne logische Bestimmung. Subjekt und Objekt sind Reflexionsbegriffe, »die infolge der Wechselbeziehungen der einzelnen Bestandteile des an sich vollkommen einheitlichen Inhaltes unserer unmittelbaren Erfahrung sich ausbilden«. Die Erfahrung setzt in jedem ihrer Teile »sowohl das Subjekt, das die Erfahrungsinhalte auffaßt, wie die Objekte, die dem Subjekt als Erfahrungsinhalte gegeben werden«, voraus (Gr. d. Psychol.5, S. 4 f.). Während das Subjekt später die Objekte begrifflich-mittelbar erkennt, faßt es sich selbst stets unmittelbar auf (Syst. d. Philos.2, S. 127 ff.. vgl. Philos. Stud. XII, 343, 383 f., 396 ff.). Das denkende Subjekt ist nicht Erscheinung (s. d.), sondern an sich. es ist das Denken selbst. Der Begriff des Subjektes hat drei Bedeutungen. »Im engsten Sinn ist das Subjekt der in dem Ichgefühl zum Ausdruck kommende Zusammenhang der Willensvorgänge. In der nächst weitern Bedeutung umschließt es den realen Inhalt der Willensvorgänge samt den vorbereitenden Gefühlen und Affekten. In der weitesten Bedeutung endlich erstreckt es sich außerdem noch auf die konstante Vorstellungsgrundlage, die jene subjektiven Prozesse in dem den Träger der Gemeinempfindungen bildenden Körper des Individuums besitzen.« Die weiteste Bedeutung ist in der Entwicklung die ursprünglichste (Gr. d. Psychol.5, S. 265). Das Subjekt ist keine Substanz (s. d. u. Seele, Selbstbewußtsein, Ich). - NIETZSCHE bestimmt das Subjekt als lebendige Tätigkeit, als Willen zur Macht (WW. XV, 277 f.), als einen Tätigkeitskomplex von scheinbarer Dauer (l. c. XV, 280. vgl. VIII, 2, 5). E. MACH erklärt: »Aus den Empfindungen baut sich das Subjekt auf, welches dann allerdings wieder auf die Empfindungen reagiert« (Anal.4, S. 21 ff.). Nach R. WAHLE haben wir kein Recht, EinzelSubjekte anzunehmen. Das Ich ist nichts Identisches, Substantielles (Kurze Erkl. S. 176 ff.).
Das logische Subjekt ist nach W. HAMILTON »that, which, in the act of judging, we think as the determined or qualified notion« (Lect. III, p. 228). Nach G. HEYMANS ist der Subjektbegriff ein Komplex von Merkmalen. das Subjekt bezeichnet die diesen Merkmalen entsprechende Wirklichkeit (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 49). Logisches Subjekt ist nach B. ERDMANN »derjenige Urteilsbestandteil, von dem nach der logischen Immanenz des Prädikats im Subjekt ausgesagt wird« (Log. I, 236). Ein »Psychologisches« Subjekt im Urteil gibt es nicht (l. c. S. 237). gegen VON DER GABELENTZ, Zeitschr. f. Psychol. u. Sprachwiss. VI, 376 f.. SIGWART, Log. I2, 28. H. PAUL, Princ. d. Sprachgesch.2, S. 100, u. a. Vgl. Subjektivität, Ich, Selbstbewußtsein, Seele, Objekt, Substanz, Ding an sich, Wille.