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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis II. Gesundheitslehre und Behandlungsweisen

II. Abschnitt.
Krankendiät

Der Mensch lebt nicht von dem, was er ißt,

sondern von dem, was er verdaut.

 

Wenn schon eine zweckmäßige Ernährung, wie wir im vorigen Abschnitt dargestellt haben, für den Gesunden von so großer Wichtigkeit zur Erhaltung der Gesundheit ist, dann ist es ohne weiteres deutlich, daß eine passende Diät für den Kranken eine Conditio sine qua non, d. h. eine unumgänglich notwendige Bedingung zur Heilung ist. In früheren Zeiten wurde im allgemeinen wenig Gewicht auf eine bestimmte Krankendiät gelegt. Hahnemann, der in so mancher Hinsicht durch seine Gedanken günstig auf die Heilkunde eingewirkt hat, war einer der Ersten, der für die Lebensweise und die Diät genaue Vorschriften gab, welche sogar von den Gegnern der Homöopathie gerühmt werden und tatsächlich auch in dieser Hinsicht eine neue Ära eingeleitet haben. Daß Hahnemann in einzelnen Punkten zu weit ging, wollen wir nicht leugnen. Er verbot vieles, was im täglichen Leben als ein unschuldiger Genuß betrachtet werden kann. Die meisten homöopathischen Ärzte unserer Zeit stimmen ihm denn auch z. B. nicht bei im unbedingten Verbot des Kaffees, sondern verbieten dieses Genußmittel nur dann, wenn sein Gebrauch die Wirkung des verabreichten Heilmittels aufheben würde, (wie es z. B. bei Aconitum, Belladonna u. s. w. der Fall ist) oder auf die Art der Krankheit, z. B. Herzleiden eine schädliche Wirkung ausüben würde. Daß der Kaffeegenuß mäßig bleiben muß, haben wir im vorigen Abschnitt schon gesehen; es ist jedoch nicht nötig, diesen mäßigen Genuß in jedem Falle zu verbieten. Denn die Erfahrung lehrt, daß wir bei der Wahl des spezifischen homöopathischen Heilmittels ganz gut auf die Lebensgewohnheiten des Patienten Rücksicht nehmen können, vorausgesetzt, daß diese nicht direkt gegen die Grundregeln der Gesundheitslehre verstoßen.

Die Ansichten, die wir bei der Beschreibung der normalen Ernährung für den gesunden Menschen dargelegt, haben natürlich in der Hauptsache auch für den Kranken Berechtigung, doch außerdem kommen in Krankheitsfällen noch einige besondere Vorschriften in Betracht, welche je nach dem Alter und der Konstitution und der Art der Krankheit verschieden sind.

Im allgemeinen unterscheiden wir bei der Anwendung der Diät während einer homöopathischen Behandlung zwischen der Diät bei akuten Krankheiten, der Diät während der sogenannten Rekonvaleszenz nach akuten Krankheiten und der Diät bei chronischen Krankheiten.



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