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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XV. Erste Hilfe bei plötzlichen Unfällen

[17. Vergiftungen durch Alkohol, Arsenik, Blausäure, Blei, Brechweinstein, Höllenstein, Jod, Karbolsäure, Kleesäure, Kupfer, Lauge, Mineralsäuren, Pflanzliche Gifte, Phosphor, Pilze, Quecksilber, Spanische Fliege, Wurst-, Käse- und Fischgift]

17. Vergiftungen werden durch mineralische, pflanzliche und tierische Gifte oder durch Einatmen giftiger Gase verursacht. Über beide letzteren Vergiftungsarten haben wir bereits auf Seite 336 und 333 unter Wundinfektion und Erstickung gesprochen.

Chronische Vergiftungen entstehen durch fortgesetzte Berührung mit giftigen Stoffen (s. Berufshygiene auf Seite 323) und durch den anhaltenden Gebrauch zu starker Arzneigaben, z. B. des Quecksilbers. In derartigen Fällen sind homöopathische Mittel, in Verbindung mit einer bestimmten Diät und mit Bädern, oft imstande, Heilung zu bewirken.

Akute Vergiftungen erfordern sofortige Hilfe, um das Gift aus dem Körper zu entfernen und, falls dies nicht mehr möglich ist, im Körper unschädlich zu machen. Ersteres wird am besten durch (vom Arzt zu verordnende) Brechmittel oder durch Anwendung der Magenpumpe, letzteres, je nach der Beschaffenheit des Giftes, durch entsprechende Gegenmittel bewirkt. Ist das Gift, welches die Vergiftung hervorgerufen hat, nicht bekannt, dann ist es meistens empfehlenswert, viel Milch oder, noch besser, eine 5-prozentige Lösung von Borax in Milch trinken zu lassen. Nachstehend geben wir schließlich noch eine kurze Beschreibung der am häufigsten vorkommenden Vergiftungen und deren beste Behandlung. Es versteht sich von selbst, daß es bei allen plötzlichen Vergiftungen erforderlich ist, sofort ärztliche Hilfe herbeizuholen. Bis zur Ankunft des Arztes können aber die obengenannten und auf den folgenden Seiten beschriebenen Maßregeln häufig dazu beitragen, eine unmittelbare Lebensgefahr zu beseitigen.

 

Name des Giftes.

Vergiftungserscheinungen.

Behandlung.

Alkohol.

Verlust des Bewußtseins, rotes Gesicht, erweiterte Pupillen; der Atem riecht nach Alkohol.

5—10 Tropfen Salmiakgeist in Zuckerwasser, starker Kaffee, Klistiere mit Essig und Wasser.

Arsenik.

(Rattengift, Schweinfurter Grün)

Erbrechen, Magen- und Leib­schmerzen, Durchfall, Waden­krämpfe, Angst, Delirien, rascher, schwacher Puls, Zuckungen.

Brechmittel, Milch, Öl; man verschaffe sich schnellstens aus der nächsten Apotheke das "Gegengift gegen Arsenik" und gebe davon alle 5 Minuten einen Eßlöffel voll.

Blausäure.

(Zyankali)

Plötzliche Herz- und Lungen­lähmung; der Tod tritt meist unter Erstickungs- und Krampferscheinungen auf.

Möglichst schnell Brechmittel, dann kalte Übergießungen des Nackens und des Rückens und starken Kaffee trinken lassen.

Blei

und Bleiweiß.

Kolikartige Schmerzen im Un­terleib, süßlicher Geschmack im Munde, Durst, übelriechen­der Atem, schließlich Lähmungen.

Brechmittel, Magenpumpe; Glaubersalz, Milch, Eiweiß, heiße Aufschläge auf den Leib.

Brechweinstein.

Erbrechen, heftige Magen­schmerzen, Durst, kalter Schweiß, Krämpfe.

Milch, starker Tee, rohes Eiweiß, Heißwasseraufschlä­ge auf den Unterleib.

Höllenstein.

Erbrechen, Verätzung der Lippen und Zunge, Magen­schmerzen.

Starke Salzlösung trinken lassen, ferner Milch und Eiweiß.

Jod.

(Jodtinktur und Jodkali)

Erbrechen brauner und blauer Stoffe, Durst, Durchfall, schwacher Puls. Bei kleineren Dosen: Kopfschmerzen und Schnupfen.

Viel Stärkemehlbrei, Eiweiß, Zuckerwasser.

Karbolsäure

und Lysol.

Heftige, brennende Schmer­zen in Mund, Hals und Magen, Erbrechen, Bewußtlosigkeit, Kräfteverfall.

Brechmittel, Magenpumpe; Milch, Öl, Eiweiß, Glaubersalz.

Kleesäure.

(Oxalsäure, auch Zuckersäure genannt)

Erbrechen, Krämpfe, Atemnot, schwacher Puls, kalte, klebrige Haut.

Möglichst schnell Kalkwasser trinken, im Notfall Kreide in Wasser zu reichen.

Kupfer.

(Grünspan)

Erbrechen grüner oder blauer Stoffe, Kolik, blutiger Durchfall, metallischer Geschmack im Munde.

Brechmittel, viel Eiweiß, Honig, Milch, Honigwasser. Kein Fett oder Öl!

Lauge

und Ätzkalk, Soda, Salmiakgeist.

Verätzung des Mundes und der Zunge mit heftigen Schmerzen, Erbrechen, Kolik und blutigem Durchfall.

Reichlicher Genuß von Zitro­nenlimonade, Essigwasser, Milch, Öl, Butter.

Mineralsäuren.

(Salz-, Schwefel-, und Salpetersäure, Vitriol)

Verätzungserscheinungen und heftige Schmerzen in Mund, Hals und Magen, Erbrechen und Durchfall.

Eiweiß, viel Wasser, Milch, Seifenwasser trinken, Ol, Kalkwasser.

Pflanzliche Gifte.

(Bilsenkraut, Fin­gerhutkraut, Nikotin, Opium, Schierling, Tollkirsche)

Schwindel, Bewußtlosigkeit, sehr enge oder weite Pupillen, Delirien, zuweilen Erbrechen oder Durchfall, trockenes Gefühl im Halse, schwacher Puls, seufzendes Atmen, Krämpfe, Lähmungen.

Brechmittel, Magenpumpe. Starker Tee, Kaffee, Wein; Kaltwasseraufschläge auf den Kopf, heiße Hand- und Fußbäder, künstliche Atmung.

Phosphor.

(Rattengift, Streichhölzchen)

Erbrechen von knoblauchartig riechenden und im Dunkeln leuchtenden Stoffen, Durchfall.

Brechmittel; 20 Tropfen Terpentinöl in Haferschleim. Keine Milch, kein Öl!

Pilze.

Übelkeit, Erbrechen, Durch­fall; Krämpfe und Delirien treten zuweilen erst 5—10 Stunden nach dem Genuß giftiger oder verdorbener Pilze auf.

Brech- und Abführmittel, Starker Tee, Wein, Kampferspiritus.

Quecksilber.

Wie bei Arsenik; außerdem noch Speichelfluß, metal­lischer Geschmack im Munde.

Brechmittel, viel Eiweiß, Milch, Wasser. Gegengift in der Apotheke holen!

Spanische Fliege.

Brennende Schmerzen im Mund und Hals, Durst, Kopfschmerzen, Blutharnen.

Brechmittel, Haferschleim, Eiweiß. Kein Fett oder Öl!

Wurstgift

und Käse- oder Fisch­gift.

Durst, Erbrechen, Leibschmer­zen, Harnstrenge, Atemnot, Bewußtlosigkeit.

Brech- und Abführmittel, Kaffee, Wein, Kampferspiritus.



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