3. Fahrlässigkeit und Vergesslichkeit.


Von Fahrlässigkeit spricht man gewöhnlich dann, wenn Sicherheit oder Gesundheit eines Menschen durch Vernachlässigung, durch Unaufmerksamkeit in der Anwendung der notwendigen Obsorge, gefährdet wird. Fahrlässigkeit ist eine Erscheinung, die uns die volle Unaufmerksamkeit eines Menschen darstellt. Der Mangel an Aufmerksamkeit hat seinen Grund in dem mangelnden Interesse für den Mitmenschen. Aus Zügen von Fahrlässigkeit kann man z. B. bei Spielen der Kinder wahrnehmen, ob sie mehr an sich selbst oder genügend an andere denken. Erscheinungen dieser Art sind ein sicherer Gradmesser für den Gemeinsinn, für das Gemeinschaftsgefühl eines Menschen. Bei mangelhaft entwickeltem Gemeinschaftsgefühl wird ein Mensch, auch wenn er unter Strafdrohung steht, das Interesse für den anderen nur mit großer Mühe aufbringen können, während es bei einem Menschen mit entwickeltem Gemeinsinn mühelos herzustellen bzw. bereits vorhanden ist.

Fahrlässigkeit ist daher Mangel an Gemeinschaftsgefühl. Trotzdem wäre allzu große Intoleranz auch hier nicht am Platz. Denn es ist immer auch danach zu forschen, warum ein Mensch das von uns erwartete Interesse nicht besitzt.

Durch eine Einschränkung der Aufmerksamkeit kommt die Vergeßlichkeit zustande, sowie das Verlieren wichtiger Gegenstände. Hier ist wohl die Möglichkeit zu einer größeren Aufmerksamkeit, das Interesse, vorhanden, aber dennoch nicht voll, sondern durch eine gewisse Unlust getrübt, die das Verlieren oder Vergessen einleitet, begünstigt oder erzeugt. Das ist z. B. der Fall, wenn Kinder ihre Bücher verlieren. Meist wird man leicht feststellen können, daß sie sich in die Schulverhältnisse noch nicht recht eingelebt haben. Ferner gibt es Hausfrauen, die fortwährend ihre Schlüssel verlegen oder verlieren. Auch hier wird sich meist herausstellen, daß sie Frauen sind, die sich mit dem Hausfrauenberuf nicht recht befreunden können.

Vergeßliche Menschen sind solche, die nicht gerne offen revoltieren, durch ihre Vergeßlichkeit aber einen gewissen Mangel an Interesse für ihre Aufgaben verraten.


 © textlog.de 2004 • 26.12.2024 14:13:23 •
Seite zuletzt aktualisiert: 19.12.2009 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright