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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XV. Erste Hilfe bei plötzlichen Unfällen

[Wundinfektion und Blutvergiftung; Insektenstiche; Schlangenbisse;
Bisse von tollen Hunden]

12. Wundinfektion kann die Folge verkehrter Wundbehandlung oder der Benutzung ungenügend gereinigter Instrumente bei Operationen sein. Dadurch geraten giftige Stoffe in das Blut und die Folgen sind die Erscheinungen der Blutvergiftung. Die Wunde bekommt ein schlechtes Aussehen und sondert jauchigen Eiter ab, wobei die Umgebung der Wunde anschwillt und heftig schmerzt, während in ernsten Fällen sogar Fieber, Appetitlosigkeit, Durchfall und rascher Kräfteverfall hinzutreten. Durch Vergiftung mit Tetanusbazillen entsteht zuweilen der höchst gefährliche Wundstarrkrampf. Die Vorbeugungsmaßregeln bestehen in äußerst sorgfältiger Behandlung jeder, auch der kleinsten, Wunde in der oben beschriebenen Weise. Treten Blutvergiftungserscheinungen auf, dann sind oft wiederholte Prießnitzsche Umschläge um die wunde Stelle und nasse Einpackungen des ganzen Körpers von Nutzen, wobei es jedoch oft nötig ist, den Sitz der Infektion auf operativem Wege zu zerstören. Die Kräfte des Kranken müssen durch leicht verdauliche Nahrung und guten Wein oder Kognak erhalten werden; innerlich sind Arsen. alb. 6—4, Lachesis 12 und Chinin, mur. II angezeigt.

Ferner entstehen nicht selten vergiftete Wunden durch Bienen-, Wespen- oder Moskitostiche oder durch Bisse von Schlangen oder tollen Hunden. Bei Insektenstichen drücke oder sauge man die Wunde aus und mache nasse Umschläge mit verdünnter Calendula-Tinktur. Bei Wespenstichen in Mund oder Hals tritt häufig eine starke Schwellung ein, welche Erstickungsgefahr verursachen kann, sodaß vom Arzte einige erleichternde Einschnitte gemacht werden müssen. Bei Schlangenbissen ist es am besten, die Wunde auszusaugen oder, falls es dafür bereits zu spät ist, auszubrennen und das betreffende Glied oberhalb der Wunde abzubinden; danach mache man Prießnitzsche Umschläge um den verwundeten Körperteil und Dampfkompressen auf die Wunde selbst. Der reichliche Genuß von Spirituosen, wie Kognak oder Rum, mit heißem Wasser vermischt, hat sich in den Tropengegenden bei Vergiftungserscheinungen durchaus bewährt, was wahrscheinlich darauf beruht, daß der Alkohol, welcher schnell ins Blut übergeht, das Schlangengift zerstört und zugleich der drohenden Herzschwäche entgegenwirkt. Bei Bissen von tollen Hunden ist das Ausbrennen der Wunde und das Binden des verletzten Gliedes oberhalb der Wunde angezeigt, ferner sind Dampfkompressen auf die Wunde und wiederholte Dampf- und Schwitzbäder zu empfehlen.



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