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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis II. Gesundheitslehre und Behandlungsweisen III. Wasserbehandlung

[II. Bäder]

II. Bäder. Auch bei diesen unterscheiden wir eine Anwendung des Wassers auf den ganzen Körper oder auf einzelne Körperteile. Vollbäder werden in großen Badewannen genommen, in denen der Körper bis an den Hals mit Wasser bedeckt ist. Die Temperatur eines Reinigungsbades muß 32° bis 35° C. betragen. Heiße Bäder leisten bei Entzündungen oft gute Dienste, sie werden ein oder mehrere Male täglich auf den ganzen Körper oder einzelne Körperteile angewendet; sie dürfen jedoch ebensowenig wie sehr kalte Bäder von Kranken ohne ärztliche Verordnung genommen werden; Gesunde können die Regeln befolgen, welche auf Seite 74 genannt sind. Sitzbäder werden in besondern, niedrigen Badewannen genommen, nur der Unterkörper befindet sich im Wasser, die Beine sind außerhalb. Die Temperatur des Wassers beträgt von 32° bis 20° C, je kälter das Wasser ist, umso kürzer muß die Dauer des Bades sein. Der Unterkörper muß während des Bades beständig mit den Händen gerieben und mit Wasser bespült werden. Warme Sitzbäder beruhigen und wirken schmerzstillend, und sind deshalb bei verschiedenen Frauenkrankheiten und bei schmerzhaften Hämorrhoiden zu empfehlen. Lauwarme Sitzbäder haben nur eine reinigende Wirkung, während kalte Sitzbäder ein kräftig wirkendes Mittel sind, um das Blut von Kopf und Brust abzuleiten und Kongestionen zu beheben Sie sind deshalb empfehlenswert bei langwierigen Kopfschmerzen, auf Blutandrang beruhend, bei chronischen Katarrhen der Luftwege, der Augen und Ohren und leisten auch gute Dienste bei Verstopfung und Hartleibigkeit. Am besten wirken sie morgens früh, wenn der Körper durch und durch warm ist, man nimmt dann ein kurzes, kaltes Sitzbad von ein bis zwei Minuten Dauer, trocknet sich rasch ab und geht dann noch eine Viertelstunde zu Bett, wodurch die Reaktion unter den günstigsten Bedingungen stattfinden kann. Natürlich dürfen diese Sitzbäder auch wieder nicht nach dem Rezept: "Viel hilft viel" übertrieben werden; gewöhnlich genügen zwei bis drei Sitzbäder wöchentlich vollständig.

Sehr gebräuchlich und nützlich ist das Fußbad, welches, heiß genommen, bei Blutandrang nach dem Kopfe und damit in Verbindung stehenden Kopfschmerzen, Herzkrampf, Blutspucken u. s. w. gute Dienste leistet. Seine Wirkung kann durch Hinzufügen einer Handvoll Senfmehles erhöht werden. Ein solches Fußbad kann zehn Minuten dauern; unmittelbar darauf begibt sich der Patient zu Bett. Kalte Fußbäder dürfen nicht so lang ausgedehnt werden, auch müssen die Füße im Wasser fortwährend hin und herbewegt werden. Sie sind mehr für chronische, als für akute Fälle geeignet. Die kräftigste Wirkung, besonders bei chronisch kalten Füßen, wenn alle andern Mittel nicht helfen, hat das Wechselfußbad. Die Füße werden zehn Minuten lang in Wasser von 40° C. gestellt, dessen Temperatur während des Bades durch Zugießen von heißem Wasser auf 42° bis 45° C. erhöht wird; das Wasser muß bis über die Knöchel reichen. Hierdurch werden die Füße nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in der Tiefe der Gewebe durch und durch warm. Unmittelbar darauf werden die Füße in ein Gefäß mit kaltem Wasser von 18° bis 20° C. gestellt, wobei das Wasser nicht über die Knöchel reichen darf. In diesem Bade reibt man während zwei Minuten die Füße kräftig gegen und über einander, trocknet sie dann ab, zieht Strümpfe und Schuhe an, worauf man dann einen tüchtigen Spaziergang folgen läßt. Ein äußerst angenehmes Gefühl durchströmt nach dieser einfachen Prozedur nicht nur die Füße, sondern auch den ganzen Körper, wie jeder, der damit die Probe macht, bestätigen wird.

Bei Augenentzündungen leisten laue Augenbäder von 30° bis 32° C. gute Dienste, während kalte Augenbäder ungemein stärkend sind für schwache Augen und für solche, welche die Augen viel anstrengen müssen. Verfasser, der übrigens auch die meisten anderen Wasseranwendungen, die in diesem Abschnitt genannt sind, an sich selbst erprobt hat, wendet die kalten Augenbäder folgendermaßen an: morgens nach dem Aufstehen wird das Gesicht in eine Waschschüssel, die mit kaltem Wasser gefüllt ist, getaucht, worauf die Augen im Wasser zwölf mal geöffnet und wieder geschlossen werden. Im Anfang wird mancher hiervor zurückschrecken, aber bald gelingt es sehr gut und möchte man dieses erfrischende und stärkende Augenbad nicht mehr entbehren. Es darf nur dann angewendet werden, wenn keine Entzündung der Augen oder der Augenlider vorhanden ist.



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