Kategorien - Renouvier, Riehl, Wundt
Nach RENOUVIER sind die Kategorien »des notions abstraites exprimant des relations d'ordre général, auxquelles les perceptions sensibles empruntent des formes et sont assujetties comme à leurs conditions de représentation, ainsi que pour les jugements qui leur sont applicables« (Nouv. Monadol. p.95). Die Relation ist die Kategorie der Kategorien. Sie sind nichts als »différents modes de relation«. »Chacun de ces modes exprime une certaine identité et une certaine différence, dont il est la synthèse« (l.c. p. 98). »Catégories statiques« sind die Kategorien, »qui par elles-mêmes, dans leur forme, n'impliquent pas le temps, le devenir et le mouvement« (l.c. p. 99). Die »catégories dynamiques« sind alle in der Sukzession eingeschlossen (l.c. p. 103). Folgende Kategorientafel stellt Renouvier auf (l.c. p. 163):
Relation | | Distinction | | Identification | | Determination |
Relations statiques | { | Qualité Quantité Position | | Différence Unité Limite (espace) | | Genre Pluralité Espace | | Espèce Totalité Etendue |
| | | | | | | | |
Relations dynamiques | { | Succesion Devenir Finalité Causalité | | Limite (temps) Rapport (nié) Etat Acte | | Temps Rapport (affirmé) Tendance Puissance | | Durée Changement Passion Force |
In den »Essais de critique générale« stellt Renouvier neun Haupt-Kategorien auf: Relation, Zahl, Lage, Sukzession, Qualität, Werden, Kausalität, Zweck, Persönlichkeit.
Nach E. DÜHRING sind die ontologischen Grundbegriffe Schemata oder Gestalten, »deren gegenständliche und an sich selbst vorhandene Seite das Grundgerüst des Seins und der Seinsverhältnisse, also die Grundgesetze der Seinsverfassung selbst vorstellt« (Log. S. 206). - SIGWART nimmt vier logische Kategorien an (Log. I, 28 f.). So auch B. ERDMANN: Dinge (mit) Eigenschaften, Vorgänge (Veränderungen), Beziehungen. Nach A. RIEHL sind die Kategorien »die allgemeinen appercipierenden Vorstellungen« (Philos. Kritic. I, 11). Die formalen Erkenntnisbegriffe (Gleichheit, Größe, Ursächlichkeit u.s.w.) sind »Formen des Appercipierens«, »Begriffe, welche ausschließlich zur Verbindung eines Vorstellungsinhaltes mit einem zweiten dienen« (l.c. II 1, S. 2). »Kategorien entstehen, indem Gegenstände der Anschauung durch eine oder die andere logische Function bestimmt gedacht werden. Kategorien sind logische Functionen in deren bestimmter Anwendung, in Anwendung auf Anschauungen« (l.c. I, 358). Die Kategorien sind »die durch Reflexion bewußt gewordene Gesetzlichkeit des Denkens« (l.c. I, 276). Sie entspringen aus der Identität (s. d.), der »formalen Einheit des Bewußtseins«, aber so, daß ihre Verwirklichung nur an dem Gegebenen stattfinden kann (l.c. I, 384). »Die Kategorien stammen aus einem einzigen obersten Principe her, dem Principe der Einheit und Erhaltung des Bewußtseins überhaupt« (l.c. II 1, 68). Nach SCHUPPE werden die »Bestimmtheiten« des Seienden durch das Denken aufgefunden. Identität und Kausalität sind Kategorien, Denkprinzipien, Gesetze (Log. S. 36). Ohne Gegebenes können sie nicht gedacht werden, nicht existieren, sie bestehen »von vornherein in unserem Bewußtsein nur als Bestimmungen von Gegebenem, von etwas, was da identisch oder verschieden ist und mit anderem etwas kausal verknüpft ist« (l.c. S. 37). »Schon daher haben sie dieselbe Objektivität wie das Gegebene; ein Subjektives Tun findet bei diesem Denken nicht statt.« »Sie gehören... zum Bewußtsein überhaupt, d.h. dem gattungsmäßigen Wesen der individuellen Bewußtseine, und darin liegt ihre objektive Geltung - ohne sie gibt es kein Wirkliches, dessen wir uns bewußt werden könnten; sie constituieren also erst die wirkliche Welt, als den notwendig gemeinsamen Teil der Bewußtseinsinhalte« (ib.). - WUNDT betont, nicht in fertigen Begriffen, nur in der allgemeinen Gesetzmäßigkeit des logischen Denkens liege das Apriori des Erkennens. Die Form des Denkens kommt erst in und mit der Erfahrung zur Geltung. In den Erfahrungsbegriffen stecken nicht schon von vornherein apriorische Kategorien (Syst. d. Philos.2, S. 210 ff.; Log. I2, 95 ff., 104). Indem das Denken die Wahrnehmungen verarbeitet, erzeugt es erst logische Kategorien, »allgemeinste Begriffsklassen«: die Gegenstands-, Eigenschafts- und Zustandsbegriffe. In diese Klassen müssen wir alle Begriffe ordnen, sie sind daher die »allgemeinsten Erfahrungsbegriffe«. »Dieser Ausdruck sagt zunächst, daß sie sich auf die Erfahrung beziehen, und daß es keine Erfahrung gibt, die nicht ihrer bedürfte; er deutet aber zugleich an, daß auch sie ohne die Erfahrung nicht existieren würden« (Log. I2, 103 ff.; Syst. d. Philos.2, S. 214 ff.). In den Beziehungsformen der Begriffe findet der Zusammenhang der Dinge seinen allgemeinsten Ausdruck. Von den »Verbindungsformen« sind diese »Beziehungsformen« zu unterscheiden. In allen »Beziehungsbegriffen« ist eine Anwendung des Satzes vom Grunde (s. d.) vorausgesetzt. Sie zerfallen in »abstrakte Begriffe« und »abstracte Beziehungsbegriffe«; letztere stellen selbst Beziehungen her. Die »reinen Beziehungs- oder Verstandesbegriffe« haben Beziehungen des logischen Denkens selbst zum Inhalt. Sie sind nicht Gattungsbegriffe von Erfahrungen, es machen sich bei ihnen logische Forderungen geltend, die in keiner Erfahrung verwirklicht sind. Sie entspringen »aus der gesonderten Auffassung gewisser Beziehungen, die unser Denken zwischen seinen Vorstellungen auffindet«. Sie sind nicht apriorisch, sondern sie bedeuten »die letzten Stufen jener logischen Verarbeitung des Wahrnehmungsinhaltes, die mit den empirischen Einzelbegriffen begonnen hat«. Sie erheben relative Bestimmungen der Objekte zu absoluten (Log. I2, 103, 121, 461; Syst. d. Philos.2, S. 219, 225 ff., 228; vgl. Philos. Stud. II, 161 ff.; VII, 27 ff.). Die reinen Verstandesbegriffe zerfallen in: 1) reine Formbegriffe (Einheit und Mannigfaltigkeit, Qualität und Quantität, Einfaches und Zusammengesetztes, Einzelheit und Vielheit, Zahl und Function); 2) reine Wirklichkeitsbegriffe (Sein und Werden, Substanz [Akzidenz] und Kausalität [Ursache, Wirkung], Kraft, Zweck) (Syst. d. Philos.2, S. 228 ff., 236 ff., 241 ff., 347 ff.; Log. I2, 521 ff.; II2 1, 131 ff., 199 ff., 201; Philos. Stud. II, 167 ff.).