Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
8. Herzverfettung ist entweder eine Begleiterscheinung der allgemeinen Fettsucht, wobei das Herz von einer dicken Fettschicht umgeben ist oder eine selbständige Entartung des Herzmuskels, wobei das Muskelgewebe allmählich in Fettgewebe verwandelt wird. Sie kommt meistens bei älteren Leuten vor. Die veranlassenden Ursachen sind: zu üppiges Leben, Alkoholmißbrauch, anhaltende Überanstrengung des Herzens und Krankheiten der Herzblutgefäße. Die Symptome sind: schnelles Ermüden, Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Herzschwäche, asthmatische Anfälle, Schwindel, Ohnmachtsanfälle.
Von der größten Wichtigkeit sind die Vorbeugungsmaßregeln bei anfangender Herzverfettung. Übermäßige körperliche Anstrengungen, heftige Gemütsbewegungen, Aufregungen müssen tunlichst vermieden werden. Tägliche Spaziergänge, am besten auf ansteigenden Wegen, tragen dazu bei, den Herzmuskel zu kräftigen und die Bildung von Fettgewebe möglichst zu verhüten. Auch systematische Heilgymnastik unter ärztlicher Aufsicht ist zweckdienlich. Möglichst langer Aufenthalt in frischer, am besten Gebirgs- oder Waldluft ist zu empfehlen, langes Schlafen dagegen zu entraten. Die Diät muß genau geregelt werden. Streng verboten sind starke alkoholische Getränke (außer bei Anfällen von Herzschwäche, wo sie zuweilen nötig sein können), Kaffee und Tee, sowie zu reichliches Trinken. Mehlspeisen, Zucker, Kartoffeln werden am besten ganz gemieden, während alle anderen Nahrungsmittel erlaubt und besonders Obst und Gemüse empfehlenswert sind.
Die Behandlung muß natürlich dem Arzt überlassen werden. Wir warnen vor zu energischen Entfettungskuren, weil dadurch das Fettgewebe, in welchem das Herz liegt, zu schnell verschwindet, das Herz seine Stütze verliert und Herzerweiterung, von Herzschwäche begleitet, eintreten kann. Eine vorsichtige Entfettungskur unter ärztlicher Aufsicht kann jedoch in nicht zu weit vorgeschrittenen Fällen völlige Heilung bewirken. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Gold-Präparate, gehörig zerrieben und verdünnt, in dieser Krankheit gute Dienste leisten. Aurum VI—VII, Aur. mur. natr. VI, Aur. jod. IV—VI sind zu empfehlen, auch Phosph. 6—12 ist nach dem Simile-Prinzip angezeigt. Bei Atemnot und Herzschwäche kommen Arnica 2, Arsen. alb. 4—6, Strophant. 4 in Betracht.