Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
II. Während der Rekonvaleszenz nach akuten Krankheiten muß der Körper kräftiger ernährt werden, obwohl hierbei Vorsicht geboten ist, da Diätfehler leicht Rückfälle verursachen können. Im allgemeinen sind während der Rekonvaleszenz Milch, Fleischbrühe, Fleischsaft, Beef-tea oder Flaschenbouillon (s. 14. Abschnitt des 3. Teiles), Eier, Kalbfleisch, junge Hähnchen, später gebratenes Rindfleisch oder Beefsteak angezeigt. Fernerhin Weißbrot mit frischer Butter, gut zubereitete Mehl- und Milchspeisen, Kakao, junges Gemüse, z. B. Karotten, Leguminosepräparate und Obst-Kompotte. Ob Wein gereicht werden darf, hängt vom Urteil des behandelnden Arztes ab.
Ein kurzes Wort über die künstlichen Nährpräparate, welche gegenwärtig in großer Anzahl angepriesen werden, ist hier noch am Platze. Der Nachteil dieser Präparate ist ihr hoher Preis; glücklicherweise können sie in den meisten Fällen ganz gut entbehrt werden, da wir durch eine geeignete Auswahl der natürlichen Nahrungsmittel den verschiedensten Krankheitszustän-den Rechnung tragen können. In Fällen aber, wo durch Mangel an Appetit oder Widerwillen gegen Speisen und Schwäche der Verdauungsorgane der Ernährungszustand viel zu wünschen übrigläßt, kann es von Nutzen sein, zu gewissen künstlichen Nährpräparaten zeitweise seine Zuflucht zu nehmen. Die Entscheidung darüber, welches von den vielen oft mit großer Reklame angepriesenen Präparaten im einzelnen Falle vorzuziehen ist, überläßt man am besten dem Arzte. In Fällen von hartnäckiger Appetitlosigkeit hat uns Somatose oft gute Dienste erwiesen, während Sanatogen bei Erschöpfungszuständen des Nervensystems und Malztropon oder Visvit bei allgemeiner Schwäche nach akuten Krankheiten zu empfehlen sind. Wir haben wiederholt nach mehrwöchentlichem Gebrauch dieser konzentrierten Nährmittel ein Zunehmen der Kräfte und des Körpergewichts wahrgenommen.