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Waschzettel

Waschzettel wurde nach der Herausgabe so mancher unbedeutenden Nachlasspublikation das herabsetzende Stichwort für die Veröffentlichung literarischer Kleinigkeiten oder Nichtigkeiten. Vgl. in Menzels Literaturblatt zum Stuttgarter Morgenbl. 1830, 150 die Äußerung: „Ich habe enthusiastische Verehrer von Goethe und Schiller den Briefwechsel mit ungeheucheltem Entzücken preisen hören, und nicht etwa blos die kindischen Menschen, die jeden Waschzettel, wenn ihn die Feder eines großen Mannes bekritzelt hat, unter Glas und Rahmen hängen.“ Noch bezeichnender ist das Urteil bei Menzel, Die deutsche Literatur 1, 24 (1836): „Die Vielschreiberei in Deutschland ist so zur Manie geworden, dass die guten Leute, gerade je weniger ein neues Buch durch die ungeheure Masse der vorhandenen durchdringen kann, um so mehr ein jedes, auch das unbedeutendste, gedruckt sein wollen. Daher in neuester Zeit die Auskehricht-Literatur, die Briefsammlungen und Nachlässe jedes nur entfernt berühmten Mannes. Kaum dass ein Visiten- und Waschzettel des seligen Matthison ungedruckt bleiben darf.“

Heutigestags liebt man diese Schelte modernen Reliquiendienstes nicht nur gegen die Kleinarbeit der Goetheforschung besonders zuzuspitzen, sondern man charakterisiert damit vor allem auch die gedruckten Begleitreklamen der Buchverleger in schlagender Weise. Diesen Sprachgebrauch beleuchtet bereits eine von Sanders, Ergb. S. 670 angeführte Bemerkung in der Nationalzeitung 26, 89 (1873): „Von diesem literarischen Bureau des Staatsministeriums gehen … offiziöse Korrespondenzen aus, die … meist nur kurze Angaben enthalten und deshalb in der Journalistenweit Waschzettel heißen.“