Ring
Ring, ein aus dem amerikanischen Slang übernommenes Schlagwort zur Bezeichnung einer geschlossenen kaufmännischen oder industriellen Interessengruppe behufs eigennütziger Ausbeutung des Marktes, dann auch als politischer Ausdruck für „ein festes Konglomerat von Parteien“ üblich, kam nach Henne 3, 115 in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Deutschland auf. Vergl. auch Marr (1879) S. 19.
Vor allem aber Bismarck, Polit. Reden 8, 375 (1881): „Ich glaube, es ist eine weltbekannte Sache, dass in Berlin der Fortschritt regiert, ein fortschrittlicher Ring die Stadt beherrscht, der gar nicht zu durchbrechen ist.“ Dazu die Abwehr des Abgeordneten Loewe: „Meine Herren, wer da weiß, welche Bedeutung mit diesem Ausdruck „städtischer Ring“ verbunden worden ist, wie dieser Ausdruck über das Meer hergebracht worden ist als Kennzeichen der tiefsten Korruption, der größten Verbrechen, die jemals gegen eine Stadtverwaltung geübt worden sind …, der muss sagen, wenn derselbe hier in Berlin wiederholt wird, dass dies nur in Kreisen geschehen kann .., die kein Gefühl haben von ihrer Verantwortlichkeit gegenüber den öffentlichen Angelegenheiten.“
Eine Unterstellung, die Bismarck, Polit. Reden 8, 387 ff. entschieden zurückwies: „Ich habe gesagt „der Ring", und der Vorredner hat für den Ausdruck, um mir eine Beleidigung imputiren zu können, den übelsten Ursprung zurückgesucht, auf welchem Wege dieser Ausdruck zu uns gekommen wäre, nämlich von einem New-Yorker Verbrecherring. An den habe ich nicht gedacht, der Ausdruck ist bei uns geläufig, es ist ein guter, richtiger Ausdruck, wir hatten früher in Köln einen spezifischen Ausdruck, den die meisten Leute nicht verstehen, und der etwas Ähnliches bedeutet.“
Dagegen tritt in den modernen Schlagworten: Kohlenring, Petroleumring usf. die alte schlimme Bedeutung wieder ziemlich deutlich zutage.