Kategorien - Platon, Aristoteles, Bacon, Hume


Das System des KANÂDA unterscheidet sechs Kategorien (padârthras): Substanz (dravja), Qualität (guna), Wirken (karma), Gemeinschaft (sâmanja), Unterschied (viceschna), »Zueinandersein« (samanâja). Die vorsokratischen Philosophen verwenden die Kategorien im objektiv-metaphysischen Sinne Eine gewisse Verwandtschaft mit einer Kategorientafel weist die Pythagoreische Tafel der Gegensätze (s. d.) auf. Der erste, der die Begriffe auf Grundbegriffe zurückführt, ist PLATO. Er nennt sie koina peri pantôn (Theaet. 185 E), megista genê, (höchste Gattungen, Soph. 254 C, D). Es sind dies Sein (Seiendes, on), Identität (tauton), Anderheit (heteron), Veränderung (kinêsis), Beharrung (stasis) (Soph. 254 C, D). Katêgorêteon (»Ausgesagtes«) kommt Theaet. 167 A vor. - Der eigentliche Begründer der Kategorienlehre ist ARISTOTELES. Von grammatikalischen Gesichtspunkten (vgl. TRENDELENBURG, Gesch. d. Kategorienl. S. 209) geleitet, nennt er katêgoriai, genê tôn katêgoriôn, schêmata tês katêgorias tôs ontôn die (objektiven) Grundaussagen über das Seiende, die allgemeinen Seinsweisen selbst, die obersten Gattungsbegriffe, denen alles Seiende sich unterordnen läßt. Er nimmt zunächst zehn Kategorien an: Substanz (ousia), Quantität (poson), Qualität (poion), Relation (pros ti), Ort (pou), Zeit (pote), Lage (keisthai), Haben oder Verhalten (echein), Tun (poiein), Leiden (paschein) (Top. I 9, 103 b 20 squ.; Categor. 4, 1b 25). Auch eine Achtzahl von Kategorien (ohne keisthai und echein) kommt vor (Analyt. post. I 22, 83a 21; 83b 16; Phys. V 1, 225b 6). Drei Kategorien (ousiai, pathê, pros ti) werden aufgezählt Met. XIV 2, 1089 b 23. Auch stellt Aristoteles der ousia die übrigen Kategorien als symbebêkota gegenüber (Analyt. post. I, 22). Die Kategorien haben ihr Correlat im Sein: hosachôs gar legetai, tosautachôs to einai sêmainei (Met. V, 7). - STRATO betrachtet als oberste Kategorie die ousia (Prokl. in Tim. 242 E). Die Stoiker stellen vier Kategorien (prôta genê, genikôtata) auf: Substrat oder Substanz (hypokeimenon), Qualität (poion), Verhalten (pôs echon), Relation (pros ti pôs echon) (Simplic. in Cat. f. 16). Das hypokeimenon ist die oberste Kategorie. PLOTIN unterscheidet sinnliche und intelligible Kategorien, d.h. Kategorien, die für die sinnliche, und solche, die für die Idealwelt gelten; die intelligiblen Kategorien gelten für die sinnliche Welt nur analogia kai homônymia (Enn. VI, 1 ff.). Die prôta genê tôn noêtôn sind: on, stasis, kinêsis, tautotês. heterotês (Enn. VI, 1, 25; VI, 2, 7 ff.). In der Sinnenwelt gibt es ousia, pros ti, poson, poion, kinêsis.. Die Aristotelischen Kategorien (»summa rerum genera«) werden bei BOËTHIUS, CLAUDIUS MAMERTINUS (De statu anim. I, 19), JOHANNES DAMASCENUS, ALCUIN, GERBERT, ANSELM u. a. aufgezählt: »substantia, quantitas, qualitas, relatio, actio, passio, ubi, quando, situs, habitus«. AUGUSTINUS nennt drei psychologische Kategorien: »memoria, intellectus, voluntas«, denen er »esse, nosse, velle« als Seinskategorien gegenüberstellt. Die sinnlichen Kategorien sind auf Gott nicht anwendbar. Gott (s. d.) ist »sine qualitate bonum«, »sine quantitate« u.s.w. (De trinit. 17, 2). Auch JOH. SCOTUS ERIUGENA behauptet: »Nulla categoria proprie Deum significare potest« (De div. nat. I, 15). Alle Kategorien stehen zueinander in Beziehung. Die ousia ist die Grundlage aller anderen; einige Kategorien sind zu jener periochai, circumstantes, andere dagegen Akzidenzen der ousia (l.c. I, 24; I, 27; I, 51; I, 54). Die Kategorien konstituieren den Körper (s. d.), welcher demnach aus Unkörperlichem (durch den Logos) gebildet wird. »Omnes... categoriae incorporales sunt per se intellectae. Earum tamen quaedam inter se mirabili quodam coitu - materiam visibilem efficiunt« (l.c. I, 36). Nach ABAELARD kann Gott nicht kategorial bestimmt werden (Introd. ad theol. II, p. 1073). THOMAS erklärt: »Modi... essenti proportionales sunt modis praedicandi« (3 phys. 5i). Nach WILHELM VON OCCAM sind die Prädicamente »termini primae intentionis«. Es gibt ihrer drei: »substantia, qualitas, respectus« (In 1. sent. I, d. 8). Eine Menge Prädikamente gibt es nach R. LULLUS.

LAURENTIUS VALLA zählt drei Kategorien auf: »substantia, qualitas, actio« (Dial. disp. I, 17). Zehn Kategorien kennt CAMPANELLA: »substantia, quantitas, forma seu figura, vis vel facultas, operatio seu actus, actio, passio, similitudo, dissimilitudo, circumstantia« (vgl. TRENDELENBURG, Gesch. d. Kategorienl. S. 266). MELANCHTHON definiert: »Praedicamenta sunt certi quidam ordines vocum inter se cognatarum« »Praedicamentum est ordo generum et specierum sub uno genere generalissimo« (Trendel., Gesch. d. Kategor. S. 253). Gegen die Aristotelische Kategorientafel erklären sich L. LIVES, PETRUS RAMUS, GASSENDI (De logicae origine, 8 f., opp. I).

F. BACON zählt als »transcendentia« (s. d.) auf: »maius, minus, multum, paucum; idem, diversum; potentia, actus; habitus, privatio; totum, partes; agens, patiens; motus, quies; ens, non ens« (De augm. scient. V, 4). Wie SPINOZA kennt LOCKE drei Kategorien: Substanz, modi, Relationen. Es sind zusammengesetzte Ideen, Producte der verbindenden Function des Denkens, deren Inhalt aus der Erfahrung stammt (Ess. II, ch. 12, § 3). LEIBNIZ zählt als »cinq titres généraux« auf: »substances, quantités, qualités, actions ou passions, relations« (Nouv. Ess. III, ch. 10, § 14). CRUSIUS nennt als die »einfachsten Begriffe«: Subsistenz, Irgendwo und Außereinander, Sukzession, Kausalität, unräumliches Auseinander, Einheit, Verneinung, Darinnensein (Vernunftwahrh. §102). Meist werden von den Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts nur Substanz, Eigenschaft, Zustand, Verhältnis (Relation) aufgezählt (vgl. PLATNER, Philos. Aphor. I, § 515). - HUME betrachtet die Kategorien der Substanz (s. d.) und der Kausalität (s. d.) als bloß Subjektive, pseudoempirische Begriffe, als Assoziations- und Phantasieprodukte, beruhend auf Gewohnheit (s. d.) und Glauben (s. d.). Dagegen betont die schottische Schule den rationalen Ursprung und Wert der Grundbegriffe des Erkennens. Als Denkgebilde, die ungeachtet ihres subjektiven Ursprungs Objektivität setzen, betrachtet die Kategorien TETENS (der so schon KANT nahe kommt). »Wenn wir zwei Dinge für einerlei halten, wenn wir sie in ursächlicher Verbindung denken..., so gibt es einen gewissen Actus des Denkens; und die gedachte Beziehung oder Verhältnis in uns ist etwas Subjektives, das wir den Objekten als etwas Objektives zuschreiben und das aus der Denkung entspringt.« »Diese Actus des Denkens sind die ersten ursprünglichen Verhältnisbegriffe« (Philos. Vers. I, 303; vgl. LAMBERT, Neues Organ.).


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