Jacob Voorhoeve |
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Homöopathie in der Praxis |
Medizin |
(1908) |
7. Schlaflosigkeit wird durch einen fortwährenden Erregungszustand des Gehirns veranlaßt, wodurch dasselbe nicht zur Ruhe kommen kann. Dieser Zustand kommt bei vielen fieberhaften Krankheiten vor, bei Blutandrang nach dem Kopf, bei Blutarmut und Neurasthenie. Oft ist Überladung des Magens, besonders des Abends, oder der übermäßige Genuß von Kaffee, Tee und Tabak die Ursache. Überanstrengung des Geistes, spätes Aufbleiben, Sorgen, Gemütsbewegungen, ausschweifendes Leben verursachen gleichfalls Schlaflosigkeit. Wird das Übel chronisch, dann leiden sowohl Körper als Geist unter den Folgen, die Kranken magern ab und können infolge nervöser Erschöpfung keinerlei Anstrengung mehr ertragen.
Bei der Behandlung ist es von der größten Wichtigkeit, die Ursache der Schlaflosigkeit zu ergründen, weil dann in vielen Fällen die Heilung »leicht ist. Die Lebensweise muß geregelt und alle schädlichen Einflüsse müssen, wenn möglich, beseitigt werden. Man gehe nie mit kalten Füßen oder vollem Magen zu Bett. Man vermeide schwerverdauliche Speisen, Kaffee, Tee und Wein vor dem Schlafengehen; dagegen ist ein Glas Bier oder Zuckerwasser zu empfehlen. Anstrengende Körperbewegung, wie z. B. gymnastische Übungen, sind ebenso wie kalte Waschungen oder Bäder abends zu vermeiden, dagegen hat ein Zimmerluftbad, ein heißes Fußbad, ein warmes Vollbad oder ein nasser Umschlag um den Magen und den Unterleib oft gute Wirkung. Starke, allopathische Schlafmittel nehme man so wenig als möglich, da diese nur auf kurze Zeit helfen und bei fortgesetztem Gebrauch das Übel verschlimmern. Homöopathische Mittel sind oft sehr wirksam. Ist die Schlaflosigkeit die Folge von Magenüberladung, dann hilft Pulsat. 4, wobei durch ein Klistier für Stuhlgang gesorgt werden muß. Bei Schlaflosigkeit, durch übermäßigen Genuß von Kaffee oder Tabak verursacht, sind Nux vom. 4 oder China 3 angezeigt; bei Schlaflosigkeit nach Gemütsbewegungen: Aconit. 6, lgnatia 3 oder Coffea 3—6; nach einem Schrecken: Opium 6; bei großem Angstgefühl: Arsen. alb. 6; nach Überanstrengung des Kopfes: Coffea 3—6, Cocculus 6, Avena-sativa-Tinktur, 3 mal täglich 10 Tropfen in Wasser; bei Kindern: Aconit. 6, Bellad. 6, Chamom. 6, Coffea 6, Sulfur Vl; bei alten Leuten: Opium 6, Conium 3; während der Schwangerschaft: Hyoscyam. 4, Pulsat. 4, Coffea 4. Sehr gute Resultate haben wir bei nervöser Schlaflosigkeit von dem Einnehmen einer guten Messerspitze von Zinc. valer. III in etwas Zuckerwasser vor dem Schlafengehen gesehen, welches, wenn nötig, in der Nacht noch 1—2 mal wiederholt werden kann.