Zweck. - Fechner, Hartmann, Fouillée


Nach O. H. WEISSE besteht das Wesen des Zweckes »darin, daß eine in der Unmittelbarkeit des Zeitbegriffs nichtseiende Bestimmtheit, nämlich eine zukünftige, dennoch als seiend, das heißt als wirkend gesetzt ist« (Grdz. d. Met. S. 513 f.). Nichts ist wirklich, was nicht in einem teleologischen Prozesse sein Dasein hat (l. c. S. 515). Die Zweckbeziehung ist nicht eine besondere Art der Kausalverknüpfung neben den übrigen, sondern, als die Wahrheit aller Kausalbeziehung, allen Stufen derselben übergeordnet. »Die Zweckbeziehung setzt die mechanische Kausalität voraus. diese wird in ihr ausdrücklich inwohnendes Moment, daß heißt... Mittel« (ib.). Die objektive Gültigkeit des Zweckbegriffs lehrt auch TRENDELENBURG (Log. Unters. II2, 1 ff.). J. H. FICHTE erklärt: »Alle Wirkungen der realen Wesen sind an strenge Gesetzmäßigkeit gebunden, denn sie gehen aus ihnen selbst, aus ihrer qualitativen Grundbeschaffenheit hervor. aber in diesen insgesamt erwahrt sich das teleologische Verhältnis einer durchgreifenden Weltordnung, welche jedem sein Ergänzendes zubereitet hat« (Zur Seelenfrage, Vorr. S. XV. vgl. PLANCK, Log. Kausalgesetz u. natürl. Zweckmäß. 1877). Nach FECHNER ist »das ganze körperliche Getriebe nur durch den Geist lebendig« (Zend-Av. I, 270. vgl. S. 288). Zweckmäßig ist etwas, »insofern es zur gedeihlichen Erhaltung, Betätigung und Entwicklung bewußten Leben, dient« (Tagesans. S. 110 ff., 115). »Das zur ersten Hervorbringung zweckmäßiger Einrichtungen nötige Spezialbewußtsein wird bei deren Wiederholung mehr oder weniger erspart« (l. c. S. 116). - Nach RAVAISSON ist alle Kausalität an sich Finalität. vgl. die Schriften von BOUTROUX, RENOUVIER u. a. Nach R. HAMERLING ist der Trieb in den Dingen das finale Prinzip. »Der Trieb des Lebens selbst, welcher, bestimmt durch Lust und Unlustgefühl, sieh bequeme Formen der Existenz und Organe seiner notwendigen Funktionen schafft, ist das wahre teleogische Prinzip« (Atomist. d. Will. II, 172). Eine innere Zielstrebigkeit der Organismen nimmt K. E. V. BAER an (Stud. auf d. Gebiete d. Naturwiss. II, 458. Red. II, 1876, S. 80 ff.). Teleologisch lehrt E. V. HARTMANN. »Der Begriff des Zwecks bildet sich zunächst aus den Erfahrungen, die man an seiner eigenen bewußten Geistestätigkeit macht. Ein Zweck ist für mich ein von mir vorgestellter und gewollter zukünftiger Vorgang, dessen Verwirklichung ich nicht direkt, sondern nur durch kausale Zwischenglieder (Mittel) herbeizuführen imstande bin« (Philos. d. Unbew.3, S. 37). Das Unbewußte (s. d.) wirkt zweckmäßig, logisch in allem. Der Zweck ist implizite schon in dem gegebenen Weltinhalt primär mitgesetzt. Er ist das »ideelle primum movens«, die »ideelle Zusammendrängung der ganzen Zukunft« (Kategorienlehre, S. 472). Kausalität und Finalität sind »nur verschiedene gleichzeitige Beziehungen der gleichen Momente desselben Vorganges untereinander, oder genauer: sie sind verschiedene Aspekte einer und derselben Sache« (l. c. S. 473. »Kosmogonischer Monismus«, l. c. S. 474). Die Finalität bestimmt das Gesetz, nach welchem die Kausalität wirkt (ib.). Alle Finalität ist »eine logisch notwendige Determination« (l. c. S. 476). Die Finalität ist »die transparent gewordene Gausalität« (l. c. S. 475). Überall ist »eine unbewußte, also bewußtseinstranszendente Zwecktätigkeit im Spiele, die zu objektiv zweckmäßigen Ergebnissen führt« (l. c. S. 469). »Die bewußte Zwecktätigkeit eines Individuums... ist nur ein bruchstückweiser Widerschein einer transzendenten Finalität im Bewußtsein« (l. c. S. 441). Eine »final-kausale Individualsfunktion höherer Ordnung« waltet über den Atomen des Organismus (l. c. S. 491). Der Weltzweck ist »die logische Verurteilung des Antilogischen als solchen«, d.h. der Aktualität des Willens, deren Nichtsein als Zweck gesetzt wird (l. c. S. 493). Eine (immanente) Teleologie anerkennt SCHHEIDEWIN (Die Unendl. d. Welt, S. 81 f.). Ferner ULRICI, O. LIEBMANN (Anal. d. Wirkl.2, S. 389 ff.). F. ERHARDT (Die Wechselwirk. zw. Leib u. Seele 1897, S. 107), PAULSEN, L. BUSSE, EUCKEN u. a. G. SPICKER erklärt: »Unser Sein wie unser Erkennen ist... teleologisch. Die Vernunft ist ein Resultat der Natur. ist nun die Wirkung zweckmäßig, wie sollte es die Ursache, die ihr zugrunde liegt, nicht sein« (Vers. ein. neuen Gottesbegr. S. 80). Es ist »der Mechanismus ein Resultat der Teleologie, nicht aber umgekehrt« (l. c. S. 82). Teleologie und Mechanismus sind Korrelate (l. c. S. 86). Die Zweckmäßigkeit erstreckt sieh auf alles, ist universell, der Welt immanent (l. c. S. 123). »Allenthalben ist planmäßig schaffende Kraft, Vernunft, höchste Intelligenz« (ib.). Gott ist causa eminens (l. c. S. 124 f.). Nach R. SEYDEL ist in aller Kausalität die göttlich-teleologische Urkausalität wirksam (Religionsphilos. S. 101). Nach IHERING ist der Zweck dem Kausalgesetz übergeordnet (Zweck im Recht I, S. X f.). Aller Mechanismus dient der Realisation der Zwecksetzung Gottes (l. c. S. XII). Der Zweck beherrscht alles Wollen (l. c. S. 4 ff.). »Die Befriedigung, welche der Wollende sieh von der Handlung verspricht, ist der Zweck seines Willens« (l. c. S. 13 f.). Teleologisch lehren ferner AD. MÜHRY (Krit. u. kurze Darstell. d. exakt. Naturphilos.5, 1882), E. NEUMANN (Der Urgrund d. Daseins, 1897), J. SCHLESINGER (Energismus, 1901), J. REINKE (Welt als Tat). Die Finalität ist (wie die Kausalität) ein Denkprinzip und zugleich ein »objektives Prinzip alles Seins und Geschehens« (Einl. in d. theoret. Biolog. S. 78 ff.. vgl. J. V. HANSTEIN, Über den Zweckbegriff in d. organ. Natur, 1880). Nach A. DORNER liegen den organischen Gebilden »ideale Typen, Zweckideen zugrunde, welche das mechanische Aufeinanderwirken der Atome und Atomgruppen in ganz bestimmter Weise regulieren« (Gr. d. Religionsphilos. S. 38 f.). In der mechanischen wie in der teleologischen Ordnung zeigt sich die Einheit der Welt (l. c. S. 243) Nach E. DÜHRING verträgt sich der Zweck mit der Kausalität. »Die Begleitung durch ein Bewußtsein macht den Zweck zur vorgestellten Absicht. aber er ist ohne die letztere überall da, wo ihn die bewußtlosen Dinge in der Fügung ihrer Teile und in der Ordnung ihrer Verrichtungen bekunden« (Log. S. 203). In der Natur bestehen äußerste Ziele »nur im Sinne bestimmter Epochen, d.h. Änderungen, mit denen der Übergang zu einem andern Zustande hin eingeleitet wird« (Wirklichkeitsphilos. S. 55). - Eine teleologische Naturphilosophie gibt J. FISKE (Outlines of Cosmic Philos., 1884), auch J. WARD (Naturalism and agnosticism, 1899. vgl. L. F. WARD, Pure Sociol. p. 453 ff.), LACHELIER (Du fondem. de l'induct.2, 1896). Nach FOUILLÉE hat jedes Phänomen einen »fond intérieur par lequel il est sensation et appétition« (Psychol. d. id.-forc. II, 182). »L'identité de la causalité et de la finalité est la volonté, dont les formes diverses... sont des idées -forces« (l. c. I, p. XXI).


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