[1. Akute Nierenentzündung]

1. Akute Nierenentzündung kommt öfters vor im Verlaufe des Scharlachs und der Diphtherie, ferner nach heftiger Erkältung und dem Gebrauch zu starker Arzneien, z. B. Terpentinöl oder Salicylsäure. Die Krankheit fängt an mit Schüttelfrost, Fieber, Rückenschmerzen, zuweilen Erbrechen, erhöhtem Harndrang und spärlichem Abgang trüben, schmutzig-roten, zuweilen blutigen Urins, welcher große Mengen Eiweiß enthält. Das Gesicht ist bleich und aufgedunsen, nach einiger Zeit schwellen auch die Füße und Hände an, und es entwickelt sich eine allgemeine Hautwassersucht. Nimmt die Krankheit einen günstigen Verlauf, dann wird der Harnabgang wieder häufiger und die Wassersucht bildet sich zurück. In ernsten Fällen kann es infolge zurückgehaltener Harnstoffe zu einer Art Blutvergiftung kommen, welche durch Verlust des Bewußtseins, Krämpfe und Lungenlähmung gekennzeichnet ist.

Die Behandlung dieser gefährlichen Krankheit muß natürlich dem Arzt überlassen werden. Für diejenigen, welche ärztliche Hilfe nicht erlangen können, bemerken wir, daß es durch wiederholte Gaben von Aconit. 4 nach Erkältungen, von Arnica 3 nach Verletzungen, von Bellad. 4 bei Scharlach, von Canthar. 6 bei heftigen Schmerzen beim Wasserlassen und von Apis 3 bei Schwellung der Augenlider unter gleichzeitiger Benutzung des auf Seite 87 genannten Bettdampfbads gelingen kann, die Krankheit im Anfang abzuschneiden. Im weiteren Verlaufe sind dann noch Arsen. alb. 5, Hep. sulf IV, Nitr. acid. 4 oder Phosph. 5 und Bäder von 35° C. mit nachfolgender Einwicklung in einer wollenen Decke angezeigt. Über die einzuhaltende Diät haben wir auf Seite 242 das Nötige gesagt. Solange der Urin Eiweiß enthält, kann der Kranke noch nicht als geheilt betrachtet werden und muß sich deshalb sehr in acht nehmen. Über Nierenkrankheit während der Schwangerschaft siehe den 11. Abschnitt.