Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
1. Bewußtlosigkeit kommt häufig vor und zwar in verschiedenen Graden. Die leichteste Form ist die Ohnmacht, welche die Folge plötzlicher Blutleere des Gehirns ist, und durch eine momentane, teilweise Lähmung des Herzens, infolge von Schrecken, Angst, heftigen Schmerzen, Blutverlust, oder dem Aufenthalt in dumpfigen, mit Menschen überfüllten Räumen verursacht wird. Tiefe Bewußtlosigkeit kommt vor bei Krankheiten und Verletzungen des Gehirns, Schlaganfall, Fallsucht und bei Vergiftung durch Alkohol, Opium oder andere starke Arzneien. Dieselbe kann soweit gehen, daß der Puls nicht mehr fühlbar ist und die Atmung stillzustehen scheint, sodaß der ganze Zustand mit Scheintod viel Ähnlichkeit hat.
Behandlung. Der Ohnmächtige ist zunächst horizontal niederzulegen und zwar tief mit dem Kopfe, wenn das Gesicht blaß, und hoch, wenn es rot oder blaurot ist. Darauf befreie man den Hals und die Brust von allen beengenden Kleidungsstücken, bespritze das Gesicht mit kaltem Wasser oder Essig, wasche Stirn und Schläfe mit Essig oder Eau de Cologne und halte dem Ohnmächtigen Salmiakgeist unter die Nase. Kann der Ohnmächtige schlucken, so gebe man ihm starken Kaffee, Kognak oder einige Tropfen Kampferspiritus in warmem Wasser zu trinken. Bei langdauernder, tiefer Bewußtlosigkeit können ferner noch bis zur Ankunft des Arztes heiße Hand- und Fußbäder, das Auflegen von Heißwasserkompressen auf die Herzgegend, Bürsten der Fußsohlen und künstliche Atmung angewendet werden. Kehrt das Bewußtsein zurück, was sich durch Gähnen, Seufzen, tieferes Atmen und Rückkehr der Wärme und der Lippenröte kundgibt, dann trinke der Patient etwas kaltes Wasser und verweile noch längere Zeit in liegender oder halbsitzender Lage, wobei der Körper gut zugedeckt werden muß.