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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe IV. Krankheiten der Atmungsorgane

[6. Asthma]

6. Asthma oder Brustkrampf. Hierunter versteht man Anfälle hochgradiger Atemnot, welche periodisch wiederkehren. Der Kranke hascht ängstlich nach Luft und klammert sich mit vorgebeugtem Körper an irgend einen Gegenstand, worauf er die Arme stützen kann, weil er hierdurch eine gewisse Erleichterung der Beschwerde findet. Auf der Brust hört man pfeifende und rasselnde Geräusche; das Gesicht ist ängstlich verzerrt und hat eine bleiche oder bläuliche Farbe. Die Haut ist kühl, meistens sind Hände und Füße kalt. Diese Anfälle stellen sich meistens in der Nacht ein und dauern oft mehrere Stunden. Gegen Ende des Anfalls wird gewöhnlich etwas zäher Schleim ausgehustet. Darauf ist der Patient noch einige Zeit sehr abgemattet, fühlt sich aber übrigens gesund. Bei Kindern rührt das Asthma am häufigsten von einer krampfhaften Verengerung der Stimmritze (näheres hierüber kann man im 12. Abschnitt finden), bei Erwachsenen von einem nervösen Krampf der Luftröhrenästchen her, obwohl man für gewöhnlich auch die Schweratmigkeit bei Schwindsüchtigen, Emphysematikern und Herzleidenden mit dem Ausdruck "Asthma" zu benennen pflegt. Die Veranlassungen der asthmatischen Anfälle sind vielfältig: Erkältung, Schlafen in feuchten Betten oder ohne genügende Bedeckung, plötzlicher Umschlag des Wetters, zu reichliche abendliche Mahlzeiten. Ebenso können gewisse Nasen- und Kehlkopfkrankheiten, Verdauungsstörungen und Krankheiten der Geschlechtsorgane (bei Frauen) asthmatische Anfälle auslösen.

Die Behandlung bezweckt erstens die Erleichterung des Anfalls und zweitens wennmöglich die Beseitigung der Ursache der Krankheit. Eine genaue ärztliche Untersuchung ist dazu unumgänglich notwendig. Beim Anfalle leistet der abwechselnde Gebrauch von Ipecac. 4 und Arsen. alb. 5 alle 10—15 Minuten 5 Tropfen, in Verbindung mit heißen Hand- und Fußbädern und wenn nötig Abwaschungen des Rückens mit heißem Wasser und Essig meistens gute Dienste. Jedoch können auch Bellad. 4, Cannab. sat. 3, Phosph. 6—12 in verschiedenen Fällen nötig sein. Zuweilen ist das Einatmen gewisser Mittel, wie z. B. Terpentinöl- oder Salpeterdünste (durch Verbrennen von Salpeterpapier), oder das Rauchen von für diesen Zweck zusammengestellten Zigaretten von Nutzen. Wir haben öfters gute Erfolge gesehen von dem amerikanischen Mittel: "Guilds Green Mountain Asthma Cure," ein Pulver, das durch Verbrennung Dünste entwickelt, welche vom Kranken eingeatmet werden müssen.

Bei der Behandlung der Krankheit selbst kommen beim nervösen Asthma: Cuprum, Cocculus, Ignatia, Grelsemium und Lobelia in Betracht; den besten Erfolg sahen wir in einigen Fällen von dem längere Zeit fortgesetzten Gebrauch von Stib. arsen. IV—VI. Hierbei ist es wichtig daraufzuachten, daß die Patienten sich bei kühler Witterung warm kleiden, stets für warme Füße sorgen, Erkältungen vermeiden und sich durch kalte Waschungen und Luftbäder abzuhärten suchen; ein Aufenthalt an der See ist oft sehr zweckmäßig. Asthma oder Schweratmigkeit, infolge schlechter Verdauung, erfordert Carbo reget. VI, Capsic. 3 oder Lycopod. VI; bei Herzkranken ist Arsen. alb. 5 Digital. 3 oder Strophant. 4; bei Lungenerweiterung: Kal. jod. 2, Naphthal III; bei Lungenschwindsucht: Arsen. alb. 6, Spongia 3; bei Asthma infolge von Blutandrang nach der Brust: Bellad. 4; bei Asthma nach unterdrückter Menstruation: Pulsat. 3 angezeigt.



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