Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
27. Bettnässen ist zuweilen eine üble Angewohnheit, meistens jedoch ein krankhafter Zustand, welcher besonders bei blutarmen und nervösen Kindern häufig vorkommt. Am Tage können die Patienten das Wasser ganz gut bei sich behalten, in der Nacht dagegen wird der Urin, meistens in den ersten Stunden nach dem Einschlafen, unwillkürlich gelassen. Blasenschwäche ist gewöhnlich die Ursache, zuweilen sind jedoch Spul- oder Madenwürmer die Veranlassung.
Behandlung. Man gebe dem Kinde abends nichts zu trinken und vermeide schwer verdauliche Speisen vor dem Zubettgehen. Ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen wecke man das Kind auf und veranlasse es, das Wasser zu lassen. An den folgenden Abenden wecke man das Kind jedesmal etwas später auf. Außerdem sorge man dafür, daß die Matratze, worauf das Kind liegt, nicht zu weich und die Bedeckung nicht zu warm ist, und erhöhe das Fußende des Bettes durch Unterschieben von Holzklötzen um 30 Zentimeter. Ferner sind kalte Waschungen des ganzen Körpers und Luftbäder zu empfehlen. Selbstverständlich müssen alle scharf gewürzte und gesalzene Speisen, wodurch viel Durst entsteht, und auch Kaffee, Tee und geistige Getränke vermieden werden. Nur bei wirklicher Faulheit und Gleichgültigheit ist körperliche Züchtigung am Platze. Die wirksamsten homöopathischen Mittel sind folgende: Bellad. 4 bei Knaben; Pulsat. 4 bei Mädchen; Calcar. carb. VI, Ferr. phosph. VI und Sulfur VI bei blutarmen und Skrofulosen Kindern; Sepia VI bei Mädchen bei gleichzeitig vorhandenem Weißfluß; Equiset. hiem. 2, Phosph. 6, Plantago 3 in veralteten Fällen. Diese Mittel müssen 2 mal täglich während einer Woche eingenommen werden, wonach eine Pause eintritt, welche so lange auszudehnen ist, bis die Besserung nicht mehr voranzuschreiten scheint, worauf dasselbe oder ein anderes Mittel genommen wird.