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Jacob Voorhoeve Homöopathie in der Praxis III. Behandlung der Krankheiten und erste Hilfe XII. Kinderkrankheiten

[38. Mandelentzündung]

38. Mandelentzündung kommt bei Kindern so oft vor, daß es bei jedem Fieber, dessen Ursache nicht klar zu Tage liegt, zu empfehlen ist, den Hals zu untersuchen. Dies geschieht auf die einfachste Weise, indem man mit einem Löffelstiel die Zunge herabdrückt, wobei man das Kind "a" sagen läßt, wodurch man einen Einblick in die ganze Mund- und Rachenhöhle mit den Mandeln, dem Gaumen und dem Zäpfchen bekommt.

Bei der gewöhnlichen Mandelentzündung sind diese Teile gerötet, mehr oder weniger angeschwollen und mit Schleim bedeckt. In diesem Falle sind Bettruhe, Gurgeln mit verdünntem Zitronensaft oder Rotwein, nasse Umschläge um den Hals und das Einnehmen von Bellad. 4, alle 1—2 Stunden 5 Tropfen oder Körnchen, genügend, um baldige Heilung herbeizuführen.

Bemerkt man auf den Mandeln kleine weiße Pfropfen, sogenannte Mandelsteine, dann nehme man Mercur. solub. IV, wobei die obengenannten Maßregeln ebenfalls angewendet werden. Die Pfropfen werden durch das Gurgeln erweicht und entfernt. Sie kommen auch bei Erwachsenen vor und werden zuweilen mit Unrecht für Tuberkeln gehalten. Der Arzt kann sie durch eine kleine Operation leicht entfernen.

Gefährlicher und mit heftigeren Beschwerden verbunden ist die Mandelentzündung, welche mit Bildung eines weißlichen oder gelblichen Belags einhergeht. Das Fieber ist dann gewöhnlich höher, das Schlucken verursacht große Beschwerden, es bestehen heftige Halsschmerzen und das Kind macht einen bedeutend kränkeren Eindruck. Man versäume nicht, einen Arzt hinzuzuziehen, besonders wenn der Belag sich auf den Gaumen, das Zäpfchen oder die hintere Rachenwand ausdehnt, da in diesem Falle Diphtherie vermutet werden muß. Die Behandlung bestehe bis zur Ankunft des Arztes in dem Gebrauch von Mercur. solub. IV oder Mercur. corros. 5, welche man bei gleichzeitig vorhandenen, heftigen Halsschmerzen mit Bellad. 4 im Wechsel verabreicht, ferner im Gurgeln mit Honigwasser, dem etwas Zitronensaft zugesetzt wird, nassen Umschlägen um den Hals (kein Eis) oder Einreibungen des Halses mit warmem Olivenöl und schließlich in Anwendung des Bettdampfbades (s. Seite 87) oder der nassen Strümpfe (s. Seite 89). Zuweilen, können noch Apis 3 oder Mercur. cyanat. 5 nötig werden. Über Mandelgeschwür s. Seite 228.



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