Rom. Kunstleben


Den 22. Januar.

 

Von dem deutschen Kunstsinn und dem dortigen Kunstleben kann man wohl sagen: man hört läuten, aber nicht zusammenklingen. Bedenke ich jetzt, was für herrliche Sachen in unserer Nachbarschaft sind, und wie wenig sie von mir genutzt worden, so möchte ich verzweifeln, und dann kann ich mich wieder auf den Rückweg freuen, wenn ich hoffen kann, jene Meisterwerke zu erkennen, an denen ich nur herumtappte.

Doch auch in Rom ist zu wenig für den gesorgt, dem es Ernst ist, ins Ganze zu studieren. Er muß alles aus unendlichen, obgleich überreichen Trümmern zusammenstoppeln. Freilich ist's wenigen Fremden reiner Ernst, etwas Rechts zu sehen und zu lernen. Sie folgen ihren Grillen, ihrem Dünkel, und das merken sich alle diejenigen wohl, die mit Fremden zu tun haben. Jeder Führer hat Absichten, jeder will irgendeinen Handelsmann empfehlen, einen Künstler begünstigen, und warum sollte er es nicht? Denn schlägt der Unerfahrne nicht das Vortrefflichste aus, das man ihm anbietet?

Einen außerordentlichen Vorteil hätte es der Betrachtung bringen können, ja es wäre ein eignes Museum entstanden, wenn die Regierung, die doch erst die Erlaubnis geben muß, wenn ein Altertum ausgeführt werden soll, fest darauf bestanden hätte, daß jedesmal ein Abguß geliefert werden müsse. Hätte aber auch ein Papst solch einen Gedanken gehabt, alles hätte sich widersetzt, denn man wäre in wenigen Jahren erschrocken über Wert und Würde solcher ausgeführten Dinge, wozu man die Erlaubnis in einzelnen Fällen heimlich und durch allerlei Mittel zu erlangen weiß.




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 © textlog.de 2004 • 04.11.2024 19:23:40 •
Seite zuletzt aktualisiert: 05.11.2007 
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