Vorstellung

Vorstellung (phantasia, perceptio, idea, repraesentatio. idea, perception: englisch. idée, perception: französisch) bedeutet: 1) die Erinnerungsvorstellung, die reproduzierte Vorstellung. 2) (im weiteren Sinne) jeden anschaulichen (s. d.), aus Empfindungen (s. d.) als Elementen sich aufbauenden Bewußtseinsvorgang, der etwas zum Objekt (s. d.) hat, sei er eine Wahrnehmung (s. d.) oder eine Erinnerung (s. Gedächtnis, Reproduktion). Die Vorstellungen sind Synthesen von Empfindungen, relativ selbständige Empfindungskomplexe, die immer zugleich gefühlsbetont und mit irgend einem Grade des Strebens behaftet sind. Vorstellungen sind also nichts absolut Selbständiges, nichts isoliert Vorkommendes, nichts Einfaches, sondern immer schon Momente, Teilinhalte eines vollständigen Bewußtseinsvorganges, d.h. einer primären oder rückgebildeten, mechanisierten Willenshandlung (s. Voluntarismus). Die Vorstellungen sind keine Dinge, keine Kräfte, sondern Momente von Prozessen, Vorgängen. Sie können sich nicht »unbewußt« (s. d.) »erkalten«, sondern werden immer wieder neu (durch Synthese) produziert (s. Reproduktion). Das Auftreten von bestimmten Inhalten, als Akt des Subjekts aufgefaßt, ist das Vorstellen, das Was oder Besondere des Vorstellens ist die Vorstellung als Vorstellungsinhalt. Was durch diesen repräsentiert, vertreten, dargestellt wird, worauf er sich bezieht, ist das Vorstellungsobjekt (realer oder idealer Gegenstand der Vorstellung). Die Trennung von Vorstellung und Objekt (- beide bilden ursprünglich eine Einheit -), welches jene bedeutet, auf welches sie hinweist erfolgt im Urteil. Die zunächst in der Form der Vorstellung gegebene Außenwelt wird infolge der denkenden Verarbeitung der Vorstellungsinhalte zu einem begrifflich bestimmten System von Relationen fester Einheiten als Zeichensystem für »trenszendente Faktoren« (s. d.), die nicht selbst Vorstellungsobjekt werden, sondern das erkennende Subjekt zur Produktion seiner Vorstellungen gesetzmäßig motivieren, determinieren.

Die Geschichte des Begriffes »Vorstellung« zeigt eine bald weitere, bald engere Fassung desselben. Als Vorstellung gilt bald ein jedes Perzipieren (s. d.) eines Inhalts, bald Wahrnehmung und Erinnerungsbild, bald nur das letztere. Verschieden ist auch die Bedeutung, welche der Vorstellung erteilt wird (s. Intellektualismus, Voluntarismus). Endlich wird das Verhältnis von Vorstellung und Objekt (s. d.) verschieden gedeutet.



Begriff und Definition der Vorstellung:


Aristoteles, Descartes, Leibniz...
Condillac, Schelling, Ritter...
Hegel, Helmholtz, Herbart...
Brentano, Husserl, Lipps...

 © textlog.de 2004 • 05.11.2024 22:07:00 •
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