7. Stimmungsmenschen.


Auch bezüglich jener Menschen, deren Einstellung zum Leben und zu seinen Aufgaben allzusehr von einer Stimmung abhängig ist, befindet sich die Psychologie auf einem Irrweg, wenn sie meint, daß das angeborene Erscheinungen sind. Sie fallen alle in den Kreis der überaus ehrgeizigen und daher empfindlichen Naturen, die in ihrer Unzufriedenheit mit dem Leben nach verschiedenen Auswegen suchen. Ihre Empfindlichkeit ist wie ein vorgestreckter Fühler, mit dem sie die Situationen des menschlichen Lebens im voraus abzutasten suchen, bevor sie Stellung nehmen.

Nun gibt es Menschen, die andauernd von einer heiteren Stimmung, also bestrebt sind, mit einer gewissen Ostentation und einem gewissen Nachdruck dem Leben die heitere Seite abzugewinnen, sich in Freude und Heiterkeit die notwendige Basis des Lebens zu schaffen. Auch hier finden wir alle möglichen Niveau-Unterschiede. Es gibt unter ihnen solche, die stets ein kindlich heiteres Verhalten an den Tag legen und in ihrer kindlichen Art geradezu etwas Herzerquickendes haben, die ihren Aufgaben nicht ausweichen, sondern sie in einer gewissen spielerisch-künstlerischen Art angehen und erledigen. Es gibt vielleicht keinen Typus, der diese Menschen an Schönheit und sympathischer Haltung überragt.

Unter ihnen gibt es aber auch solche, die mit ihrer heiteren Lebensauffassung zu weit gehen, da sie auch jene Situationen, die verhältnismäßig ernst zu nehmen wären, heiter behandeln und hierbei ein kindisches Wesen an den Tag legen, das dem Ernst des Lebens so fernsteht, daß wir keinen guten Eindruck davontragen. Man hat immer ein Gefühl der Unsicherheit, wenn man diese Menschen am Werk sieht, einen Eindruck der Unverläßlichkeit, weil diese Menschen doch etwas zu leicht über Schwierigkeiten hinwegkommen wollen. Meist wird man sie, entsprechend dieser Erkenntnis, von schwierigeren Aufgaben fernhalten, wenn sie denselben nicht schon von selbst ausweichen, was meist der Fall ist. Selten wird man sie bei einer wirklich schwierigen Aufgabe antreffen. Trotzdem können wir aber von diesem Typus nicht Abschied nehmen, ohne ihm auch einige sympathische Worte zu zollen. Denn gegenüber dem ungeheuren Ausmaß von Griesgram, der sonst in der Welt herrscht, müssen wir sagen, daß dieser Typus immer noch angenehm berührt, daß wir ihn leichter gewinnen können als den, der im Gegensatz zu ihm immer traurig und mißmutig herumgeht und jeder Sache, die ihm begegnet, nur die düstere Seite abgewinnen kann.


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