Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
"Truth may be blamed,
But it shall never be shamed." 1)
(Engl. Sprichwort.)
Die Geschichte der Menschheit lehrt uns, daß jede Wahrheit, welche der herrschenden Meinung entgegentritt, auf heftigen Widerstand stößt, ehe sie zur allgemeinen Anerkennung gelangt. Die Heilkunde macht in dieser Beziehung keine Ausnahme. Was nicht mit der herrschenden Richtung der Wissenschaft übereinstimmt, wird bestritten, totgeschwiegen oder lächerlich gemacht. Es nimmt deshalb nicht Wunder, daß dieses Los auch der Homöopathie zuteil geworden ist. Unzählige Male ist die Homöopathie zu verschiedenen Zeiten von Vertretern der offiziellen Medizin als eine unwissenschaftliche Methode hingestellt, ja für überwunden und tot erklärt worden und trotzdem hat sie ihre Berechtigung und Lebensfähigkeit glänzend erwiesen, ja, die neueren wissenschaftlichen Anschauungen nähern sich in merkwürdiger Weise den Grundsätzen Hahnemanns. Eine Heilweise, welche bei dem steten Wechsel der medizinischen Systeme in einem Zeitraum von über hundert Jahren ihren Platz an der Sonne behauptet hat, ja sich in der ganzen Welt zunehmender Ausbreitung erfreut, kann unmöglich "Unsinn" oder "Schwindel" sein. Das muß sich jeder unparteiisch urteilende Mann sagen. Sowohl aus Unkenntnis wie in übelwollender Absicht werden aber immer noch sog. Argumente kolportiert, welche die Homöopathie in den Augen des Publikums lächerlich machen oder heruntersetzen sollen. Es ist deshalb wohl angebracht, einige dieser am meisten gebrauchten Einwände gegen die Homöopathie einmal kritisch zu beleuchten. Zwar werden diejenigen, welche die Segnungen dieser Heilweise am eigenen Körper oder im Kreise ihrer Angehörigen erfahren haben, einer derartigen Verteidigung nicht bedürfen, aber es ist doch auch für sie von Interesse zu erfahren, welchen Wert diesen Einwänden beizulegen ist.
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1) Wahrheit leidet Not
Doch nicht den Tod.