Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
2. Chronischer Rachenkatarrh ist die Folge von oft wiederholten Halsentzündungen, anhaltendem, lautem Sprechen, wie es bei Lehrern, Offizieren und Predigern der Fall ist, oder von Überreizung der Schleimhäute durch Tabak- und Alkoholmißbrauch. Der Kranke beklagt sich über Reiz, brennendes Gefühl und Trockenheit im Halse und hat morgens und auch am Tage etwas schleimigen Auswurf, welcher jedoch erst nach langem Räuspern herausbefördert wird. Zuweilen gesellen sich Husten und Heiserkeit hinzu. Die hintere Rachenwand ist rot und entzündet, die Schleimhaut ist entweder verdickt oder geschrumpft und trocken. Bei längerer Dauer der Krankheit wird der Patient oft hypochondrisch und glaubt, die Halsschwindsucht zu haben. Eine sorgfältige ärztliche Untersuchung ist deshalb nötig, um ihn in diesem Punkte zu beruhigen.
Bei der Behandlung müssen Tabak- und Alkoholgenuß, anhaltendes, anstrengendes Sprechen und lautes Singen vermieden werden. Der Kranke muß stets durch die Nase atmen und den plötzlichen Übergang aus der warmen in die kalte, rauhe Luft, besonders nach Anstrengung der Stimme vermeiden. Gurgelungen mit lauwarmem oder kaltem Wasser, dem etwas Glyzerin und Salz zugesetzt ist, sind sehr zu empfehlen. Für warme Füße und Abhärtung der Haut muß gesorgt werden. Der Gebrauch von Natr. jod. IV, Alumina VI, Sulfur VI, Calcar. jod. VI leistet oft gute Dienste. Verdickungen und Wucherungen der Rachenschleimhaut können zuweilen vom Arzt mittels Elektrolyse (s. Seite 99) beseitigt werden. Bei einer akuten Verschlimmerung des Leidens sind die Mittel, welche wir bei Halsentzündung genannt haben, angezeigt. Ist der Kehlkopf besonders angegriffen, dann kommen die Mittel, welche wir bei Heiserkeit nennen werden, in Betracht.