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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe IV. Krankheiten der Atmungsorgane

[10. Brustfellentzündung]

10. Brustfellentzündung, auch Rippenfellentzündung oder Pleuritis genannt, ist eine häufig vorkommende Entzündung der serösen Haut, welche die Innenseite des Brustkastens und die Oberfläche der Lungen wie ein geschlossener Sack bekleidet. Diese Krankheit, welche meistens durch Erkältung entsteht und besonders bei Personen mit schwacher Brust oder Schwindsuchtsanlage vorkommt, erfordert stets eine sorgfältige ärztliche Behandlung, da sie bei Vernachlässigung oder verkehrter Behandlung sehr leicht zu einem unheilbaren Lungenleiden Veranlassung geben kann.

Das hervorstechendste Symptom der Brustfellentzündung ist ein stechender Schmerz in der Brust, in der Seite oder unter den Schulterblättern, welcher durch Tiefatmen oder Husten schlimmer wird. Dazu gesellen sich oft Fieber, schnelles Atmen und trockener Husten, während in ernsteren Fällen eine mehr oder weniger ausgedehnte Ausschwitzung einer wässerigen Flüssigkeit (Exsudat genannt) stattfindet, welche die eine Seite der Brusthöhle füllt, die Lunge zusammendrückt und dadurch große Kurzatmigkeit verursacht. Oft gewinnt dieses Exsudat eine solche Ausdehnung, daß Herz, Leber und Zwerchfell aus ihrer normalen Lage gedrängt werden, wodurch die verschiedenartigsten, auf diese Organe Bezug habenden Beschwerden entstehen. Zuweilen geht das Exsudat in Eiter über, was durch erhöhtes Fieber und Frostschauern angezeigt wird. In günstigen Fällen kann das Wasser, welches sich gewöhnlich schon 8 Tage nach Beginn der Krankheit zu bilden anfängt, nach 3 Wochen wieder aufgesaugt sein, sodaß Genesung eintritt und nur hin und wieder z. B. nach Erkältung oder körperlicher Anstrengung ein stechender Schmerz in der Brust oder der Seite an die frühere Krankheit erinnert. Bleibt jedoch das Exsudat länger wie 8 bis 10 Wochen unverändert bestehen, dann verliert die zusammengepreßte Lunge ihre Elastizität und kann leicht von chronischer Entzündung oder Tuberkulose ergriffen werden.

Es ist klar, daß bei dieser Krankheit ärztliche Behandlung nicht zu entbehren ist. Besonders bei den ersten Erscheinungen, Schmerzen in der Seite und in der Brust, ist eine genaue Untersuchung von großem Wert, da es durch dieselbe möglich ist, die Krankheit im Anfang richtig zu erkennen und zweckdienlich zu behandeln. In allen Fällen, die mit Fieber einhergehen, sind Bettruhe und Fieberdiät angezeigt. Prießnitzsche Umschläge um die Brust und der abwechselnde Gebrauch von Aconit. 3 und Bryon. 3 sind von großem Nutzen. Bildet sich ein Exsudat, dann sind die besten Mittel: Arsen. alb. 5, Apis 3, Kal. jod. 2. In langwierigen Fällen leistet Sulfur VI—XII, dann und wann eine Gabe, gute Dienste. Wenn das Exsudat sich gebildet hat, ist es wichtig, daß der Kranke so wenig wie möglich trinkt, weil dabei das Wasser schneller aus der Brusthöhle aufgesaugt wird. Will das Exsudat gar nicht verschwinden, dann muß es durch eine Operation zum größten Teile entfernt werden. Unbedingt notwendig ist dies bei eitrigem Exsudat. Nach der Genesung muß der Patient sich warm kleiden und kräftig ernähren, und 5 bis 6 mal täglich 20 bis 30 Tiefatmungen machen, wodurch die geschwächte Lunge ihre frühere Elastizität wieder erlangt und auch Verwachsungen zwischen Rippenfell und Brustkasten oder Lungen, welche oft vorkommen, günstig beeinflußt werden. Gegen die stechenden Schmerzen in der Seite oder der Brust welche von Zeit zu Zeit immer noch einmal auftreten, hilft das Auflegen eines Senfpapiers und das Einnehmen von Bryon. 3, Ranunc. bulb. 4 oder Arnica 2.



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