Jacob Voorhoeve |
- |
Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
50. Hüftgelenkentzündung kommt gewöhnlich bei schwachen und skrofulösen, zuweilen jedoch auch bei scheinbar ganz gesunden Kindern im Alter von 2 bis 10 Jahren und zwar bei Knaben häufiger als bei Mädchen vor. Veranlassende Ursachen sind gewöhnlich ein Fall, Stoß oder Schlag, Übermüdung beim Laufen oder Springen und Erkältung beim Sitzen auf kaltem und feuchtem Boden. Anfänglich klagt das erkrankte Kind mehr über Schmerzen im Knie als in der Hüfte, während Schmerzen im Hüftgelenk, welche durch Bewegung schlimmer werden, erst später auftreten. Das Gehen wird immer beschwerlicher, das Kind hinkt förmlich, das kranke Bein ist zuerst scheinbar länger, später in Wirklichkeit kürzer als das gesunde und bei fortschreitender Entzündung entsteht Anschwellung der Hüfte, Fieber und Abmagerung und schießlich bildet sich Eiter, welcher nach außen durchbricht, sodaß im günstigsten Falle ein verkürztes Bein und steifes Gelenk zurückbleiben.
Die Behandlung dieser langwierigen, oft jahrelang dauernden Krankheit muß dem Arzt überlassen werden, da nicht selten operative Maßregeln nötig sind. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, dann kann zuweilen durch absolute Bettruhe, Anwendung von Prießnitzschen Umschlägen, Extensionsverbänden und dem innerlichen Gebrauch von Bellad. 4, Apis 3 oder Mercur. solub. IV völlige Heilung erzielt werden. In chronischen Fällen sind Silicea VI, Sulfur VI—XII, Arsen, jodat. IV—VI, Calcar. jodat. IV, Salzbäder und die Anwendung orthopädischer Apparate angezeigt.