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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis II. Gesundheitslehre und Behandlungsweisen III. Wasserbehandlung

[V. Umschläge und Packungen]

V. Umschläge und Packungen. Diese sind von großer Wichtigkeit bei den meisten akuten, fieberhaften Krankheiten und leisten auch bei chronischen Krankheiten u.a. der Lungen und des Magens gute Dienste. Wir unterscheiden zwischen den einfachen Umschlägen, welche um einen bestimmten Körperteil, und den Packungen, welche um den größten Teil des Körpers gelegt werden. Sie beruhen jedoch beide auf demselben Grundsatz und werden auch auf ähnliche Weise zur Ausführung gebracht. Man nimmt ein größeres oder kleineres Stück alter Leinwand oder Reformbaumwolle (letztere besonders zu empfehlen, weil sie nicht solch ein kaltes Gefühl verursacht), befeuchtet dieselbe und legt sie um die Brust, den Hals oder den Körperteil, den man in dem betreffenden Falle mit dem Umschlag versehen will. Darüber kommt ein großes Stück trockenen Flanells oder ein wollenes Tuch, welches die nasse Leinwand überall gut bedecken muß. Dasselbe muß gut angezogen und mit Sicherheitsnadeln befestigt werden. Diese Umschläge, welche nach ihrem Erfinder Prießnitz auch Prießnitzsche Umschläge genannt werden, sind in der Krankenbehandlung fast unentbehrlich geworden und werden gegenwärtig denn auch von vielen Ärzten angewendet. Soll der ganze Körper einer Packung unterzogen werden, dann wird eine wollene Decke auf das Bett ausgebreitet, darüber legt man ein nasses Bettuch, der Kranke legt sich ganz nackt auf das Bettuch, welches schnell zugeschlagen, gut eingestopft und mit der wollenen Decke und außerdem noch mit einem Federbett bedeckt wird. Nur der Kopf bleibt bei dieser Ganzpackung frei und muß mit sfters zu erneuernden kalten Aufschlägen kühl gehalten werden. Derartige Packungen sind bei hohem Fieber sehr wirksam, müssen jedoch vom Arzt verordnet und kontrolliert werden, da sie bei schwacher Herztätigkeit gefährlich werden können.

Die Temperatur des Wassers, womit die Umschläge befeuchtet werden, muß bei Fieber 18° bis 28° C, bei chronischen Krankheiten 25° bis 28° C., bei Kindern 28° bis 30° C. betragen. Bei Fieberkranken müssen die Umschläge erneuert werden, sobald sie anfangen heiß und trocken zu werden, was je nach der Höhe des Fiebers nach ein oder zwei Stunden der Fall sein wird. Bei fieberfreien Kranken können die Umschläge länger liegen bleiben. So kann z.B. der Neptunusgürtel, wie der Prießnitzsche Umschlag um den Magen genannt wird, welcher bei vielen Magenkrankheiten gute Dienste leistet und abends angelegt wird, die ganze Nacht liegen bleiben. Nach Entfernung des Umschlages ist es empfehlenswert, eine kurze, schnelle Abwaschung mit kühlem Wasser zu machen; dies ist besonders dann nötig, wenn die Umschläge längere Zeit fortgesetzt werden, weil sonst die Haut zu weich wird. Wichtig ist es ferner, die zu dem Umschlag benutzte Leinwand vor dem jedesmaligen Gebrauch gut auszuwaschen, da dieselbe viele Stoffe, welche aus dem Körper ausgeschieden werden, in sich aufnimmt, wie man am Waschwasser bemerken kann. Die Maße für einen Halsumschlag sind: 12 Zentimeter Breite, 100 bis 150 Zentimeter Länge, für einen Brust- oder Leibumschlag 40 Zentimeter Breite, 130 bis 150 Zentimeter Länge, bei Kindern entsprechend kleiner. Für eine Ganzpackung hat man ein Bettuch und eine Decke von 170 Zentimeter Breite und 200 Zentimeter Länge nötig. An Stelle der gewöhnlichen Wadenpackung hat Verfasser in seiner Praxis die sogenannten nassen Strümpfe eingeführt, welche besonders bei Kindern rasch und bequem anzubringen sind, da das Material hierzu in jeder Familie sofort bei der Hand ist. Ein Paar baumwollene Strümpfe werden in kaltes Wasser getaucht, ausgedrückt, rasch über die Beine gezogen und mit trockenen, wollenen Strümpfen überzogen. Bei Halsentzündungen, Erkältungsfieber und allen gewöhnlichen Kinderkrankheiten, welche von Fieber begleitet sind, ist die Anwendung dieser nassen Strümpfe von großem Nutzen, um die Wirkung der homöopathischen Heilmittel zu unterstützen. Sie leiten das Blut von Kopf und Brust ab und sind der Ausscheidung der Krankheitsstoffe durch die Haut förderlich. In einem Falle ist ihre Anwendung nicht am Platze, nämlich wenn die Füße kalt sind. Will man sie jedoch auch dann anwenden, dann müssen die Füße durch ein heißes Fußbad oder einen Krug mit heißem Wasser vorher erwärmt werden.



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